Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition)
bewegen«, räumte Matt ein.
»Wir bräuchten einen Köder«, meinte Ben nachdenklich.
»Aber niemanden von uns«, erwiderte Matt sofort. »Ich habe die Schattenfresser in Aktion erlebt, ich habe sogar gegen sie gekämpft. Das wäre der reine Selbstmord!«
»Selbst wenn ich auf Taker reite?«
»Irgendwann erwischen sie dich. Das kommt nicht in Frage!«
Da schreckte sie das Kreischen eines Seelenlosen auf.
»Sie werden noch vor Tagesanbruch hier sein«, sagte Chen und zitterte.
»Die Schattenfresser rühren sich nicht vom Fleck«, bemerkte Ben.
»Weil die Horde noch zu weit weg ist. Sobald sie uns eingeholt hat, werden sie ihre Höhlen verlassen und sich auf unsere Schatten stürzen.«
Plötzlich kam Plusch zu ihm und leckte ihm über die Wange. Sie setzte sich vor ihn hin und blickte ihn aus ihren braunen Augen an.
»Was ist denn los?«, fragte Matt.
Plusch drehte den Kopf in Richtung Felswand. Dann wandte sie sich um, packte den Riemen ihrer Taschen mit den Zähnen und zerrte daran.
»Du willst, dass ich dir die Sachen abnehme? Jetzt ist nicht der Augenblick, um …«
Auf einmal sah Matt die traurige Entschlossenheit in den Augen seiner Hündin und begriff.
»O nein! Auf gar keinen Fall! Du wirst dich nicht als Köder hergeben!«
Plusch zeigte keine Regung, blickte ihn nur unentwegt an.
Tobias trat neben ihn.
»Ich kenne diese Haltung, Matt. Sie hat ihre Entscheidung bereits getroffen.«
»Das kommt nicht in Frage! Ich werde Plusch nicht opfern!«
»Das liegt nicht mehr in deiner Macht. Sie wird sich nicht umstimmen lassen«, sagte Tobias sanft.
Der Blick der Hündin wanderte blitzschnell von Tobias zu Matt, als wolle sie ihrem Herrchen zu verstehen geben, dass er auf seinen Freund hören solle.
»Nein, das hat sie nicht zu entscheiden!«
Über Matts Wange lief eine Träne. Plusch reckte den Hals vor und leckte sie ab. Ihre Schnauze bebte, und sie warf einen kurzen, unruhigen Blick in Richtung Süden.
»Die Horde kommt näher«, übersetzte Tobias.
Gus, Ambres Bernhardiner, trottete zu Matt und gab ihm einen freundlichen Stups mit der Schnauze. Plusch sah erst den Hund, dann Matt an.
Es brach Matt das Herz, als er begriff, dass Plusch den Stab an Gus weiterreichte. Sie wusste, dass sie nicht mehr zurückkehren würde, und vertraute ihr Herrchen einem der Ihren an.
Er konnte nichts dagegen tun. Nichts und niemand würde sie davon abhalten, sich den Schattenfressern entgegenzuwerfen. Langsam begann er, die Riemen ihrer Taschen zu lösen, und zögerte den Moment des Abschieds so lange wie möglich hinaus. Er strich zärtlich über ihr dickes Fell, entwirrte einen kleinen Knoten hinter ihren Ohren und gab ihr einen Kuss auf die Schnauze. Sie wedelte mit dem Schwanz.
Matt weinte lautlos.
Er drückte Plusch an sich. Dann trat er einen Schritt zurück.
Mit einem Satz sprang sie auf das Feld hinaus.
Gus leckte Matt kurz über die Wange.
Plusch lief quer durch die Wiese.
Auf einmal schossen die Schattenfresser aus ihren Löchern wie riesige Fledermäuse mit weißen Köpfen, sausten etwa einen Meter über der Felswand dahin und stießen auf die Hündin nieder.
Plusch wartete, bis sie nur noch fünfzig Meter entfernt waren, dann machte sie kehrt und hetzte auf den Tannenwald zu. Die Schattenfresser änderten gleichzeitig die Richtung, als wären sie ein einziges Wesen, und innerhalb weniger Sekunden waren sie auf der Jagd nach Plusch im Wald verschwunden.
»Jetzt!«, befahl Ben.
Die Pans rannten über die Wiese und schlüpften durch das erste Loch, das sie erreichen konnten. Tobias holte sofort seinen Leuchtpilz hervor, um seine Kameraden in der Dunkelheit zu führen.
Matt folgte als Letzter. Er ließ Gus den Vortritt und drehte sich noch einmal um.
Plusch kam gerade wieder aus dem Wald. Mehrere Schattenfresser waren ihr dicht auf den Fersen. Die Hündin fuhr herum, stürzte sich auf den ersten Verfolger und biss ihm den Kopf ab. Der zweite hatte kaum die Zeit, auf seinen langen Krallen zu landen, da riss Plusch ihm erst den einen, dann den anderen Flügel ab. Doch die Ungeheuer segelten von allen Seiten heran. Ihre großen gelben Augen weiteten sich gierig, und ihre abartigen Mäuler offenbarten mehrere Reihen kleiner spitzer Zähne.
Plusch enthauptete einen Schattenfresser, der auf sie zustakte, mit einem wütenden Pfotenhieb, dann schlossen sich ihre Fangzähne um die blasse Haut eines Kopfes, der sich zu weit vorgewagt hatte. Auch die drei nächsten Angreifer fielen tot zu
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