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Altes Eisen - [Kriminalroman aus der Eifel]

Altes Eisen - [Kriminalroman aus der Eifel]

Titel: Altes Eisen - [Kriminalroman aus der Eifel] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KBV Verlags- und Mediengesellschaft
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Worte übertünchen würde, rief er aus: »Hey, du bist aber eine echte Schnitte!«
    Dann machte er einige gleitende Schritte, die, wie er wusste, auf Frauen immer wirkten, auf das Mädchen zu. Die Blondine wusste nicht, dass es sich dabei um korrekt ausgeführte Kendo-Angriffsschritte handelte, aber sie lächelte Benny an und gestattete ihm die Annäherung. Dann tanzten die beiden eine Weile Nase an Nase, ohne dabei auch nur einen Moment den Blick voneinander zu wenden. Das Mädchen räkelte sich zum Takt der Musik vor Benny auf eine Weise, die ihm höchst eindeutig erschien. Benny überlegte, wie er das Mädchen am besten von der Tanzfläche weglocken und in ein Gespräch verwickeln konnte. Sie kam ihm zuvor, näherte ihre Lippen seinem Ohr und sagte etwas, das sich anhörte wie: »Du bist bucklig!«
    Benny näherte sich nun seinerseits ihrem Ohr und rief: »Was? Bucklig?«
    Einen Sekundenbruchteil später wünschte Benny, er hätte sich eine etwas kreativere Antwort einfallen lassen, doch das Mädchen brach in Gelächter aus und rief: »Dummkopf, ich habe schnuckelig gesagt!«
    Bennys Knie wurden weich. Er wusste nicht, was er darauf erwidern sollte und blieb lieber stumm.
    Sie bemerkte seine Unsicherheit, lachte und wies ihn mit einer Kopfbewegung an, ihr zu folgen. Er folgte ihrem hell in allen Farben leuchtenden Haar, dem knackigen Po und allen übrigen Körperteilen zum Ausgang, wo die laute Musik nicht mehr so ohrenbetäubend war. Dabei versuchte er krampfhaft, sich etwas Geistreiches einfallen zu lassen, was ihm vielleicht noch gelungen wäre, wenn er nicht im nächsten Moment angeknurrt worden wäre: »Hey, Bursche! Nicht einen Schritt weiter machst du zu meiner Elena!«
    Ein drahtiger, recht kleiner Mann baute sich vor ihm auf, so hoch es ihm nur eben möglich war. Ein kahl geschorener Schädel überwölbte eine enorme Habichtsnase. Über dem kühn aus dem verkniffenen Gesicht ragenden Zinken waren dunkle, zornige Augen zu erahnen.
    »Was bist du denn für einer?«, fragte Benny grinsend und tat so, als sei er ob des wild aussehenden Typen nicht im Allergeringsten beunruhigt.
    »Ich bin der Adler, der dich packen tut wie ein Kaninchen und der seine scharfen Krallen unerbittlich schlägt in deinen zuckenden Leib«, knurrte der Habicht und zog ein ziemlich langes Messer aus seiner Lederjacke.
    »Oh Gott, Kastriot, das ist voll peinlich!«, jammerte das Mädchen.
    »Peinlich ist, wie du dich aufführst«, entgegnete der Mann. »Was fällt dir ein! Geh ich einmal pinkeln, und schon, zack!«
    »Dicke Scheiße«, lachte Benny, dem das Messer keine besondere Angst machte. Da er aber keinesfalls dumm war, riet ihm sein Verstand, den kleinen Adlerhabicht nicht allzu sehr zu reizen. Außerdem hatte er ein Gespür dafür, wann es besser war, den Rückzug anzutreten.
    »Du bist Scheiße!«, zischte Kastriot, »und ziemlich sehr bald vielleicht sogar echt tote Scheiße! Pass bloß auf, du Hundesohn, sonst mach' ich Gewalt!«
    »Hör doch bitte auf«, jammerte Elena. »Du tust so, als wärst du mein Bruder!«
    »Ich bin mehr als dein Bruder! Ich bin der, zu dem dein Vater sagt, Kastriot, du bist verantwortlich für Töchterchens Ehre und Sicherheit und Leben, und du stehst dafür mit deiner Ehre und deinem eigenen Leben!« Dabei gestikulierte Kastriot wild mit seinem Messer vor dem Mädchen herum, als wollte er des Töchterchens teures Leben jetzt gleich eigenhändig beenden.
    Benny, der ohnehin schon jede Chance auf ein amouröses Abenteuer hatte dahinschwinden sehen, drehte sich weg und meinte: »Ich geh’ dann mal, ihr könnt euch gerne hier weiter über eure Familienehre unterhalten. Das ist nicht mein Ding.«
    Kastriot funkelte ihn mit grimmigem Blick an und machte eine drohende Bewegung mit seinem Messer, die das Abschneiden von irgendetwas anzudeuten schien. »Und du verlierst dein Ding, wenn ich dich noch mal mit Elena seh. Ich kenn dein Gesicht jetzt!«
    »Huh, das macht mir Angst«, meinte Benny, lächelte Elena kurz an und wandte sich zum Gehen.
    Der Habicht rief hinter ihm her: »Kastriot Visar Kreshnik vergisst keine Fresse niemals!«

12. Kapitel
    Paul Gedeck drehte das Autoradio etwas leiser. Es informierte ihn darüber, dass es Freitagmorgen war und der Herbst im Sendegebiet immer noch kühl. Paul hatte den Empfang seines Lieblingssenders Antenne Aachen verloren und stattdessen das örtliche Radio Rur eingestellt. Die Popmusik, die nun trällerte, war jedoch die gleiche. Paul war diesbezüglich sowieso

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