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ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)

ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)

Titel: ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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rankten, waren die Stromleitungen entlanggekrochen, hatten die frei hängenden Ampeln umsponnen und woben so einen natürlichen Tarnumhang, der die ganze Stadt einhüllte und so wenig Licht durchließ, dass die mit Farnen und Brombeerstauden überwucherten Straßen in einen kühlen Halbschatten getaucht waren.
    »Wow!«, entfuhr es Matt. »So krass habe ich mir das nicht vorgestellt! Die Pflanzen haben alles verschluckt! Das ist ja ein richtiger Dschungel!«
    »Ein geometrisch definierter Dschungel«, berichtigte Ambre, die sich wie immer sehr wissenschaftlich ausdrückte.
    Kurz hinter einer Kreuzung stand die Gruppe plötzlich vor einem Vorhang aus Lianen. Doug schob ihn zur Seite, und sie schlüpften an ihm vorbei unter das Dach einer Tankstelle. Matts Blick fiel als Erstes auf die Zapfsäulen, von denen nur noch ein schwarzes Häuflein übrig war. Sie sahen aus, als wären sie geschmolzen. Der Boden war von einer grünbraunen Moosschicht überzogen.
    »Wir rasten hier und essen eine Kleinigkeit. Danach teilen wir uns in Zweiergruppen auf«, kündigte Doug an.
    Sie verputzten ihre belegten Brote und streckten ihre müden Beine aus. Aber die Neugier trieb sie bald weiter. Tobias sah seine Freunde kurz an und sagte: »Bleibt ihr beide mal zusammen. Ich gehe mit Travis, das ist ein kräftiger Kerl!«
    Matt nickte leicht verlegen. Er hörte, wie Doug Arthur vorschlug, ihn zu begleiten. Na, so ein Zufall! , dachte er. Ihr wollt wohl in Seelenruhe krumme Dinger drehen, ihr Verräter!
    Gwen kam zu ihnen, um sich mit Ambre zusammenzutun, machte aber mit einem vielsagenden Grinsen kehrt, als sie Matt sah, und begnügte sich mit der Gesellschaft des starken Sergio. Doug rief ihnen die Sicherheitsvorschriften in Erinnerung.
    »Niemand entfernt sich zu weit von unserem Sammelpunkt. Wenn ihr glaubt, dass ihr den Weg zur Tankstelle nicht mehr findet, bleibt stehen und blast hier hinein, dann kommen wir euch holen.«
    Jedes Team bekam eine Trillerpfeife.
    »Benutzt sie nur, wenn ihr ganz sicher seid, dass ihr euch verirrt habt. Denn das macht vielleicht noch andere außer uns auf euch aufmerksam! Seid wachsam und möglichst leise. Konzentriert euch darauf, eure Säcke mit Nahrungsmitteln zu füllen. Achtet auf das Haltbarkeitsdatum. Konserven nehmen wir immer, aber keine schnell verderblichen Produkte. Denkt vor allem auch an Streichhölzer und Feuerzeuge. Ich habe Gwen die Liste mit den Klamotten gegeben. Sie und Sergio kümmern sich darum. Ich weiß, wo die Apotheke ist, also übernehme ich das. Wir treffen uns in zwei Stunden wieder hier, dann gehen wir zum Supermarkt und füllen zusammen den Karren.«
    Alle nickten und liefen in verschiedene Richtungen davon. Matt zeigte auf Plusch und warf Ambre einen fragenden Blick zu:
    »Bleibt sie allein hier?«
    »Ja, das ist sicherer. Mach dir keine Sorgen. Du weißt doch, dass sie ein besonderer Hund ist. Ihr geschieht schon nichts.«
    Matt brachte es kaum übers Herz, die treue Seele zurückzulassen, aber schließlich schob ihn Ambre durch die Lianen hindurch ins Freie.
    Nur ihre Erinnerung gab den Straßen, durch die sie liefen, den Anschein einer Stadt, so sehr hatte sich alles verändert. Matt und Ambre teilten sich die Straßenseiten auf, gingen die Häuserreihen entlang und blickten in das, was früher einmal Geschäfte gewesen waren. Die Schaufenster waren mit unzähligen Blättern bedeckt, die Aushängeschilder dienten nur noch als Rankgerüst für die Kletterpflanzen; bisweilen waren sogar Nester daraufgebaut. Ein Vogel flog ganz dicht an sie heran. Matt fiel auf, dass er nicht die geringste Scheu zeigte, sondern eher neugierig wirkte. Nach fünfzig Metern stellte er erstaunt fest, dass er noch immer über ihnen segelte und sich hin und wieder setzte, um sie zu beobachten. Ambre konnte ihn vom gegenüberliegenden Bürgersteig nicht sehen, und Matt entschied sich, sie nicht zu rufen, obwohl er dieses Benehmen mehr als seltsam fand. Nach einigen weiteren Hüpfern beschloss der Vogel offenbar, dass er genug gesehen hatte, und verschwand durch ein Loch in dem Pflanzennetz, das sich über ihren Köpfen spann.
    Da entdeckte Matt ein Lebensmittelgeschäft und pfiff Ambre herbei. Sie mussten sich mit aller Kraft gegen die Tür stemmen, um das Moos zurückzuschieben, das über den Boden gekrochen war. Im Innern war es noch finsterer als unter dem grünen Dach auf den Straßen. Ein beißender Modergeruch hing in der Luft. Sie warteten, bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt

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