ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)
heißt es?«
»Ach, das da?«
Doug wirkte nervös. Er kratzte sich im Nacken.
»Das war das Haus des Minotaurus. Aber … seit dem Sturm nennen wir es nicht mehr so.«
»Warum?«
Doug atmete tief ein, ehe er antwortete.
»Weil es dort spukt.«
»Spukt? Gibt es dort Gespenster?«
»Das wissen wir nicht. Manchmal steigt grüner Rauch aus den Türmen, und nachts treibt sich ein seltsames Wesen darin herum.«
Matt starrte fasziniert hinüber. Eins war klar: Die Welt war immer überraschender.
»Und wie heißt es seither?«
Doug musterte ihn, dann warf er einen kurzen Blick in Richtung des Gebäudes mit dem hohen Turm, der wie ein Leuchtturm aussah, und sagte:
»Es hat keinen Namen mehr. Wir reden nicht mehr darüber, das ist alles.«
Jetzt begriff Matt, warum Doug von seinem Bruder verbessert worden war, als er von sieben Villen gesprochen hatte. Er betrachtete die eindrucksvolle Festung mit ihren kantigen, fensterlosen Türmen und dem schmucklosen Hauptgebäude, das nur wenige dunkle Öffnungen aufwies. Selbst am helllichten Tag musste es da drin verdammt dunkel sein. Wer kam nur auf die Idee, sich ein solches Haus zu bauen?
»Komm, für heute bist du genug gelaufen. Tobias ist bestimmt mit seiner Putzrunde fertig. Er kann es gar nicht erwarten, dich zu sehen.«
Bevor er hinter Doug die Treppe hinunterging, warf Matt noch einen letzten Blick auf das Spukhaus. Er hatte das seltsame Gefühl, dass man es von Anfang an gebaut hatte, um etwas zu verbergen. Die mächtigen Mauern verkündeten jedem, der sich ihnen näherte, dass hier niemand einfach so wohnte, sondern sich verschanzt hatte. Oder war es eher darum gegangen, etwas am Ausbrechen zu hindern? Nein, das ist idiotisch, so etwas würde doch niemand tun.
Da strich hinter einem der Fenster ein Schatten vorüber, als wollte er Matt eines Besseren belehren.
Matt erstarrte. Irgendetwas sagte ihm, dass er beobachtet wurde, was auch immer sich an diesem unheimlichen Ort verbergen mochte.
Aber ehe er den Mund öffnen konnte, war die Gestalt verschwunden.
17. Inselpanorama
M att fand Tobias im ersten Stock in einem kleinen, gemütlichen Salon mit lackierten Holzmöbeln und Sesseln mit rotem Samtüberzug. Plusch saß bei ihm. Als Matt ihr die Arme um den Hals legte, leckte sie ihm zur Begrüßung das Gesicht ab. Er hatte ganz vergessen, wie groß Plusch war.
Er ließ sich in einen Sessel fallen, um sich auszuruhen, und schwärmte sofort von der Insel, der guten Organisation und dem Erfindungsreichtum der Gemeinschaft.
»Doug und sein Bruder haben mir gesagt, dass man inzwischen mehr über die neue Welt weiß«, sagte er. »Was denn?«
Tobias’ Miene verfinsterte sich, als zögen auf einmal Wolken über ihm auf.
»Also … Wir wissen jetzt mit Sicherheit, dass es drei verschiedene Gruppen gibt«, begann er vorsichtig. »Drei Arten von … Überlebenden. Wir, die Kinder und Jugendlichen, die Erwachsenen und …«
»Es gibt noch mehr Erwachsene, die überlebt haben? Der Typ im Laden war also nicht der einzige? Super! Haben irgendwelche Kinder ihre Eltern wiedergefunden?«
Tobias schüttelte energisch den Kopf.
»Das ist überhaupt nicht super, um ehrlich zu sein. Seit dem Sturm sind die Erwachsenen irgendwie gewalttätig. Mehr wissen wir im Moment nicht. Sie scheinen sich wie wir zusammengeschlossen zu haben, aber wir haben schon länger keine mehr gesehen. Wir haben keine Ahnung, wo sie stecken und was sie tun, außer dass sie jeden Jugendlichen angreifen, der ihnen über den Weg läuft. Wir dürfen ihnen nicht mehr vertrauen.«
»Du meinst, dass … sie nicht mehr so sind wie früher? Seid ihr sicher?«
»Ja, Matt. Es gibt keinen einzigen Erwachsenen mehr, dem man vertrauen kann. Sie haben sich alle völlig verändert. Sie sind hinterlistig und gewalttätig.«
»Aber wie ist das möglich? Weiß man, wer sie sind? Und was ist mit unseren Eltern?«
»Keine Ahnung. Das weiß niemand. Einige Erwachsene haben den Sturm überlebt und sind seither nicht mehr dieselben, das ist alles, was wir im Moment sagen können. Sie führen sich fast wie Wilde auf. Und … sie scheinen uns Kinder und Jugendliche zu hassen.«
Matt sank in sich zusammen und starrte dumpf vor sich hin. Tobias klopfte ihm tröstend auf die Schulter.
»Ich dachte, dass wir eines Tages unsere Eltern wiedersehen würden«, gestand Matt.
»Es tut mir leid.«
»Fühlt ihr euch nicht mutterseelenallein?«
Tobias schüttelte den Kopf.
»Nein, eigentlich nicht. Wir haben hier eine
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