ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)
Holztür mit rostigen Scharnieren auf. Dahinter befand sich eine Waschküche mit einigen Regalen, in denen Hunderte von Zeitschriften fein säuberlich aufeinandergestapelt waren. Matt warf einen Blick auf die Titelblätter.
»Lauter Zeitschriften über Astronomie.«
»Dann ist klar, dass wir tatsächlich im Spukhaus sind. Auf dessen höchstem Turm befindet sich ja eine Kuppel. Doug hat uns einmal erzählt, dass dort eine Sternwarte eingerichtet war.«
Matt betrachtete die unzähligen Stapel.
»Und was, wenn der frühere Hausherr eines Tages irgendwas in den Sternen entdeckt oder etwas manipuliert hat, durch das ein unbekanntes Wesen erzeugt worden ist? Die anderen Milliardäre haben es vielleicht heimlich hier eingeschlossen, weil sie befürchteten, sonst die Insel verlassen zu müssen.«
»Du hast zu viel Phantasie«, erwiderte Ambre. Sie ging zu einer Tür, schob sie einen Spaltbreit auf und lugte nach draußen. »Die Luft ist rein, los.«
Sie durchquerten eine langgezogene, verlassene Küche, ein Esszimmer und einen geräumigen Salon. Die wenigen Fenster waren schmal und ließen nur spärlich das Mondlicht herein. In die Steinmauern waren Sterne eingemeißelt, die mit geraden Linien verbunden waren und lateinische Bezeichnungen trugen.
»Mann, ist das dunkel, hier kommt ja nicht mal tagsüber Licht rein. Wer ist denn so verrückt, um sich so ein Grab bauen zu lassen?«, fragte Ambre.
»Ein Vampir?«, antwortete Matt halb ernst.
Unschlüssig sahen sie sich um und stiegen schließlich eine Treppe zu einem Zwischengeschoss über dem Salon hoch, auf dem sich ein imposanter Säulengang befand. Als sie in den angrenzenden Saal kamen, legte Matt plötzlich eine Hand auf Ambres Schulter.
»Schau mal.«
An einer Seite des Raums befand sich die mächtige Flügeltür.
»Wir sind auf der anderen Seite«, dachte sie laut.
Matt trat näher und zeigte auf die zahlreichen Kratzer im Holz.
»Sieht so aus, als hätte sich etwas an dieser Tür die Zähne ausgebissen.« Er beugte sich vor und zog ein Büschel Haare aus einer Ritze. »Braun«, bemerkte er. »Hart, kurz und spröde. Das sind garantiert keine Menschenhaare.«
Ambre war bereits im nächsten Raum. Matt richtete sich auf und folgte ihr in ein modrig riechendes Arbeitszimmer, in dem Stapel von astronomischen Zeitschriften und einige verstaubte Fernrohre herumlagen. An der Wand hingen alte Zeitungsausschnitte in gläsernen Rahmen. Auf dem Titelblatt einer Ausgabe vom 13. April 1961 stand in Großbuchstaben: »Der Mensch erforscht das Weltall«. Ein anderer, diesmal vom 21. Juli 1969, wies eine ähnliche Schlagzeile auf: »Unsere ersten Schritte auf dem Mond!« Dann folgte ein Bericht über den Bau des Hubble-Teleskops und die ersten Fotos vom Mars.
Ambre kletterte auf den Schreibtisch, um einen der Rahmen abzunehmen. Sie drehte ihn um und öffnete ihn.
»Was machst du?«, fragte Matt.
»Ich möchte mehr über dieses Haus herausfinden!«
Sie zog einen Zeitungsausschnitt mit einem Foto des Spukhauses heraus. Die Überschrift des Artikels lautete: »Ein privates Teleskop auf der Insel der Milliardäre!«
Plötzlich knallte ganz in der Nähe eine Tür zu.
Matt spürte sein Herz dreimal schneller schlagen. Ambre faltete das Papier und schob es unter ihre Bluse, bevor sie in den Säulengang über dem Salon zurückrannten. Auf der Treppe zum Obergeschoss tauchte das flackernde Licht einer Lampe auf. Die beiden Freunde blieben wie angewurzelt stehen. Schlurfende Schritte näherten sich. Dann zeichnete sich langsam der Schatten eines riesigen Wesens auf den Stufen ab.
Ein menschlicher Schatten.
Mit einem gigantischen Stierkopf.
26. Lügen
D er Minotaurus, der seinen fürchterlichen Schatten auf sie warf, war mindestens zwei Meter groß. Er knurrte und schnaubte so wütend, dass seine Hörner bebten. Dann kam er mit klappernden Hufen die Treppe herunter.
Matt hatte keine Lust, es mit ihm aufzunehmen. Er packte Ambre bei der Hand und rannte mit ihr ins Erdgeschoss. Hinter ihnen hallten die schweren Schritte des Minotaurus von den steinernen Mauern wider.
»Wohin läufst du?«, schrie Ambre.
»Wir hauen ab. Lieber breche ich mir in einem dunklen Gang alle Knochen, als noch eine Sekunde länger diesem Ungeheuer ausgeliefert zu sein!«
Das laute Keuchen des Monsters folgte ihnen nach unten; es schien immer näher zu kommen. Matt zog Ambre durch die Küche und die Waschküche. Durch die Holztür stürzten sie wieder in den Geheimgang. Ihre schaukelnden
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