ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)
verwandt sind?«
»Aber dann hätte Doug doch keinen Grund, mir das zu verbergen. Er hätte mir ja sagen können: ›Mein Großvater oder mein alter Onkel hat die Insel gegründet.‹ Nein, er verheimlicht uns etwas. Dass alles hier passt auch zu der Idee, die Villen auf der Insel nach Fabelwesen zu benennen: Hydra, Pegasus, Zentaur oder Einhorn. Alles Namen von Sternbildern! Das klingt eher nach der Phantasie eines alten Hobbyastronomen als nach einem weltberühmten Arzt, der Dougs und Regies Vater ja angeblich war.«
»Vielleicht hat sich irgendein Familiendrama ereignet?«, schlug Tobias vor.
»Keine Ahnung. Aber das finden wir schon heraus.«
»Wenn sie den Whiskey bemerken und sehen, dass der Käfig runtergefallen ist, werden sie bestimmt noch vorsichtiger.«
Matt schüttelte den Kopf.
»Wir wischen einfach den Boden ab«, sagte er. »Und der Käfig ist ja leer, also werden sie denken, dass der Fallmechanismus nicht richtig eingestellt war oder von einer Ratte ausgelöst worden ist. Aber machen wir uns nichts vor, sie werden schnell merken, dass wir ihnen auf die Schliche gekommen sind. Und dann werden sie wahrscheinlich gefährlich.«
»Ab morgen Nacht wechseln wir uns ab, um alle Vorgänge im Kraken zu überwachen«, sagte Ambre. »Nach der Unterhaltung zu schließen, die du belauscht hast, scheinen Doug und seine Freunde unter Zeitdruck zu stehen. Wenn sie etwas aushecken, führen sie es sicher in den nächsten Tagen aus.«
Matt fügte ernst hinzu:
»Was wir gerade im Spukhaus gesehen haben, verheißt nichts Gutes. Wir müssen auf der Hut sein.«
27. Auslosung
I n den folgenden Tagen hatte die Gemeinschaft der Drei keine Minute für sich. Tobias wurde zur Nachtwache an der Brücke eingeteilt, Ambre musste den ganzen Tag Holz hacken und war abends zu erschöpft, um wie geplant die Villa zu überwachen, und Matt, den Doug für genesen erklärte, wurde mit einer anstrengenden Aufgabe nach der anderen betraut. Schließlich sah er ein, dass er Doug so nicht im Auge behalten konnte, und beschloss stattdessen, täglich eine Stunde lang zu trainieren. Um seine Kraft zu erproben, versuchte er verschiedene Felsbrocken anzuheben, aber obwohl er von Mal zu Mal leichtere Steine wählte, machte er keine Fortschritte.
Inzwischen hatte Matt mitbekommen, nach welchem Prinzip die Aufgaben verteilt wurden. Jedem Pan der Insel war ein kleines Namensschild aus Holz zugeordnet. Da bestimmte Tätigkeiten ein Mindestalter erforderten, legte man zunächst die Schilder der jüngeren Pans beiseite und sortierte die übrigen Holzstücke in kleine Haufen, damit die lästigsten Arbeiten nicht immer auf dieselben fielen. Dann wurden die für eine Aufgabe in Frage kommenden Namen in einen Kessel geworfen und die »Gewinner« gezogen. Seltsamerweise erwischten Ambre, Tobias und Matt unter zwanzig anderen Namen eine besonders lange Arbeitswoche. Vom Kaminabsatz aus leitete Doug die Zeremonie. Dabei wurde er von Arthur unterstützt, dem Jungen, der Matt schon seit dem ersten Tag schief ansah, von Claudia, einer hübschen Brünetten, die für das Ziehen der Namen zuständig war, und von Regie, der stets etwas abseits auf einem Stuhl saß.
Am Nachmittag des achten Tages bekam Matt, der zum Angeln eingeteilt war, Besuch von seinen Freunden. Er saß auf einem Steg am südlichen Ende der Insel. Rechts und links von ihm hingen die unzähligen Zweige der Trauerweiden ins Wasser wie eine grüne Wand. Plusch lag am Ufer im Gras und hob kurz den Kopf, um die Neuankömmlinge zu mustern, aber als sie Tobias und Ambre erkannte, versank sie wieder beruhigt in ihre Hundeträume. Matt ließ die Füße über dem Wasser baumeln.
»Du solltest deine Füße nicht so weit über den Rand hängen«, warnte Tobias.
»Er hat recht«, bestätigte Ambre. »Hast du nicht gesehen, was da rumschwimmt?«
»In dieser Brühe sieht man gar nichts!«, schimpfte Matt. »Es ist ein Wunder, dass es da drin überhaupt Fische gibt.«
»Und wir essen sie auch noch!«
»Glaubt ihr wirklich, dass es auf dem Wasser gefährlich ist? Ich habe mir nämlich überlegt, mit dem alten Ruderboot da eine kleine Runde zu drehen.«
Ambre sah ihn an, als wäre er geistesgestört. Das »Boot« war ein Wrack mit einem zerbrochenen Ruder.
»Schlag dir das aus dem Kopf!«, sagte sie streng. »Wir wissen nicht genau, was unter dieser schwarzen Wasseroberfläche schwimmt, aber es ist groß und angriffslustig. Hat dich denn niemand gewarnt, als du losgegangen bist?«
»Nein«,
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