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Alterra. Im Reich der Königin

Alterra. Im Reich der Königin

Titel: Alterra. Im Reich der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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das Risiko eingehen, dir den Ring entfernen zu lassen, sonst fällst du im entscheidenden Moment wieder in deine unterdrückte Persönlichkeit zurück.«
    »Für die anderen gilt dasselbe«, meinte Colin. »Wir brauchen jeden Mann.«
    Auf einmal beschlichen Tobias Zweifel.
    »Und wenn sie sterben, sobald wir ihnen den Ring abnehmen?«, fragte er kleinlaut.
    »Also wenn du mich fragst, kann es nicht schlimmer werden, als es sowieso schon ist«, sagte Jon. »Wenn ihr tatsächlich eine Lösung habt, wie wir hier rauskommen, ist es das Risiko wert.«
    »Wir entscheiden also für sie?«
    »Ich weiß, wie es sich anfühlt, mit diesem Ding im Bauchnabel zu leben. Das ist der pure Horror! Ich spreche für sie alle, wenn ich sage, dass es für jeden von uns eine Erlösung sein wird!«
    Nach einer kurzen Beratung schlich Colin zur Tür und schlug dem Zynik mit einem großen Stein den Schädel ein. Der Mann stöhnte auf und kippte vornüber.
    Colin nahm das Schwert an sich, das er am Gürtel trug, und winkte die anderen herbei.
    »Sobald sie merken, dass ihr weg seid, wird die ganze Stadt in Aufruhr geraten«, gab Tobias zu bedenken.
    »Eben, dann rennen alle zu den Ausgängen, weil sie glauben, dass wir uns zu Fuß Richtung Norden aufgemacht haben, während die Straßen in der Stadt unbewacht bleiben. Ich kenne etwas weiter oben ein gutes Versteck, da verkrieche ich mich manchmal, wenn ich aus der Betäubung aufwache.«
    Jon nahm die Ketten der neun anderen Pans in die Hand, die ihm daraufhin brav im Gänsemarsch nach draußen folgten. Unterwegs machte er kurz vor einer leeren Werkstatt halt, in der er einige Zangen und eine Metallsäge entdeckt hatte.
    »Instrumente für die Operation!«
    Eine Stunde später waren sie zu einem Felsvorsprung in der Höhlenwand hinaufgeklettert, von dem aus sie die Stadt überblicken konnten.
    Jon reichte Colin und Tobias die Werkzeuge.
    »Fangt bei mir an. Wenn es schiefgeht, wisst ihr wenigstens, was ihr beim nächsten anders machen müsst.«
    »Ich weiß nicht, ob ich …«, begann Tobias.
    »Stell dich nicht so an, das Ganze war doch deine Idee, oder nicht? Jetzt kannst du beweisen, dass ihr mein Vertrauen verdient habt!«
    »Ja … Richtig … Du … Du kannst auf uns zählen«, stammelte Tobias.
    »Das will ich doch schwer hoffen!«
    Jon legte sich hin und zog sein schmutziges T-Shirt ein Stück nach oben. Der Ring saß fest in der Hautwulst des Nabels.
    »Uff, wie eklig«, stöhnte Tobias und umklammerte die Zange noch fester.
    »Wir müssen den Ring durchsägen«, erklärte Colin, »du hilfst mir am besten, indem du ihn gut festhältst.«
    Bei jeder Bewegung des Sägeblatts glitt Tobias der Ring aus den feuchten Fingern, und aus dem rosa Knubbel, durch den der Ring gestochen war, quoll Blut. Jon biss tapfer die Zähne zusammen.
    Als sie den Ring endlich durchgesägt hatten, packten Tobias und Colin ihn jeweils von einer Seite mit der Zange und zogen ihn auseinander.
    Jon begann zu stöhnen, und Schweiß lief ihm über die Stirn.
    Der Ring öffnete sich gerade weit genug, um aus der Wunde zu gleiten. Jon versuchte, sein Wimmern zu unterdrücken, doch der Schmerz war einfach zu groß.
    Und dann war es vorbei.
    Jon krümmte sich zusammen, presste die Hände auf den Bauch und atmete ein paarmal tief durch.
    »Einen hätten wir«, stellte Colin trocken fest. »Bleiben noch neun.«
    Bei der nächsten Patientin hatten sie es leichter, da das Mädchen weder zuckte noch irgendeinen Laut von sich gab. Sie schien nichts zu spüren.
    Erst in dem Augenblick, in dem sie an dem Ring zogen, bildete sich auf ihren Armen eine Gänsehaut.
    »Ich glaube, dass sie allmählich etwas merkt«, keuchte Tobias.
    »Macht weiter, das ist normal«, antwortete Jon und wischte sich über die Stirn. »Das Leben kehrt in sie zurück.«
    Kaum hatten sie den Ring ganz herausgerissen, mussten sie ihr die Hand auf den Mund legen, um den Schrei zu dämpfen, der ihr wie die Klage eines verwundeten Tiers aus der Kehle drang.
    Sie weinte und zitterte am ganzen Leib. Jon nahm sie in die Arme und streichelte sie tröstend.
    »Schau mal, da kommt dein Freund«, sagte Colin und wies zum See hinunter.
    Umkränzt von den Sonnenstrahlen, die von draußen in die Höhle fielen, segelte die
Charon
durch das schwarze Wasser auf die Anlegestelle zu. Die Spitze des Großmastes ragte fast bis an die Höhlendecke.
    »Die Zeit drängt«, sagte Tobias.
    Ihm graute vor der nächsten Operation, aber ihm blieb nichts anderes übrig. Nachdem

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