ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)
Schwert zu schwingen, seit es nicht mehr tonnenschwer in seiner Hand lag. Wenn er den massiven Griff packte, fühlte er sich mächtig. Zugleich machte ihm die Schärfe der Klinge aber auch Angst, denn sosehr er sich einredete, dass die Gefahr von der Waffe ausging und nicht von ihm, konnte er nicht darüber hinwegsehen, dass er es war, der sie führte. Das Schwert hatte keine Persönlichkeit, keine eigene Seele, es war nichts als die aggressive und tödliche Verlängerung seines eigenen Willens. Er hatte stets davon geträumt, ein furchtloser Held zu sein, der seinen Feinden gegenüber keine Gnade kannte. Aber auf diese nackte Gewalt war er nicht vorbereitet gewesen. Immer wieder erinnerte er sich an das schreckliche Geräusch, mit dem die Klinge in den Körper des Mampfers eingedrungen war.
Zu dieser frühen Stunde schlief die Insel noch. Die acht Reisegefährten hatten sich vor der Brücke versammelt. Plusch war vor einen Karren vom Ausmaß eines Billardtisches gespannt, der auf vier geländegängige Reifen montiert war. Matt hatte den Eindruck, dass die Hündin schon wieder größer geworden war; inzwischen wog sie sicher um die neunzig Kilo! Bildete er sich das nur ein, oder wuchs sie tatsächlich? Wie groß würde sie wohl noch werden? Tobias trug seinen Bogen über der Schulter. Die Bogen hatten Doug und seine Bande nicht beschlagnahmen können: Zu viele Pans übten sich regelmäßig im Schießen, weil sie hofften, eines Tages Wild jagen zu können, um endlich wieder einmal Fleisch zu essen. Hätte Doug sie verschwinden lassen, wäre es sofort aufgefallen, und jeder Erklärungsversuch hätte unweigerlich Verdacht erregt. Zur Bewaffnung der Expedition überreichte er Sergio eine Axt, Arthur und Travis einen Streitkolben und Gwen ein langes Messer.
Jeder nahm einen großen, leeren Rucksack an sich, der in der Stadt mit Vorräten gefüllt werden sollte. Calvin, der schwarze Junge, den Matt so gern hatte, war an diesem Tag zur Brückenwache eingeteilt. Er winkte ihnen zu, während sie die Blechplatte über das Loch schoben, um an Land zu gehen.
Ambre kam zu Matt.
»Gut geschlafen?«
»So einigermaßen.«
Aus einem unerfindlichen Grund hatte Matt keine Lust, über die Fledermäuse zu reden – wohl um seine Freunde nicht unnötig zu beunruhigen, sagte er sich.
»Ich habe bis spät in die Nacht geübt«, sagte Ambre. »Ich kann noch immer nicht mal einen Stift bewegen! Das macht mich verrückt!«
»Du musst Geduld haben.«
»Ich weiß, ich weiß. Aber ich will es unbedingt schaffen!«
»Weißt du, wie lange wir bis zur Stadt unterwegs sind?«
»Ungefähr vier Stunden, wenn wir zügig gehen, plus kleinere Pausen. Dann haben wir eine Stunde, um uns auszuruhen und zu essen, und drei Stunden, um die Säcke zu füllen. So müssten wir eigentlich noch vor Einbruch der Dunkelheit wieder hier sein.«
»Warum gehen wir nie nachts auf Expedition? Dann hätten wir von den Mampfern nichts zu befürchten, oder nicht? Ich nehme mal an, dass sie immer noch nicht im Dunkeln sehen können.«
»Nein, vermutlich nicht. Aber nachts ist es trotzdem viel gefährlicher. Viele Raubtiere sind nachtaktiv. Seit dem Sturm hat sich die Fauna sehr verändert. Der Impuls hat nicht nur die Mampfer verrückt gemacht, viele Tierarten sind wieder aggressiv geworden. Die Hunde zum Beispiel. Alle außer Plusch. Wenn sie sich zu Rudeln zusammenschließen, hat man keine Chance. Es gibt Gerüchte, dass schon einige Pans gefressen worden sind. Ihre Instinkte sind wieder erwacht, aber hoch zehn! Diese Hunde sind schlimmer als Wölfe, denn sie haben keine Angst vor uns.«
Tobias schaltete sich in die Unterhaltung ein.
»Ein Weitwanderer hat einmal erzählt, dass es Spinnennetze gibt, die mindestens so groß wie ein Fußballfeld sind! Darin lauern angeblich Tausende dieser grauenhaften Viecher. Sie stürzen sich auf alles, was sich bewegt, auch Menschen, und fügen ihren Opfern unzählige Bisse zu, die auf uns genauso wirken wie auf Mücken. Sie spritzen nämlich so viel Gift in dich, dass das Innere deines Körpers flüssig wird. Dann saugen sie alle gleichzeitig an dir und schlürfen dich bei lebendigem Leibe leer!«
»Igitt«, sagte Ambre. »Ich hoffe, das ist nur ein Märchen!«
»Hat dir Tobias von dem seltsamen Wesen erzählt, das uns über den Weg gelaufen ist, ehe wir auf die Insel gekommen sind?«, fragte Matt.
Ambre schüttelte den Kopf.
»Ach ja!«, rief Tobias und fügte hastig hinzu: »Das war gruselig! Ein
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