ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)
konzentrieren müssen!«
»Wenn du atmest, versorgst du deinen ganzen Körper mit Luft, von Kopf bis Fuß, und trotzdem weißt du nicht, wie du das machst, es geht automatisch, wie ein Reflex. Tja, genauso, glaube ich, funktioniert es mit der Alteration!«
»Dann ist sie also doch etwas ganz Natürliches und keine furchtbare Mutation?«
»Im Gegenteil, sie ist Teil der Evolution! Als unsere fernen Vorfahren, die Affen, keine Lust mehr hatten, sich in der Savanne ständig aufrichten zu müssen, um über das hohe Gras zu blicken, fingen sie einfach an, immer länger auf zwei Beinen zu laufen. Ihr Körper hat sich an diese neue Haltung angepasst, ihr Skelett hat sich verändert und so weiter. Dasselbe geschieht heute mit euren Gehirnen, nur dass sich diese Entwicklung innerhalb weniger Monate vollzieht anstatt über mehrere Jahrtausende hinweg! Es gibt nur einen Unterschied: Die Evolution der menschlichen Rasse war bisher durch unsere Umgebung und durch unseren Überlebenswillen bedingt. In gewisser Weise haben wir uns selbst ausgesucht, wie wir uns entwickeln wollten. Diesmal ist es umgekehrt! Der Impuls ist eine Art direkter Kontakt mit dem Kern der Erde, der Mutter jeder Evolution.«
»Eine Mutter, die ihre Kinder hat aufwachsen lassen, ohne jemals einzugreifen, und die ihnen heute eine Ohrfeige verpasst, weil sie zu weit gegangen sind?«
»Einen besseren Vergleich hätte ich auch nicht finden können! Eine unendlich geduldige Mutter, der wir den Respekt versagt, ja, die wir sogar beleidigt haben.«
»Was die Alteration betrifft, haben wir also nichts zu befürchten?«
»Gefährlich ist sie jedenfalls nicht. Im Gegenteil, ihr müsst sie nutzen und daran arbeiten, bis ihr sie perfekt beherrscht. Sie wird eure Zukunft bestimmen.«
Sie diskutierten noch eine Stunde lang, bis der alte Mann entschied, dass es Zeit war, sich schlafen zu legen. Er dankte Ambre für ihren Besuch und lud sie ein, bald wiederzukommen. Ambre brachte den Verräter und den bevorstehenden Angriff der Zyniks lieber nicht zur Sprache. Sie hatte erkannt, dass Carmichael diese niederen menschlichen Machenschaften leid war und sich nicht mit Konflikten auseinandersetzen wollte. Und was könnte er schon tun, außer sich um seine kleinen Neffen Sorgen zu machen?
Sie schloss die Geheimtür hinter sich und trat in die kühle Nacht. Außer dem Summen der Insekten und den Rufen einer Eule in der Ferne war alles still. Die Ruhe tat ihr gut.
Ambre hatte kaum fünfzig Meter zurückgelegt, als sie hinter sich ein gewaltiges Flattern hörte. Sie drehte sich um und sah Dutzende schwarzer Punkte, die vom Dach des Kraken aufflogen und wirbelnd in den Himmel stiegen.
Dann stürzten sie sich auf sie.
42. Ein Plan
D ie ganze Insel schlief. Sogar der Mond war verschwunden und ließ einen schwarzen Himmel zurück.
»Psssst! Psssst! Matt … Matt, wach auf.«
Matt öffnete langsam die Augen und blinzelte.
In der Dunkelheit zeichnete sich nach und nach Ambres Gesicht ab. Matt erkannte sie zunächst an ihrem Haar, dann an dem zarten Duft. Sie beugte sich über ihn, nur wenige Zentimeter von ihm entfernt. Matt fühlte sich so benommen, als hätte er kaum eine Stunde geschlafen.
»Wie … Wie spät ist es?«, fragte er.
»Ungefähr ein Uhr morgens.«
»Was tust du hier?«
»Ich bin von den Fledermäusen angegriffen worden.«
Matt war auf einen Schlag hellwach. Tobias grunzte in seinem Bett und holte sein Stück Leuchtpilz, das in seiner Nachttischschublade lag. Ein weißes Licht verbreitete sich im Zimmer.
»Ambre? Bist du das?«
Sie nickte.
»Ich muss heute Nacht hier schlafen. Ich kann nicht in die Hydra zurück, da draußen lauern die Fledermäuse.«
»Ich … Ich dachte, die gehen nur auf Matt los?«
»Irrtum, mein Lieber«, sagte Ambre und hob ihren linken Unterarm, um den sie einen dicken Verband gewickelt hatte. »Ich war schon auf der Krankenstation, um meine Kratzwunden zu verbinden. Sie sind nicht besonders tief, tun aber ganz schön weh. Ich bin vorhin zum alten Carmichael gegangen, nachdem alle anderen eingeschlafen waren. Als ich wieder rauskam, war weit und breit nichts zu sehen. Ob ihr es glaubt oder nicht, die Fledermäuse haben in aller Seelenruhe auf dem Dach des Kraken gewartet. Kaum war ich ein paar Schritte aus der Tür, sind sie auf mich los. Zum Glück habe ich sie kommen hören. Bis zur Hydra war es viel zu weit, aber ich habe es wieder in den Kraken geschafft, bevor sie mich in Stücke reißen konnten.«
»Nimm mein
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