Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition)
Pans vermeinten fast die Hammerschläge auf dem heißen Stahl zu hören.
Malronce’ Waffenschmiede arbeiteten Tag und Nacht, und die Öfen lieferten ununterbrochen Nachschub für die Kriegsmaschinerie, als sollten alle Pans auf einmal mit flüssigem Metall übergossen werden.
Der Anblick machte ihnen Angst. Hastig liefen sie den Hang hinab bis zu einem Weg aus rosa Pflastersteinen, der zum Platz vor dem Schloss führte. Sie schlichen nacheinander zu einer kleinen Wiese, über die sie ganz nah an die Burg herankommen konnten, als Matt plötzlich wie vom Blitz getroffen stehen blieb.
In der Mitte des Platzes stand eine offenbar neu errichtete, strahlend weiße Statue. Sie thronte über fünf Meter hoch auf einem Sockel aus Obsidian.
Die Statue einer Frau in einer weiten Robe, die alles verbarg außer ihrem bleichen Gesicht.
Malronce.
In Matts Kopf drehte sich alles. Er starrte die Statue an, die kühl in die Ferne blickte.
Jetzt, wo er sie sah, schien es ihm vollkommen logisch.
Warum hatte er es nicht schon längst geahnt?
Nach den Ereignissen im Torvaderon hätte er es wissen müssen.
Malronce, die Königin der Zyniks, hatte das Gesicht seiner Mutter.
37. Die Geheimnisse des Körpers
M att kniff die Augen zu.
Gleich würde er aufwachen.
Das alles war nur ein Traum. Es konnte nicht anders sein. Seine Eltern verkörperten die beiden feindlichen Lager.
Und sie waren zu allem bereit, um ihn zu sich zurückzuholen.
Das ist bloß ein langer Traum, ich bin doch nicht der Nabel der Welt, das können nicht meine Eltern sein. Wenn ich mich kneife, werde ich aufwachen und in meinem Bett in unserer Wohnung in Manhattan liegen. Papa und Mama werden aufhören, sich ständig anzuschreien, sie werden die Scheidungspapiere unterzeichnen, ich werde unter der Woche bei dem einen wohnen und die Wochenenden bei dem anderen verbringen, und alles wird gut.
Er zwickte sich, bis er blutete. Doch das änderte nichts.
Dann fiel er auf die Knie.
Wie war das nur möglich?
»Matt?«, rief Ambre besorgt. »Komm weiter, sie werden uns entdecken!«
Matt hörte sie wie aus weiter Ferne. Alle seine Überzeugungen waren ins Wanken geraten, er konnte und wollte nicht mehr, er fühlte sich plötzlich vollkommen leer. Das war einfach zu viel für ihn.
»Matt!«, rief Ambre noch einmal. »Was ist los mit dir?«
Tobias zeigte auf die Statue.
»Ich glaube, das ist seine Mutter«, sagte er. »Ich erkenne sie wieder.«
»Seine Mutter? Aber … wie ist das möglich?«
»Keine Ahnung, aber Matt geht es gerade nicht gut. Los, wir müssen ihn vom Weg runterziehen, er schafft es nicht aus eigener Kraft.«
Zu mehreren hoben sie ihn hoch und trugen ihn weg. Als Matt blinzelte und aus seiner Trance erwachte, überquerten gerade zwei Soldaten eine Brücke und marschierten auf ihrer Höhe vorbei.
»Uff, das war knapp!«, flüsterte Tobias.
Matt wandte sich an ihn.
»Du hast sie auch erkannt, nicht wahr?«
Tobias nickte düster.
»Malronce ist deine Mutter?«, fragte Horace ungläubig.
»Dann sind wir vielleicht gerettet!«, rief Neil begeistert. »Wir brauchen nur zu ihr zu gehen, damit sie dich wiedererkennt!«
»Ich darf dich daran erinnern, dass sie uns den Krieg erklärt hat«, meinte Horace.
»Wenn sie ihren Sohn sieht, ist das sicher ein Riesenschock für sie, der sie zum Umdenken bewegen könnte!«
Tobias schüttelte den Kopf.
»Sie erinnert sich ja schon an ihn«, sagte er. »Überall in den Städten der Zyniks hängen Steckbriefe mit Matts Gesicht. Und das hat sie uns gegenüber auch nicht milde gestimmt, im Gegenteil. Ich habe gesehen, was sie mit den Pans anstellen, wie sie ihnen Nabelringe verpassen. Und was haben sie mit Ambre vor, wenn sie sie fangen? Sie wollen ihr die Haut abziehen! Nein, Malronce ist alles andere als eine freundliche und verständnisvolle Frau.«
Die anderen protestierten, aber Matt brachte sie zum Schweigen:
»Wir müssen in das Schloss einbrechen und das Steinerne Testament finden, wie geplant. Danach fliehen wir, und zwar so schnell und so weit wie möglich.«
Die Zugbrücke wurde von zwei Männern in Rüstung bewacht.
Die Mauern waren viel zu hoch. Ohne Seile konnte niemand außer Chen sie bezwingen. Horace schlug die harte Methode vor, um keine Zeit zu verlieren.
Tobias schoss zwei Pfeile ab, Ambre lenkte sie, und die beiden Männer brachen lautlos zusammen.
Die Pans betraten die Eingangshalle und sahen sich nach einer Treppe um.
Nachdem sie drei völlig leere Säle durchquert hatten,
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