Altes Eisen - [Kriminalroman aus der Eifel]
aus denen er Bier braut. Und einmal im Jahr schickt er mir einen kleinen Sack seines Kaffees.«
»Wo warst du eigentlich noch nicht?«, fragte Lorenz und war ein bisschen neidisch auf den Freund, der offenbar viel mehr von der Welt gesehen hatte als er selbst.
»Weiß nicht«, grinste Gustav. »Ich glaub, in Paderborn war ich noch nie. Und wenn Gott will, komm ich da auch nicht mehr hin.«
»Och, Paderborn ist gar nicht mal hässlich«, meinte Benny. »Da gibt’s ne coole Jugendherberge in einer schnieken Burg.«
»Paderborn erschuf der liebe Gott im Zorn«, grinste Lorenz. »Was ist jetzt mit dem Kaffee?«
»Wird schon.« Gustav stand auf, füllte den Kaffee in den Filter und überbrühte ihn mit kochendem Wasser. Die drei Männer genossen den Kaffeeduft, der sich in Gustavs Zimmer ausbreitete. Sie schwiegen eine Weile. Dann brach Benny die Stille: »Was meinst du, ist es nicht langsam an der Zeit, dass dein Zimmer ein wenig mehr Ambiente bekommt? So was wie Bilder, Schmuckstücke, Andenken an irgendetwas?«
Gustav schüttelte den Kopf. »Das Ambiente ist genau so, wie ich es haben will. Jedem so viel Tand, wie er braucht.«
»Aber ist das nicht ein bisschen traurig?«, fragte Benny.
»Wenn's dir so vorkommt«, entgegnete Gustav.
Lorenz lachte leise und grummelte in seinen grauen Bart: »Den alten Somnambulen umgab ein Geheimnis, das Kommissar Wollbrand sicher eines Tages lüften würde. Jedoch war dieser Tag noch nicht gekommen.«
Sie genossen das feine Aroma des Kaffees. Benny leckte sich die Lippen. »Das schmeckt ja fast so, also hättest du etwas Kakao dazugegeben.«
Gustav nickte. »Ja, Ndesarios Kaffee hat diese feine Note.«
Wieder schwiegen sie eine Weile. Durch das offene Fenster hörte man das Klacken der Boulekugeln sowie gedämpftes Lachen und Rufen. In diesem Moment klopfte es an der Tür. Gustav stand auf und öffnete. »Ich war's nicht«, sagte er lächelnd.
Rita trat ein. »Ich habe doch noch gar nicht gesagt, wegen welcher Leiche ich diesmal hier bin.« Sie gab Gustav die Hand und umarmte Lorenz, der schnell aufgestanden und ihr entgegengekommen war.
»Darf ich euch den Opa Bertold mal entführen?«, fragte sie.
Gustav meinte bedauernd: »Und ich dachte, ich könnte Ihnen einen Kaffee anbieten?«
Benny rief dazwischen: »Und der ist der absolute Hammer, Frau Kommissarin! Sollten Sie sich nicht entgehen lassen.«
»Ich muss leider ablehnen. Ein andermal gerne. Aber für diesmal würde ich zugunsten eines Vier-Augen-Gespräches mit unserem Ermittler verzichten wollen.«
»Nun, so sei es«, meinte Lorenz. Er trank im Stehen seine Tasse aus. »Ihr entschuldigt, ich muss zum Verhör«, sagte er den Freunden zum Abschied. Rita nickte Gustav und Benny zu, dann verließen Lorenz und sie das Zimmer. Sie gingen den Gang hinunter bis zum Ausgang in den Garten.
»Ich hoffe, du bist mir nicht böse?«, fragte Rita.
»Aber nein. Ich freue mich, dass du hier bist. Aber so unverhofft am Montag? Ich vermute, du hast einen triftigen Grund.«
Rita atmete tief durch. »Ja, den habe ich allerdings – mehr als einen sogar. Gehen wir etwas spazieren?«
»Warum nicht? Vielleicht einen Felsenrundgang? Es ist so schönes Wetter, und mein Bein fühlt sich heute gut an.«
»Okay«, meinte Rita. »Du führst.«
Sie gingen durch den Garten hinaus auf die Straße. Lorenz wandte sich zum Ortsausgang. Dort, kurz bevor die Hauptstraße in steilen Serpentinen ins Rurtal nach Abenden hinabführte, schlug sich ein kleines Sträßchen ins Grüne. Lorenz wies mit seinem Gehstock auf das Straßenschild. »Im Effels«, las er vor. »Schöne Felsen mit wunderbarem Blick ins Tal.«
»Sind das die Felsen am Waldhang, die man von deinem Zimmer aus sehen kann?«
»Ein paar davon kann ich sehen, ja. Und nun erzählst du mir, weshalb du deinen alten Opa unverhofft beglückst.«
Rita brauchte noch ein paar Schritte, bis sie den richtigen Einstieg fand. »Ich habe Paul getroffen.« Sie machte eine Pause, um darüber nachzudenken, ob das wirklich ein gelungener Beginn war. Lorenz sah sie kurz von der Seite an und wartete ab.
»Er steckt in einer gefährlichen, verdeckten Ermittlung. Was man so über ihn hören oder lesen konnte, diente nur der Tarnung und stimmt natürlich nicht.«
»Aber das wusstest du doch bereits«, warf Lorenz ein.
»Das ist es ja.« Rita brauchte noch eine kurze Pause. »Ich wusste von Anfang an, dass er diesen Job nur übernommen hat, weil das LKA ihn erpresst hat. Er tut das nur für mich,
Weitere Kostenlose Bücher