Altes Eisen - [Kriminalroman aus der Eifel]
lächelnd. »Ich hoffe, Sie haben auch einen schönen Tag und können die Herbstsonne etwas genießen?«
»Ich habe leider zu viel im Büro zu tun«, meinte die Klinkenberg. »Jedoch – die Hauptsache ist, Sie fühlen sich wohl. Und Sie, Herr Brenner?«
Gustav tat so, als schrecke er auf wie ein Schüler, der während des Unterrichts beim Schlafen erwischt worden ist. »Oh ja, sicherlich. Worum geht’s?«
»Um Ihr Wohlbefinden«, antwortete die Heimleiterin lächelnd. »Was schauen Sie sich gerade an?«
»Wir planen einen kleinen Ausflug in die nähere Umgebung.« Bärbel strahlte die Frau gütig an. »Wo das Wetter heute so schön ist, muss man dies doch ausnutzen.«
»Sehr schön«, meinte die Klinkenberg. »Heute Nachmittag kommt aber auch der seit Wochen angekündigte Senioren-Fitnesstrainer, und wir machen hier im Park einen großen Fitness-Check für alle Hausbewohner. Möchten Sie denn Ihren Ausflug nicht verschieben und an diesem Gemeinschaftsprogramm teilnehmen?«
»Nö«, brummte Lorenz.
Sibylle Klinkenberg schaute ihn groß an und war offenbar sprachlos.
Gustav kommentierte grinsend: »Opa Bertold meint, das Angebot sei grundsätzlich schon interessant und hochwertig, jedoch reize ihn eine private Unternehmung im kleinen Freundeskreis just am heutigen Tage doch mehr.«
»So, meint er dies?« Die Klinkenberg schaute beleidigt. »Es fällt mir halt auf, dass Sie drei eine in sich abgeschlossene Gruppe bilden und nicht sehr viel mit den anderen kommunizieren.« Dann schaute sie Bärbel an. »Gut, Sie, Frau Müllenmeister, sind mir ja eine große Freude mit Ihrem Engagement zur künstlerischen Betätigung der Mitbewohner. Vielleicht können Sie die beiden Herren ein wenig mit Ihrer sozialen Kompetenz anstecken?«
Bärbel lächelte und wollte antworten, jedoch kam Gustav ihr zuvor: »Frau Müllenmeister wirkt auf uns äußerst ansteckend, und sie mobilisiert uns zu einem deutlich erweiterten Aktionsradius. Und zwar dergestalt, dass wir heute diesen wunderhübschen Park sogar aus eigener Kraft verlassen und einen Ausflug ins Umland machen werden. Ist das nicht toll?«
Sibylle Klinkenberg seufzte und zog kopfschüttelnd von dannen.
Bärbel schaute die beiden Männer an und meinte: »Ach, dieser Fitness-Check wäre doch auch nicht schlecht, und unseren Ausflug könnten wir doch auch morgen machen?«
Lorenz und Gustav sahen sie kurz an, grinsten und schauten dann wieder auf die Karte, die vor ihnen lag.
»Ist ja schon gut«, murmelte Bärbel. »Und wo geht`s hin?«
Lorenz tippte mit dem Finger auf einen Punkt. »Schaut mal, hier südöstlich von Nideggen liegt das Forsthaus Bade. Der Name verweist auf den sogenannten Badewald, der unter anderem als historisches Schlachtfeld wohlbekannt ist. Hier trafen im Jahre 1242 die Heere des Kölner Erzbischofs Konrad von Hochstaden und Wilhelm des Vierten, der zu Nideggen residierte, aufeinander.«
»Ist das Schlachtfeld denn exakt lokalisierbar?«, fragte Gustav.
»Leider nein«, antwortete Lorenz. »Der historische Badewald sah im 13. Jahrhundert noch ganz anders aus. Und außerdem ist für die meisten Historiker eine andere Schlacht viel bedeutsamer, nämlich die berühmte Schlacht von Zülpich von 496, wo die Franken unter Chlodwig die Alemannen besiegten und Chlodwig gelobt hatte, sich im Falle des Sieges taufen zu lassen.«
»Aber wie der Name schon sagt – diese Schlacht fand doch bei Zülpich statt«, warf Bärbel ein.
Lorenz grinste: »Als Zülpicher Mädel musst du das ja sagen. Jedoch gibt es tatsächlich mehr Hinweise auf den Badewald als auf Zülpich oder vielmehr Lechenich, und im Übrigen erstreckt sich dieses Gebiet, das man Badewald nennt, auch bis dorthin, sodass das gar kein Widerspruch ist. Leider ist es durch die intensive Landwirtschaft und die Bodenveränderungen der letzten Jahrhunderte kaum möglich, ein Schlachtfeld, auf dem vor so langer Zeit gekämpft worden ist, exakt zu lokalisieren. Das ist ja zum Beispiel bei der berühmten Varusschlacht auch erst kürzlich geglückt. Und wo ich schon bei den Niederlagen der Römer auf deutschem Boden bin: Im Badewald hat auch einmal ein junger Aufständischer eine römische Armee vernichtend geschlagen. Was Arminius für den Teutoburger Wald ist, war hier Ambiorix, der Häuptling der Eburonen. Später im Gallischen Krieg hat Julius Cäsar die Eburonen aus Rache dafür von der Landkarte getilgt.«
»Wo wir gerade bei Schlachten sind«, warf Gustav ein. »Justament im Jahre 1242 fand auch
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