Altes Eisen - [Kriminalroman aus der Eifel]
Feldern des Bildschirms herum. Dann stockte er. »Hm, haben wir eine Bahn-Card?«
Bärbel und Lorenz schüttelten die Köpfe.
»Oder ein Seniorenticket?«
»Seh ich so aus?«, murrte Lorenz.
»Wenn ich ehrlich sein soll, irgendwie schon«, versetzte Gustav.
»Nun aber mal im Ernst«, schaltete sich Bärbel ein. »So schwer kann das ja wohl nicht sein!« Sie drängte Gustav beiseite und tippte ebenfalls auf dem Bildschirm herum. »Da!«, sagte sie. »Neunundfünfzig Euro.«
»Das kann doch wohl nicht stimmen«, meinte Gustav.
»Hm, da hast du wohl recht. Also in Ruhe noch mal von vorn. Wohin wollen wir?«
»Mir reicht's«, schimpfte Lorenz. »Ich will doch nur mit dem Zug nach Köln und keinen Schnellkurs zur Bedienung eines Space-Shuttles!«
»Mal ganz ruhig«, beschwichtigte Bärbel. »Wir haben noch Zeit. Mal schauen – wir sind hier in diesem Ring. Da steht doch was vom Tarif des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg.«
»Wieso Rhein-Sieg?«, fiel Gustav ein. »Gehört das nicht zum Aachener Verkehrsverbund?«
»Nee, der endet bei Langerwehe, glaube ich.«
Lorenz schüttelte den Kopf und grummelte: »Der alte Ermittler hatte ja schon viel Unsinn gesehen. Aber diese blechgewordene Unverschämtheit stellte alles in den Schatten.«
Und so laut, dass es durch den ganzen Tunnel schallte, fügte er hinzu: »Es ist ja nicht genug, dass ich hier in der Unterwelt stehen muss, in der es nach Lulu riecht – nein, um mit dem Zug nach Köln zu fahren, muss man Automatensprache beherrschen!«
Ein Mann in einer dunkelblauen Uniform trat zu ihnen. »Kann ich Ihnen helfen? Sie möchten nach Köln?«
»Na, Sie kommen mir gerade recht«, brummte Lorenz. »Haben Sie dieses Ding hier aufgestellt?«
Der Bahnangestellte lächelte. »Das nicht, aber ich kann es für Sie bedienen, wenn es Ihnen recht ist.«
»Das ist recht«, antwortete Lorenz. »Lasst den Mann da mal ran!«
»Köln Hauptbahnhof mit Hin-und Rückfahrt, nehme ich an?«
Nach wenigen Tastendrucken wartete der Automat auf die Zahlung von rund zwanzig Euro. Als der Uniformierte sich verabschiedet und Bärbel ihm für seine Hilfe gedankt hatte, murmelte Lorenz: »Anders als seine allzu nette Assistentin weigerte sich Kommissar Wollbrand, der Bande auch noch dankbar dafür zu sein, dass man sich einer irrwitzigen Maschinerie ausgeliefert fühlen musste, nur um einen Zug besteigen zu dürfen.«
Kurze Zeit später saßen sie im Regionalexpress und ließen die Felder des Dürener Landes an sich vorüberziehen. Lorenz packte einen Stoß Blätter aus seiner Tasche. »So. Wollen wir doch mal kurz zusammenfassen, was wir wissen. Wir haben einen Mord an einem Mitarbeiter der Domschatzkammer. Die Leiche ist aufgespießt am Geländer des Grabmals von Konrad von Hochstaden, dem Erzbischof Kölns, der im dreizehnten Jahrhundert den Grundstein für den Dom legte. Dieses Grabmal wurde, fast unsichtbar selbst für die Spezialisten, untersucht. Wonach die Täter suchten, wissen wir nicht. Hier haben wir zwei wissenschaftliche Aufsätze zur Grablegung des Konrad von Hochstaden. Eine Frau Kroos streitet mit einem Herrn Rode darüber, wo der alte Erzbischof nun tatsächlich begraben liegt. Der Gauner wurde vermutlich mindestens einmal umgebettet, die Wissenschaftler sind sich nicht sicher, ob seine Überreste unter dem heutigen Grabmal in der Johanneskapelle liegen oder in der Achskapelle, wo er wohl zuerst beerdigt wurde und später dem Dreikönigsschrein weichen musste. An beiden Plätzen wurden Überreste gefunden, die unterschiedlich interpretiert werden. In der Achskapelle gibt es ein leeres Grab von der passenden Größe. In der Johanneskapelle gibt es unter der Konradschen Tumba ein viel kleineres Grab, welches für einen kompletten Leichnam nicht ausreichen würde. Dort hat man vermutlich 1322 die umgebetteten Überreste hineingelegt.«
»Warum eigentlich unter dem Grabmal und nicht darin?«, fragte Gustav. »Das verstehe ich nicht.«
Lorenz antwortete: »Das Grabmal ist ein Schrein, eine sogenannte Tumba, in der die Toten jedoch nicht bestattet wurden. Es gibt im Dom auch eine Ausnahme, nämlich die heilige Irmgardis. Eine Tumba bildet aber ansonsten immer den schmucken Überbau für das eigentliche Grab im Boden.«
»Und warum ist das so wichtig, wo die Überreste des Erzbischofs nun genau liegen?«, fragte Bärbel.
»Das liegt doch auf der Hand«, meinte Gustav. »Die Täter haben im Grab des Konrad etwas Wertvolles gesucht. Das ominöse Artefakt muss in Konrads Besitz
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