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ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)

ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)

Titel: ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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Schein der Flamme, die alle Pflanzen aschgrau aussehen ließ, stiegen sie vorsichtig über die wirren Knäuel der Brombeerranken und duckten sich unter den niedrigen Ästen der Bäume hindurch, die ihnen immer wieder ins Gesicht schlugen.
    »Niemand kümmert sich um diesen Weg«, beschwerte sich Ambre, die als Vorhut die meisten Hindernisse zu bewältigen hatte.
    Unzählige nächtliche Insekten schwirrten und surrten um sie herum. Dann erblickten sie hinter einer Dornenhecke den Eingang des Spukhauses. Ein paar Stufen führten zu dem von Säulen eingerahmten Portal, über dem eine Fensterrose prangte. Die ausgebleichten Mauern bildeten eine imposante Festung, aus der sich die wuchtigen viereckigen Türme erhoben.
    »Es hat keinen Sinn, den höchsten Turm hinaufzuklettern«, meinte Ambre. »Er liegt auf der anderen Seite des Hauses. Ich denke, es reicht, wenn wir in einen von denen hier steigen. Von da oben haben wir einen guten Blick auf den Kraken.«
    Matt lief die Stufen hoch und rüttelte am Griff der schweren Eingangstür. Erst als er sich mit seinem ganzen Gewicht dagegenstemmte, schwang sie mit einem schaurigen Quietschen auf.
    Hinter ihm hob Ambre die Lampe in die Höhe und leuchtete ins Innere:
    Vor ihnen lag eine kahle Eingangshalle mit dem längsten Teppich, den Matt in seinem Leben je gesehen hatte, mehreren Türen und einer Wendeltreppe, die in einen der Türme führte.
    Während sie auf die Treppe zugingen, sah sich Tobias immer wieder ängstlich um.
    Einige Stockwerke höher erreichten sie einen verstaubten Saal mit einem Billardtisch und einer Theke, auf der volle Schnapsflaschen standen. Sie gingen einen Korridor entlang, bis sich der Weg auf einmal gabelte.
    »Wohin jetzt?«, flüsterte Matt.
    Ambre seufzte.
    »Woher soll ich das wissen? Ich war noch nie hier!«
    Sie liefen auf gut Glück weiter und durchquerten zwei weitere Säle. In dem einen waren bedrohlich wirkende Rüstungen mit Schwertern und Streitkolben ausgestellt, in dem anderen standen unzählige Safaritrophäen: Von überall starrten ihnen ausgestopfte Löwen, Tiger und Nashörner entgegen, und an den Wänden hingen ein Dutzend Antilopenhäupter. Mehrere leere Haken verrieten, dass die Sammlung einst noch bedeutender gewesen war. Nichts regte sich. Wenn es hier wirklich spukte, dann ließ sich das Haus jedenfalls Zeit, bevor es sein geisterhaftes Innenleben offenbarte. Es will uns in die Falle locken!, dachte Matt. Es greift erst an, wenn wir uns rettungslos verirrt haben!
    Und wieder das gleiche Spiel: Korridore, Gabelungen, Türen und endlich eine Treppe. Nach einigen Minuten gelangten sie durch eine Falltür ganz oben auf den Turm im südlichen Gebäudeflügel, der ihnen einen idealen Ausblick auf den Kraken bot.
    »Perfekt«, sagte Ambre, während sie sich umsah.
    Ihr Beobachtungsposten war von Zinnen umgeben, über denen ein spitzes Schieferdach lag. In die Scharten waren keine Fensterscheiben eingelassen, so dass ihnen der Wind eiskalt um die Ohren blies, aber dafür hatten sie eine hervorragende Rundumsicht. Sie befanden sich hoch über den Dächern, auf dem dritthöchsten Turm des Gebäudes. Hinter ihnen ragte der größte Turm mit seiner imposanten Kuppel auf.
    Sie wickelten sich in ihre Decken ein und beschlossen, sich abwechselnd zu zweit auf den Boden zu kauern, wo sie einigermaßen vor dem kalten Wind geschützt waren, während der Dritte sich zwischen zwei Zinnen postierte und den Kraken im Blick behielt.
    Matt übernahm die erste Schicht und sah zu, wie die tanzenden Kerzenlichter hinter den Fenstern nach und nach ausgingen. Bald leuchteten nur noch zwei.
    »Ich glaube, das eine ist Dougs Zimmer«, teilte er seinen Freunden mit. »Das andere … keine Ahnung.«
    Einige Zeit später, als seine Nase sich schon in einen Eiszapfen verwandelt hatte, ging auch das Licht in Dougs Zimmer aus. Nun war nur noch ein Fenster erhellt. Da drang ein Geräusch aus dem höchsten Turm; es klang wie Metall, das über den Boden schabt. Tobias zuckte zusammen.
    »Was war das?«
    »Bleib cool, das war bestimmt nur der Wind«, beschwichtigte ihn Matt.
    Tobias warf ihm einen zweifelnden Blick zu.
    Als Matt sich kaum mehr auf den Beinen halten konnte, löste Ambre ihn ab. Er setzte sich und plauderte ein wenig mit Tobias, um sich wach zu halten. Als ihnen langweilig wurde, kramten sie einen Apfel heraus.
    Je länger sie in dem windumtosten Turm ausharrten, desto zäher verflossen die Minuten und Stunden, bis sie wie ein schwerer Umhang auf ihren

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