ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)
durch den Kopf. Er stolperte zurück und schlug das Fenster zu.
Drei geflügelte Wesen rasten im Sturzflug heran, flatterten kurz vor der Scheibe und machten blitzschnell wieder kehrt, um wieder in der schwarzen Masse unterzugehen.
Was tun sie da nur? Matt schob sich vorsichtig zurück ans Fenster. Ich habe noch nie so viele von diesen Viechern auf einmal gesehen! Plötzlich löste sich eine Gruppe und schwirrte in einer langen Schlange auf den Wald herab, unmittelbar gefolgt von einem zweiten und einem dritten Schwarm, bis schließlich die gesamte Wolke auseinanderstob und über die Baumwipfel fegte. Von seiner Warte aus beobachtete Matt, wie die Wolke wieder in den Himmel aufstieg, das Haus des Steinbocks im Nordwesten überflog, ein paar Kreise zog und dann auf den Zentauren zujagte, über dem sie mehrere Minuten lang in der Luft schwebte.
Sie waren jetzt so weit weg, dass Matt nichts mehr erkennen konnte. Er erinnerte sich an das Fernglas, das sie bei ihrer Flucht aus New York benutzt hatten und das Tobias mitsamt ihrer Ausrüstung in Matts Schrank verstaut hatte. Er durchwühlte seinen Rucksack, kramte das Fernglas heraus und beobachtete das seltsame Ballett in den Lüften.
Er sah, dass einzelne schwarze Flecken hin und wieder herabstießen und vor den Fenstern lauerten. Welches Spiel treiben sie? Vorhin hätten sie sich fast in seine Haare gekrallt, sonderlich freundlich gesinnt schienen sie also nicht zu sein. Es sieht so aus, als versuchten sie irgendwie in den Zentauren zu gelangen … Wenn sie es schaffen, bricht da drin ein Chaos aus! Matt stellte sich vor, wie der Schwarm durch die Zimmer wirbelte, sich an Arme, Beine, Haare klammerte und die schmächtigeren Kinder in die Treppen drängte … Ein Alptraum.
Matt wollte Alarm schlagen, aber wie konnte er die Bewohner des Zentauren davor warnen, die Fenster oder Türen zu öffnen? Unmöglich.
Da stieg die Wolke wieder auf und flog in Richtung Norden davon.
Matts seufzte erleichtert, aber dann fiel ihm ein, dass das Mädchen aus Dougs Bande die Fledermäuse in zwei aufeinanderfolgenden Nächten gesehen hatte. Ihm wurde unbehaglich zumute. Diese Tiere verhielten sich nicht normal, da stimmte was nicht. Zum einen waren es viel zu viele, und zum anderen hatte er genau gesehen, dass sie von einer Villa zur nächsten flogen. Als würden sie irgendetwas oder irgendjemanden suchen.
Plötzlich kam ihm Plusch in den Sinn. Die Hündin schlief draußen. Wehrlos. Sie lebt seit sechs Monaten in diesem Wald, ihr passiert schon nichts. Die Fledermäuse zogen seit mehreren Nächten über die Insel. Vermutlich war Plusch keine interessante Beute für sie, oder sie hatte sich rechtzeitig versteckt. Er musste ihr vertrauen.
Matt dachte an den Mordversuch im Großen Saal. Die dritte Gruppe. Die unheimliche Ausstrahlung des Torvaderon in seinen Träumen. Und nun auch noch diese seltsamen Fledermäuse. Es war zum Verrücktwerden. Dougs Verrat machte ihm schon genug zu verschaffen, da hatte ihm so etwas gerade noch gefehlt.
Aber sobald er wieder im Bett lag und beklommen an die Decke starrte, spürte er, wie die Müdigkeit von ihm Besitz ergriff und seine Ängste verdrängte. Die durchwachten Nächte hatten ihn erschöpft.
Matt fiel in einen unruhigen Schlaf, in dem leise Stimmen durch die Finsternis säuselten und ein riesiger schwarzer Schleier bedrohlich auf ihn zuschwebte, ein Schleier, hinter dem Arme und Beine sich abzeichneten und aus dem immer wieder ein länglicher Totenkopf hervorquoll.
Eine Gestalt, die ihn jagte. Die in den Wäldern des Nordens seine Fährte witterte.
Ein Wesen mit einem rätselhaften Namen. In dessen Gegenwart ihm das Blut in den Adern gefror.
Der Torvaderon.
32. Die Expedition
D as Morgengrauen ließ im Osten einen hellen Lichtstreifen aufschimmern.
Richtung Westen bildete der Wald gegenüber der Carmichael-Insel noch eine dunkle, undurchdringliche Wand.
Matt hatte seinen Lieblingspullover und den schwarzen Mantel angezogen. Er hatte lange überlegt, ob er sein Schwert mitnehmen solle. Doug durfte ruhig wissen, dass noch nicht alle Waffen auf der Insel beschlagnahmt waren. Außerdem hatte er das Gefühl, dass es inzwischen so etwas wie sein verlängerter Arm geworden war, der Hüter seiner Unversehrtheit, ein Schutzengel mit zwei Gesichtern: beruhigend, wenn die Klinge an seinem Gurt glänzte, und gruselig, wenn sie die Farbe von Tod und Leid annahm. Matt konnte nicht leugnen, dass es ihn geradezu in Euphorie versetzte, sein
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