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Alterra. Im Reich der Königin

Alterra. Im Reich der Königin

Titel: Alterra. Im Reich der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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entführten Pans nicht ihre Alteration benutzen, um zu fliehen.«
    »Wahrscheinlich beherrschen die meisten sie noch nicht. Ihre neuen Kräfte sind ihnen sicher fremd, vielleicht sogar unheimlich. Und sobald sie den Nabelring tragen, denken sie ohnehin nicht mehr an Flucht. Dieses Ding scheint sie völlig willenlos zu machen. Wenn ich nur daran denke, wird mir schon schlecht. Tobias, versprich mir, niemals zuzulassen, dass sie mir so etwas antun, ganz egal, was passiert! Lieber würde ich sterben!«
    »Keine Sorge. Die kriegen uns nicht.«
    Bevor sie aufbrachen, wies Tobias noch einmal auf ihre Rucksäcke.
    »Hast du eigentlich was zu essen eingesteckt?«
    »Nein, ich habe alles bei Matt gelassen, damit wir in der Stadt nicht zu viel mit uns herumschleppen.«
    Tobias zog eine Grimasse.
    »Ich leider auch. Wenn ich nicht bald was esse, klappe ich zusammen.«
    »Wir finden schon was.«
    »Aber wir haben doch kein Geld!«
    Anstatt zu antworten, zog Ambre ihn am Arm zum Flussufer, wo sich Gemüsehändler und Grillbuden aneinanderreihten. Sie wartete auf einen Moment, in dem kein Kunde in Sicht war und niemand auf die Auslagen achtete, konzentrierte sich dann auf eins der Brathähnchen und ließ es in hohem Bogen herbeifliegen. Sobald sie die fetttriefende Beute in der Hand hatten, versteckten sie sich in einem der angrenzenden Gässchen und schlangen ihr Mahl hinunter.
    Sie leckten sich gerade die Finger ab, als ein wahrer Koloss um die Ecke bog.
    Der bestohlene Fleischhändler stand mit einem Hackbeil vor ihnen.
    »Wusste ich’s doch!«, donnerte er.
    Er stürzte sich auf sie, doch Tobias reagierte blitzschnell: Noch bevor der Mann begriff, wie ihm geschah, schleuderte er ihm die abgenagten Knochen ins Gesicht und boxte ihm in den Wanst.
    Ambre und Tobias sprinteten in die andere Richtung davon, und als der Händler ihnen schnaufend folgte, ließ Ambre vor ihm eine Tür aufschwingen. Der Zusammenprall gab ihm den Rest.
    Nachdem sie auf das Flachdach eines Hauses geklettert waren und sich vergewissert hatten, dass ihnen niemand mehr auf den Fersen war, konnten sie durchatmen.
    »Es wird nicht lange dauern, bis wir auffliegen.«
    »Deswegen bleiben wir auch bis zum Abend hier. So wie ich die Erwachsenen kenne, strömen sie dann alle in die Wirtshäuser. Je mehr Wein sie trinken, desto unachtsamer werden sie.«
    Bis Einbruch der Dunkelheit dösten sie auf dem Dach vor sich hin und fuhren jedes Mal hoch, wenn von der Straße Geräusche zu ihnen heraufdrangen. Tobias verband seine schmerzende Wunde neu.
    Nach und nach wurden die Laternen in den Straßen und Häusern angezündet, und so tanzten bald Hunderte von Lichtern in der Finsternis.
    Von ihrem Versteck aus konnten Ambre und Tobias zu den verwitterten Fassaden der ehemaligen Universität mit ihren hohen Spitzbogenfenstern, steinernen Bogen und Wasserspeiern hinübersehen. Auf dem größten Gebäude, dem Ministerium der Königin, wehte die Fahne mit dem silbernen Apfel, nur überragt von dem Turm des Unschuldstrinkers, neben dem die riesige Qualle an ihrer Leine sachte auf und ab schwebte. Fasziniert betrachtete Tobias dieses wundersame Panorama. Bisweilen sah er hinter den erleuchteten Fenstern einen Schatten vorbeihuschen und fragte sich, wer das wohl sein mochte.
    Hinter der Universität lag ein verwilderter Park, beinahe so groß wie ein Wald, der das Gelände von den westlichen Vierteln der Stadt abgrenzte.
    Während er so schaute, wurde Tobias klar, dass die Zyniks viel weiter entwickelt waren, als die Pans ahnten. Und viel zahlreicher.
    Wenn sie beschlossen, über die Pans herzufallen, würde ihnen keine noch so starke Gemeinschaft Widerstand leisten können.
    Tobias erschauderte.
    »Es wird Zeit«, sagte Ambre plötzlich.
    Sie schlugen sich ihre Kapuzen über die Köpfe und kehrten auf den Marktplatz zurück. Vor dem Gebäude, in dem Matt gefangen gehalten wurde, blieben sie stehen.
    »Und jetzt?«, fragte Tobias.
    »Jetzt gehen wir da rein und befreien unseren Freund.«

25. Kopfschmerzen
und Kreuzverhör
    D ie Geräusche wanderten durch einen langen Tunnel, der sie verzerrte, die Stimmen tiefer machte, die Wörter zerstückelte.
    Es war abwechselnd zu heiß und zu kalt.
    Es dauerte lange, bis Matt einzelne Wörter verstand und sich daraus Sätze ergaben.
    Jemand sprach laut, sehr laut, viel zu laut.
    »Wo ist er? Aha, das ist er also. Zeigen Sie mir sein Gesicht. Ja, er ist es! Ohne jeden Zweifel! Sind Sie sicher, dass er nicht tot ist?«
    »Hundertprozentig

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