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Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition)

Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition)

Titel: Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam , Nadine Pueschel , Maximilian Stadler
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wisperte:
    »Mach dir keine Sorgen, wir sind hier in Sicherheit.«
    Tobias wirkte nicht überzeugt.
    »Und was, wenn einer der beiden, Horace oder Ben, der Verräter ist?«, murmelte er. »Wenn er uns heute Nacht an die Zyniks ausliefert?«
    »Ich vertraue beiden. Aber wenn es dich beruhigt: Ich werde wach bleiben. Ich krieg ja sowieso kein Auge zu.«
    Tobias nickte erleichtert. Er wickelte sich in seine Decke, so dass nur noch die Nasenspitze herausschaute. Kurz darauf schlief er tief und fest.
    Matt seufzte und verschränkte die Arme unter dem Kopf. Morgen würde er müde sein, es war dumm, sich nicht auszuruhen. Aber das Gesicht des Torvaderon verfolgte ihn in seinen Träumen. Kaum schlief er ein, sah er wieder vor sich, wie sein Vater vor ihm auftauchte.
    Wie war das möglich?
    Was sollte er tun, jetzt, wo er das eigentliche Antlitz des Ungeheuers kennengelernt hatte?
    Du musst vor ihm fliehen. In ihm steckt nichts Gutes. Das Einzige, was er mit meinem Vater gemeinsam hat, ist das Gesicht und die Stimme, sonst nichts.
    Der Torvaderon war nur ein Nichts, eine Hülle des Leidens, ohne wirkliche Seele. Ein Großteil dessen, was ihn einmal geformt hatte, war ihm entrissen worden, und dieses unvollkommene Wesen irrte nun mit seinem Wahnsinn und seinen Phantomen im Schlepptau auf dieser Welt herum.
    Es ist der Geist meines Vaters!, begriff Matt. Er jagt mich, weil ich das Einzige bin, was er kennt, ich erinnere ihn an die Vergangenheit!
    Eine Sekunde lang erwog Matt, den Torvaderon zu töten, um die Seele seines Vaters zu befreien. Aber dann schlug er sich diese Idee entsetzt aus dem Kopf. Das würde er nicht über sich bringen.
    Matt spürte, dass er verrückt würde, wenn seine Gedanken weiterhin nur um den Torvaderon kreisten. Er musste sich ablenken …
    Matt spähte zu Ambre hinüber, die sich ein Stück weiter weggelegt hatte, als wollte sie auf Abstand zu ihm gehen. Sie wandte ihm den Rücken zu.
    Er hätte sich gern an sie geschmiegt, blieb aber still liegen.
    Er wusste selbst nicht, was am Nachmittag im Tunnel in ihn gefahren war. Die Hitze und die Anspannung hatten ihm offenbar den Kopf vernebelt.
    Es war das Gefühl, dass unsere Tage gezählt sind, dachte er.
    War Ambre wütend auf ihn? Vielleicht sollte er sie einfach nicht darauf ansprechen und so tun, als sei nichts passiert.
    Matt beschloss, sich an Ambres Verhalten zu orientieren.
    Wenn sie nicht darüber sprach, dann würde er es auch nicht tun.
    Ja, so war es am besten.
    Er ahnte nicht, dass Ambre ebenfalls wach lag und in die Dunkelheit starrte.

    Im Morgengrauen steuerten Horace und Ben die Dschunke aus dem Tunnel. Bald brannte die Sonne gleißend vom Himmel.
    Erleichtert kamen die Pans unter der Plane hervor und wuschen sich abwechselnd hinter einer kleinen Trennwand im hinteren Teil des Schiffes.
    Matt blickte mehrmals verstohlen zu Ambre hinüber, aber sie ignorierte ihn den ganzen Vormittag über.
    Am Ufer zogen bunte Wälder vorüber. Obwohl es noch lange nicht Herbst war, hatten sich die Blätter bereits braun, rot oder gelb verfärbt. Vereinzelt ragten fahle Klippen in die Höhe, und auf den schroffen Felsen kämpfte sich hie und da etwas Grün durch.
    Die Talbecken von Wyrd’Lon-Deis war ringsum von steilen Steinwänden umgeben, fast so, als hätte ein Riese unüberwindliche Mauern darum errichtet.
    Ben zeigte nach Süden.
    »Warum ist der Himmel dort rot? Man könnte meinen, der Horizont brennt.«
    »Das war schon so, als wir das erste Mal hierhergekommen sind«, antwortete Matt.
    »Die Zyniks glauben, dass es das Blut Gottes ist, das unsere Sünden ertränken soll«, erklärte Tobias, der sich an die Worte des Unschuldstrinkers erinnerte.
    »Das wollen wir doch mal nicht hoffen«, sagte Matt und wandte sich ab.
    Horace rief ihn zu sich:
    »Da vorn teilt sich der Fluss! Welche Richtung soll ich einschlagen?«
    Matt lief zum Bug und starrte auf die beiden Flussarme.
    »Keine Ahnung«, gestand er.
    »Fahr nach rechts«, schlug Ben vor. »Wenn wir immer die rechte Abzweigung nehmen, verirren wir uns nicht so leicht.«
    Horace klatschte in die Hände und packte das Ruder.
    »Jetzt können wir nur noch beten, dass wir die richtige Wahl getroffen haben«, sagte er.

    Keine Straße in Sicht, kein Dorf, nicht einmal ein Häuserdach. Außer ihnen schien es weit und breit keine Menschenseele zu geben.
    Als ein tiefes Grollen aus dem Wald ertönte, stürzten alle zu ihren Waffen.
    Mehrere Bäume wackelten, ein Schwarm schwarzer Vögel stob auf, und

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