Altes Eisen - [Kriminalroman aus der Eifel]
jungen Pfleger kopfschüttelnd nach und sagte: »Das Personal.« Dann trat sie in das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Gustav hatte gerade damit begonnen, seine Kaffeemühle mit langsamen, gleichförmigen Drehbewegungen in Gang zu setzen. Er grinste die Heimleiterin an und meinte: »Bitte sprechen Sie in ganzen Sätzen, Frau Klinkenberg. Und bitte – kommen Sie doch herein.«
Sibylle Klinkenberg schüttelte erneut den Kopf und musterte Gustav mit strengem Blick. »So spät noch Kaffee, Herr Brenner?«
»Nicht doch«, antwortete Gustav immer noch grinsend. »Ich mahle schon einmal vor fürs Frühstück. Falls ich morgen nach dem Aufstehen vergessen haben sollte, dass ich Kaffeetrinker bin, wird mich dies wieder daran erinnern.«
»Ach, Herr Brenner«, sagte die Klinkenberg vorwurfsvoll. »Sie möchten doch, dass ich Sie ernst nehme. Dann geben Sie mir bitte auch die Gelegenheit dazu!«
Bärbel begann zu kichern, und auch Lorenz grummelte etwas wie ein leises Lachen in seinen Bart.
Gustav entgegnete: »Liebe Frau Klinkenberg. Sie sind doch sicher nicht hier, um mit mir die Vorzüge oder Risiken des abendlichen Kaffeegenusses zu erörtern?«
»Sehr richtig«, antwortete die Heimleiterin, die sich nicht anmerken ließ, ob sie großes Talent darin besaß, in jeder Situation eine ernste Miene beizubehalten oder ob sie Gustav schlichtweg nicht verstanden hatte.
»Ich hörte Stimmen mehrerer Personen aus Ihrem Zimmer, und wie ich richtig vermutete, befinden sich zur Schlafenszeit hier mehrere Insass… äh, Gäste des Hauses. Möchten Sie nicht zu Bett gehen? Oder sich zumindest in Ihre eigenen Zimmer begeben?«
Lorenz brummte: »Gute Frau, ich habe noch nie in meinem Leben – nun ja, sagen wir in den letzten sechzig Jahren – jemanden um Erlaubnis gefragt, in welchem Zimmer ich schlafe. Aber wenn Sie darauf spekulieren, ein freies Plätzchen in Herrn Brenners Bett zu ergattern, muss ich Sie enttäuschen.«
»Herr Bertold!«, rief Sibylle Klinkenberg aus und suchte vergeblich nach einer passenden Entgegnung.
Lorenz setzte noch einen drauf: »Wir sind uns nur noch nicht einig, ob wir den Kaffee im Bett trinken oder vorher. Oder vielleicht lieber nachher? Was meint ihr?«
Bärbel lachte und antwortete: »Also, ich habe den Kaffee immer schon am liebsten hinterher getrunken.« Dann lächelte sie die Heimleiterin süffisant an und meinte: »Finden Sie nicht auch, Frau Klinkenberg, dass die Geschmacksrezeptoren danach einfach empfindlicher und genussbereiter sind?«
»Also, das ist doch …«, hauchte Sibylle Klinkenberg.
Gustav grinste. »Bitte im ganzen Satz, Frau Klinkenberg.«
»Frau Klinkenberg, Sie möchten doch, dass wir Sie ernst nehmen. Dann geben Sie uns bitte auch die Gelegenheit dazu!«, konnte Bärbel sich nicht verkneifen.
Sibylle Klinkenberg gab jedoch niemandem mehr eine Gelegenheit für irgendetwas, sondern machte abrupt kehrt und eilte aus dem Zimmer. Gustav schüttelte den Kopf und drehte weiter in immer demselben Rhythmus den Hebel seiner Kaffeemühle.
»Na so was«, murmelte er. »Sie hätte trotzdem einen Kaffee bekommen.«
11. Kapitel
Benny Bethge stand an der voll besetzten Tanzfläche der Aachener Diskothek
Starfish
. Er hatte sich eben noch ein Bier bestellt und die Szenerie auf sich wirken lassen. Bald jedoch hatte sich sein Blick fest auf ein Mädchen geheftet, das mit geschmeidigen Bewegungen die laut wummernde Musik interpretierte. Ihre hellblonden, beinahe weißen Locken reflektierten die zuckenden Irrlichter in immer neuen Farbeffekten. Benny spürte den Bass in seinem Magen. Er beschloss, sich nicht länger an seinem mittlerweile ohnehin schon wieder leeren Glas festzuhalten. Er stellte es ab und mischte sich unter die Menge der Tanzenden. Wenig gekonnt, dafür aber umso auffälliger steuerte er auf die attraktive Blondine zu. Er sah, dass sie ihn bemerkte. Blickkontakt, dachte er. Fast glaubte er sogar ein Lächeln auf ihren Lippen zu entdecken, doch dann drehte sie sich um. Blickkontakt gehabt, dachte er jetzt. Ihre Haarspitzen sprühten Laserlicht. Benny tanzte sich an sie heran, blieb jedoch hinter ihr. In den vollen Bass der Musik mischte sich jetzt ein monotones Geklimper wie von einem schlecht gestimmten Klavier. Benny betrachtete den knackigen Po, der vor ihm herumhüpfte und sich im Takt drehte. Das Wummern in seinem Magen wurde stärker. Dann wirbelte das Mädchen herum und sah ihm direkt ins Gesicht. In dem sicheren Wissen, dass die laute Musik jedes seiner
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