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Altes Eisen - [Kriminalroman aus der Eifel]

Altes Eisen - [Kriminalroman aus der Eifel]

Titel: Altes Eisen - [Kriminalroman aus der Eifel] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KBV Verlags- und Mediengesellschaft
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irgendwie abgeschaltet.«
    Sie gingen beide neben Gustav her und hofften, dass er nicht stürzen und sich verletzen würde. Dann sagte Gustav unvermittelt: »Das führt doch zu nichts.«
    »Was meinst du damit?«, fragte Bärbel und spürte doch im selben Moment, als sie in Gustavs Gesicht blickte, dass sie keine Antwort erhalten würde. Sie gingen schweigend eine Weile weiter nebeneinander her. Lorenz beobachtete Gustav, wie er Steinen und Maulwurfshügeln auswich. Er fragte sich, wie und warum der Freund manche Dinge wahrnehmen konnte, Menschen jedoch offenbar nicht.
    Plötzlich blieb Gustav stehen und sagte laut: »Du gehörst einfach nicht in diese Welt. Es ist niemand da, und du solltest auch nicht hier sein!« Daraufhin kauerte er sich ins Gras und blieb dort unbeweglich sitzen.
    Bärbel und Lorenz taten es ihm schweigend nach. Bärbel ergriff eine Hand Gustavs und hielt sie fest. Der schien das nicht zu bemerken, zog die Hand aber auch nicht fort.
    Lorenz sah dem Freund in die Augen. Dort schien sich irgendetwas zu verändern. Lorenz murmelte: »Kommissar Wollbrand war selten so einfallslos, wenn es um das Lösen eines Rätsels ging.«
    Dann sagte er laut: »Gustav, wir sind da. Hörst du?«
    Ein leichtes Lächeln spielte um Gustavs Mund. Er entgegnete: »Ich bin nicht taub, mein Lieber.«
    »Das habe ich auch nicht vermutet«, sagte Lorenz und atmete erleichtert auf. »Du warst mal wieder auf Extratour unterwegs.«
    Gustav nickte langsam. »Verstehe.«
    »Man könnte Angst bekommen, wenn man dich so erlebt«, sagte Bärbel, die immer noch Gustavs Hand hielt. »Wo warst du?«
    »Wenn ich das so genau wüsste. Früher, als ich noch jung war, konnte ich mich an überhaupt gar nichts erinnern. Das Ab-und Wiederauftauchen, wie ich es nenne, hat mich immer total desorientiert.« Gustav lachte plötzlich laut auf. »Einmal wäre ich sogar fast an einem Schluck Wasser ertrunken. Ich hatte vergessen, dass ich gerade dabei war, etwas zu trinken!«
    »Und hast du uns überhaupt nicht wahrnehmen können?«
    »Nee.« Gustav schüttelte nachdenklich den Kopf. »In diesen Momenten bin ich mir sicher, der einzige Mensch auf der ganzen Welt zu sein. Ich kann manches wie im Nebel wahrnehmen, aber niemals lebende Wesen.«
    »Das ist gruselig«, meinte Bärbel. »Du musst dann ja schrecklich einsam sein.«
    »Das bin ich gewohnt.« Gustav lächelte und entzog Bärbel vorsichtig seine Hand. »Ich glaube, etwas erinnert zu haben, als Lorenz eben von den alten Geschichten sprach. Sagtest du nicht etwas davon, jemand sei getilgt oder ausradiert worden?«
    »Lorenz sprach von den Eburonen, die Cäsar ausrotten ließ.«
    »Ja, das war es. Das hat mich auf etwas gebracht, das mit mir selbst zu tun hat. Keine Ahnung, was das sein könnte.« Gustav stand ächzend auf. »Jesses, habe ich einen Hunger. Wie lange war ich abgetaucht?«
    »Gar nicht lange«, antwortete Lorenz. »Aber Hunger habe ich auch.«
    »Dann lasst uns ein Picknick machen!«, rief Bärbel munter aus. »Wozu haben wir den ganzen Kram dabei? Ich habe eben tüchtig die Küche geplündert!«
    Sie gingen zurück zum Weg. Lorenz schlug vor: »Ich kenne einen Pfad, der führt von hier in östlicher Richtung durch den Wald am Heldenberg vorbei zur Breidelsley. Vom Felskopf aus hat man einen fantastischen Blick ins Rurtal.« Die Freunde stimmten zu.
    Lorenz fühlte sich mittlerweile sicherer auf dem Rad. Sie passierten eine Schranke, die den Feldweg für den Verkehr sperrte. Trotz des unebenen Weges, der von tiefen Traktorspuren durchzogen war, kamen sie recht flott voran. Der Weg führte am Waldrand entlang. Rechter Hand erstreckten sich weitläufige, hügelige Wiesen, auf denen ein paar Windräder ihre riesenhaften Arme mit dumpfem Rauschen rotieren ließen. Dann machte der Weg eine Biegung in den Wald hinein. Lorenz wies nach links die Böschung hinauf. »Das hier ist der sogenannte Heldenberg. Ich vermute, das deutet auf die Schlachten hin, deren tapfere Toten hier vielleicht ihre letzte Ruhestätte fanden.« Sie fuhren den Weg weiter entlang, bis er in einen anderen mündete. Lorenz hielt kurz an und konsultierte seine Karte. Dann wies er nach links. »Noch ein paar hundert Meter, dann geht ein Pfad links in den Wald hinein.«
    Nach wenigen Minuten hatten sie eine Wegstelle erreicht, an der ein Schild mit einem Greifvogelsymbol den Rand eines Naturschutzgebietes markierte. Sie ließen die Räder abgeschlossen an diesem Schild zurück und gingen zu Fuß den schmalen Pfad

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