ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)
grollte, hob er entsetzt den Kopf. Schwere Schritte näherten sich. Matt gelang es, sich mitsamt seiner Ausrüstung über den Teppichboden in die Wohnung zu rollen, so dass Tobias die Tür zuwerfen und sämtliche Riegel vorschieben konnte.
»Dieses Teil hat gerade die andere Wohnungstür zerlegt, wir müssen hier weg!«, schrie Matt.
»Meine-Eltern-haben-die-Tür-nach-dem-Einbruch-letztes-Jahr-ersetzen-lassen-die-hier-ist-gepanzert-glaubst-du- das-reicht?«, fragte Tobias, ohne einmal Luft zu holen.
Matt stand auf.
»Das werden wir gleich sehen.«
Und tatsächlich fing die Tür an zu beben, als sich etwas mit aller Kraft dagegenwarf.
»Was ist das für ein … Ding?«, fragte Matt. »Es sieht aus wie dieser zerknitterte Hund, der mit zu viel Haut, wie ein …«
»Shar-Pei«, ergänzte Tobias mit angstverzerrtem Gesicht.
»Genau. Wie ein Mann mit der Haut eines Shar-Pei, der die Krätze hat. Er hat Pusteln am ganzen Körper!«
Tobias starrte ihn mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen an, und seine Hände zitterten.
»Oh, Tobias, alles klar?«
Tobias nickte. Matt begriff, dass er unter Schock stand.
»Hast du gesehen, was draußen los ist?«, fragte der Jüngere.
»Allerdings, da komme ich ja her.«
»Ist das … der Weltuntergang?«
Matt schluckte. Was sollte er antworten? Was wusste er schon groß darüber, was das war? Er zögerte. Seinem Freund ging es nicht gut. Zumindest schlechter als ihm selbst. Er musste ihm ein Vorbild sein.
»Nein, nein, wir sind ja noch da. Wenn das der Weltuntergang wäre, würden wir uns jetzt nicht unterhalten, oder?«
Tobias nickte wieder, aber er schien nicht überzeugt. Er wies auf die Tür, die zur Küche führte.
»Da drin ist noch so ein Mutant . Er war schon da, als ich heute früh aufgewacht bin. Ich habe es geschafft, ihn einzusperren, bevor er rauskommen konnte.«
Diesmal sperrte Matt die Augen weit auf.
»Was? Sie sind also zu zweit?«
»Der in der Küche ist weniger aggressiv, aber er hat ein Messer nach mir geworfen. Ich glaube, sie sind … ungeschickt.«
Jetzt, da die Anspannung ein wenig nachgelassen hatte, sprach Tobias langsamer.
»Du, Matt, ich habe ein komisches Gefühl dabei. Weißt du, als ich heute Morgen gesehen habe, wie er Sachen aus dem Kühlschrank in sich reingestopft hat, da … da hatte ich den Eindruck, dass es mein Vater ist.«
Seine Augen füllten sich mit Tränen.
Matt sah ihn sprachlos an.
»Er hatte die gleichen Sachen an«, erklärte Tobias und begann endgültig zu weinen. »Es war ein schwarzer Shar-Pei-Mann in den Klamotten meines Vaters! Verstehst du?«
Da tat Matt etwas, das er unter normalen Umständen für unmöglich gehalten hätte: Er nahm seinen Freund in die Arme und klopfte ihm sanft auf den Rücken.
»Wie würde mein Großvater sagen: Komm, heul dich aus, danach geht’s dir besser, das ist wie beim Furzen.«
Tobias bekam einen Lachkrampf, der ziemlich hysterisch klang.
»Aber ich weiß nicht, ob man einem ›verkalkten Republikaner‹ glauben kann«, fügte Matt hinzu und ließ ihn los.
Tobias musste sich zuerst einmal beruhigen, bevor er antworten konnte.
»Was soll denn das sein, ein ›verkalkter Republikaner‹?«
»Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung.«
Sie platzten wieder los, aber das Lachen verschaffte ihnen keine Erleichterung. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt.
»Wir müssen irgendwie hier rauskommen«, meinte Matt, als sie sich wieder eingekriegt hatten. »Irgendwann bricht der … Mutant, wie du es nennst, durch die Tür, und dann stecken wir in der Klemme.«
»Und wo willst du hin?«
»Wenn wir beide noch da sind, hat es Newton vielleicht auch geschafft.«
»Und dann?«
»Keine Ahnung, Tobias, das werden wir schon sehen, alles zu seiner Zeit. Erst mal müssen wir hier weg. Gibt es von hier einen Zugang zu den Nottreppen an der Außenseite des Gebäudes?«
»Nein, dafür muss man durch die Abfallkammer, und die liegt auf dem Flur. Und da steht uns der Mutant im Weg.« Dann leuchteten seine Augen kurz vor Freude auf. »Doch, Moment! Durch das Klofenster kann man auf den Treppenabsatz springen.«
Matt bemerkte plötzlich, dass kein einziges Fenster zerbrochen war.
»Hat es bei dir nicht geblitzt?«
»Heute Nacht? Und wie! Nicht in der Wohnung, aber überall in der Stadt, und über unserem Haus hat es geknallt wie verrückt. Irgendwann gab es einen so gewaltigen Blitz, dass ich das Bewusstsein verloren habe. Ich bin erst vorhin wieder aufgewacht. Nichts geht mehr,
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