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Alterra. Im Reich der Königin

Alterra. Im Reich der Königin

Titel: Alterra. Im Reich der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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einem großen Fernrohr hinaufhangelten.
    »Um nahende Gefahren schon von weitem zu erkennen«, erklärte er. »Egal, ob feindliche Angriffe oder hungrige Bestien. Solche Ausgucke gibt es hier mehrere.«
    Der Wachposten begrüßte sie ebenso misstrauisch wie alle anderen Chloropanphylliker.
    Als Nächstes besichtigten sie die Küche, die mit riesigen steinernen Holzöfen ausgestattet war, den Waffensaal, in dem Krieger in Chitinrüstung trainierten, und schließlich die Bibliothek.
    Der Lesesaal war in den unteren Teil des Stammes der Haupteiche gehauen und hatte etwa dreißig Meter Durchmesser. Schmale Löcher unter der Decke ließen das Sonnenlicht herein. Bunte Reihen aus Tausenden von Büchern liefen die Wände entlang. In der Mitte des Saals standen fünf riesige Tische, und ringsum waren Bänke aufgestellt, auf denen an die zweihundert Personen Platz hatten. Hier herrschte beinahe andächtige Stille. Die Besucher schlenderten flüsternd durch den Raum, um die etwa hundert anwesenden Leser nicht zu stören.
    Tobias deutete auf eine der Schalen, die alle drei Meter von der Decke hingen und mit der schimmernden Substanz gefüllt waren.
    »Wie funktioniert dieses Zeug? Neulich habe ich versucht, es auszumachen, das hat nicht geklappt.«
    »Wir holen es aus den Abgründen. Es reagiert auf feinste Vibrationen, auf näher kommende Schritte oder auf Schallwellen. Wenn ihr euch nicht bewegt und nicht sprecht, dann schaltet es sich nach wenigen Minuten von selbst aus.«
    »Genial!«
    Ambre beugte sich zu Torshan, um die Stimme nicht heben zu müssen.
    »Ich sehe, dass sie alle sehr schnell lesen. Ist das eine der Veränderungen, die ihr durchgemacht habt?«
    »Ja. Manche von uns können sehr schnell lesen und sich noch dazu alles merken, was in den Büchern steht. Ohne sie hätten wir nie in so kurzer Zeit so viele Dinge erfinden und das Mutterschiff bauen können.«
    »Wie seid ihr auf diesen Namen gekommen?«, fragte Matt.
    »Mit dem Schiff sind wir in der Lage, unsere Erkundungstouren auszuweiten, noch länger und tiefer zu tauchen und uns mit lebenswichtigen Nahrungsmitteln und Materialien einzudecken. Es ist die Mutter, die uns den Weg in dieser neuen Welt zeigt.«
    Tobias deutete auf eine schwere Tür mit einem großen Holzschloss in der Mitte, in die ein Totenkopf geschnitzt war.
    »Was ist das?«
    »Nichts«, sagte Torshan hastig und schubste sie in die entgegengesetzte Richtung, »das braucht euch nicht zu interessieren.«
    Draußen erschallte das Horn. Die Chloropanphylliker sahen von ihren Büchern auf und packten dann eilig ihre Sachen zusammen.
    »Essenszeit«, erklärte Torshan. »Jeder begibt sich in die Küche und holt sich seine Ration ab. Danach könnt ihr hingehen, wo ihr wollt, und euch anderen Gruppen anschließen, wenn ihr lieber in Gesellschaft esst. Ich lasse euch jetzt allein, die vielen neuen Eindrücke müssen sich bestimmt erst einmal setzen. Ich bin beim großen Bootshaus am Kai, falls ihr mich braucht. Alle wissen über eure Aufnahme in unsere Gemeinschaft Bescheid; habt nur ein wenig Geduld, es wird ein paar Tage dauern, bis die Blicke freundlicher werden. Sie haben Angst vor euch, weil ihr anders seid, das müsst ihr verstehen. Denkt darüber nach, welche Aufgaben ihr übernehmen wollt, um euch in die Gemeinschaft einzubringen und euch bei uns wohl zu fühlen. Bis heute Abend!«
    Torshan begleitete sie zur Küche, wo man ihnen eine warme Mahlzeit in Holzschüsseln servierte. Dann setzten sich die drei Freunde auf eine Terrasse ein paar Meter über dem Meeresspiegel.
    »Nie im Leben werde ich in dieser Bibliothek enden«, stellte Ambre klar.
    »Was soll ich da erst sagen!«, klagte Tobias. »Du bist die Schlauste von uns, und Matt kämpft so gut, dass er bei den Kriegern des Großen Nestes seinen Platz finden wird, aber wo soll ich enden? Beim Kartoffelnschälen in der Küche?«
    »Mach dir keine Sorgen, keiner von uns wird irgendwo auf dieser … Insel enden«, beruhigte Matt ihn.
    »Ich sag ja nicht, dass es hier nicht auszuhalten wäre«, räumte Tobias ein. »Man ist rundum versorgt, die Stadt ist superschön, und ich bin sicher, dass wir uns auf Dauer recht gut mit den Pans anfreunden könnten. Wenn ich so darüber nachdenke, dann könnte das hier sogar ein kleines Paradies für uns drei werden. Ich glaube nicht, dass der Torvaderon uns hier aufstöbert, und die Zyniks noch weniger!«
    »Wir dürfen uns nicht einlullen lassen«, warnte Ambre. »Schließlich sind wir nicht nur wegen

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