Altes Eisen - [Kriminalroman aus der Eifel]
die berühmte Schlacht statt, in der Alexander Newski die Deutschritter vernichtend schlug und sie aus Osteuropa nach Westen zurückdrängte.«
»Was hat das mit der Fehde zwischen Konrad von Hochstaden und Wilhelm dem Vierten zu tun?«, fragte Lorenz.
»Nix, aber ich wollte auch mal was sagen«, grinste Gustav.
»Gut, es sei dir gegönnt. Jedenfalls wurde der alte Erzbischof hier in der Gegend auf offener Feldschlacht besiegt und gefangen genommen.«
»Hat er denn selbst mitgekämpft?«, fragte Bärbel. »Kommt mir unwahrscheinlich vor.«
»War aber so. Damals fochten die Heerführer noch an vorderster Front mit, anstatt nur einmal etwas in ein rotes Telefon zu husten. Und ein Erzbischof wie Konrad war damals kein Geistlicher, sondern Adliger, Machtpolitiker, Geschäftsmann und Anführer seiner Armee. So als wenn Josef Ackermann gleichzeitig Bankenchef, Bundeskanzler, General und auch noch gläubiger Christ wäre.«
»Und warum sitzt der nicht im Burgverlies?«
»Weil diese Verbrecher im Laufe der Jahrhunderte einfach noch ein bisschen cleverer geworden sind«, sagte Lorenz. »Mag sein, dass Konrad von Hochstaden ein Erzgauner war, aber er war eben auch ein Kind seiner Zeit. Brutal, machtbesessen, und – gottesfürchtig.«
»Und nun erforschen wir, was ihn mit dem Nideggener Land verbindet, dass sogar heute noch deswegen gemordet wird.« Bärbel fuhr ein Schauer über den Rücken.
»Genau«, bestätigte Lorenz und faltete die Karte zusammen. »Um sein Grab im Kölner Dom kümmern wir uns später. Jetzt lasst uns gehen, solange Petrus uns hold ist.«
»Aber gehen können wir bis dorthin natürlich nicht«, meinte Bärbel. »Wir werden mit dem Fahrrad fahren. Ich habe schon mit Herrn Jäger gesprochen.«
»Wer ist das?«
Bärbel schüttelte den Kopf. »Ach Jungs, Herr Jäger macht hier im Haus den Fahrradverleih, den müsst ihr doch kennen!«
Lorenz murmelte etwas vor sich hin, und die beiden anderen vermuteten, dass Kommissar Wollbrand zu dem Thema etwas zu sagen hatte. Die Freunde standen auf und verließen den Garten der Seniorenresidenz. Lorenz steckte seine Karte ein, und Bärbel nahm ihren Rucksack, den sie vorsorglich mit Proviant für den Ausflug gepackt hatte. Wenig später trafen sie in der Fahrradgarage des Hauses ein. Dort standen bereits drei Räder für sie bereit. Ein weißhaariger Mann erwartete sie lächelnd.
»Hallo Herr Jäger«, grüßte Bärbel.
»Hallo zusammen«, antwortete Jäger und winkte ihnen freundlich mit einer Hand zu, mit der anderen Hand stützte er sich auf einen Rollator. »Ich habe euch drei Trekkingbikes fertig gemacht. Viele kleine Gänge, damit es auch bei Steigungen ohne großen Krafteinsatz weitergeht.«
»Das ist gut«, meinte Gustav. »Ich bin kein sehr geübter Radler.«
Jäger grinste. »Das wird ja auch zunehmend schwerer. Sehen Sie mich an: Siebzig Jahre waren Fahrräder mein Leben, und jetzt hänge ich am Rollator und kann nicht mehr fahren.«
»Das ist aber schade«, meinte Lorenz.
»Ach, ich habe ja noch den Verleih hier. Ich halte die Räder in Schuss für diejenigen, die sie noch benutzen können, das ist auch schön.«
»Wunderbar, wie Sie das sehen, Herr Jäger«, lächelte Bärbel. »Nun wollen wir doch mal sehen, ob wir das hinbekommen!«
Sie nahm ein Rad und verstaute ihren Rucksack auf dem komfortablen Gepäckträger. Gustav verfuhr ebenso, auch er hatte eine Tasche gepackt. Lorenz sah den beiden zu, wie sie ihre Räder anschoben und sich dann auf den Sattel schwangen. Bärbel fuhr ein paar Meter den Weg hinauf, wendete und rollte langsam zurück. »Komm schon, Lorenz«, rief sie ihm zu.
Lorenz brummte: »Der alte Kommissar war sich nicht sicher, ob er dieses Risiko eingehen konnte. Sein untrüglicher Instinkt sagte ihm, dass dieses Unterfangen böse enden könnte.«
Dann griff er sich das Rad und sagte laut: »Mal schauen, ich bin das letzte Mal auf so einem Ding gesessen, als ich meinem Sohn das Radfahren beigebracht habe. Und der ist heute gute fünfzig!«
Herr Jäger hielt ihm das Rad fest und meinte: »Keine Bange, das verlernt man niemals. Es ist ein kleiner Gang drin, damit kann man ganz langsam losfahren und muss nicht feste treten.«
Lorenz reichte Jäger seinen Gehstock. »Es muss wohl sein.«
Bärbel und Gustav waren wieder abgestiegen und stellten sich beiderseits des Rades von Lorenz auf.
»Komm, mach hinne«, forderte Gustav ihn auf. »Die ersten Meter sind die schwierigsten. Da gehen wir nebenher. Zur
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