Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition)
Tür zum Turmzimmer.
Die Tür öffnete sich umgehend. Matts Schwertspitze tauchte auf.
»Ich bin es!«, rief Tobias. »Wir haben Besuch!«
»Wir haben das Horn gehört und wollten sowieso gerade runterkommen.«
»Habt ihr etwas entdeckt?«
Matt und Ambre wechselten einen raschen Blick.
»Ich erkläre euch alles, sobald wir hier raus sind«, sagte Matt, während sie die Stufen hinabliefen.
»Warte! So leicht ist das nicht. Die Königin hat den Thronsaal verriegeln lassen und will uns irgendwas auf den Hals hetzen.«
»Irgendwas?«, fragte Ambre.
»Sie nennt es die Horde der Seelenlosen, und sogar die Zyniks haben Angst davor!«
Die Gemeinschaft der Drei stieß zu den anderen Pans, die einen Schreibtisch, eine Kommode und mehrere Stühle als Barrikade vor der Tür aufgestapelt hatten.
»Aus den Gemächern der Königin«, erklärte Chen. »Nur Waffen haben wir dort nicht gefunden.«
Matt ging hinein.
»Die Wohnung meiner Mu… von Malronce«, sagte er.
»Die Tyrmadra«, flüsterte Tobias. »Die Tyrmadra und der Torvaderon …«
»Was sagst du da?«
»Die Tyrmadra, das ist ein Name, den ich einmal gehört habe, als ich im Torvaderon war. Er wollte ihr zuvorkommen, sie besiegen. Ich glaube, dass er Malronce so nennt: die Tyrmadra.«
Matt bohrte seine Schwertspitze in einen Teppich und schob ihn beiseite.
»Was machst du da?«
»Ich suche einen Geheimgang. Im Zimmer der Königin muss es so was doch geben!«
»Matt, das ist kein richtiges Schloss, das war … Das hier war Disneyworld, schon vergessen? Hier gibt es keine geheime Falltür oder falsche Spiegel!«
Matt hörte nicht hin und sah hinter jedem Möbelstück nach, in jedem Winkel. Umsonst.
Plötzlich vernahmen sie einen dumpfen Stoß, der den ganzen Raum zum Beben brachte, gefolgt von dem Splittern von Holz.
»Sie kommen!«, brüllte Ben.
Matt hob sein Schwert. Seine Hände umklammerten den Griff, er konnte den Stahl fast riechen.
Die Angst und Verwirrung, in die ihn der Anblick der Statue gestürzt hatte, waren wie weggeblasen; er dachte nur noch an den bevorstehenden Kampf gegen die Schergen der Königin.
Töten, um seinen Zweifel auszulöschen. Um sie für das zu bestrafen, was er gerade durchmachte. Um sich zu rächen.
Nun würde er seine böse Seite zum Ausdruck bringen und seiner Lust an der Gewalt freien Lauf lassen, als wären Malronce und ihre Henkersknechte für all das verantwortlich, was er seit dem Sturm hatte erdulden müssen.
Sein Gesicht veränderte sich. Die Furcht verschwand. Machte ungeheurer Entschlossenheit Platz.
Die Barrikade gab nach.
Die Pans wichen zurück. Was da durch die Tür brach, ließ sie vor Entsetzen erstarren.
Die Horde.
39. Die Horde
A ls die Türflügel zerbarsten, stand Matt mit erhobenem Schwert mitten im Thronsaal.
Sechs Wesen stürzten in den Raum, zum Teil auf allen vieren, zum Teil aufrecht. Sie waren von menschlicher Gestalt, ihre Arme und Beine steckten in schwarzen Stahlhüllen, die mit spitzen Zacken versehen waren, und sie trugen weite, zerrissene Tuniken, die sie wie die Geister von Rittern aussehen ließen.
Von den Schultern aufwärts sahen sie aus wie ein Zwitterwesen aus Mensch und Hund. Ihre verwinkelten Eisenhelme schützten einen monströsen Kopf mit langer Schnauze, kräftigen Kiefern und hoher Stirn.
Sie begannen sofort, laut zu schnüffeln und die Mäuler zu recken.
Der Erste richtete sich hoch auf, neigte sein Gesicht – oder das, was ihm als Gesicht diente – zur Seite und blickte Matt an.
Der Junge glaubte zwei gelbe Augen unter der unförmigen Maske zu erkennen, die ihn interessiert und … gierig musterten.
Dann fiel das Wesen auf alle viere und machte einen gewaltigen Satz auf ihn zu.
Matt versuchte nicht, dem Zusammenstoß auszuweichen, im Gegenteil: Er stellte sich breitbeinig hin und lauerte auf den richtigen Moment, um zuzuschlagen.
Einen Sekundenbruchteil später war der Seelenlose über ihm, und Matts Klinge sang wie geschliffenes Kristallglas.
Sie bohrte sich an der Schulter in die Rüstung, zerfetzte das Fleisch und ließ eine Fontäne purpurner Flüssigkeit aufspritzen.
Der Arm des Seelenlosen fiel zu Boden, und die Kreatur stolperte mit einem Knurren. Sofort verbreitete sich ein übler Geruch.
Kaum hatte Matt sein Schwert zurückgezogen, stand auch schon ein weiterer Seelenloser vor ihm und zerriss ihm mit seinen stahlbewehrten Krallen das T-Shirt, um sich einen Weg zu seinem Herzen zu bahnen. Das Unmögliche geschah: Die Krallen fuhren durch
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