Altes Eisen - [Kriminalroman aus der Eifel]
zerrten Gustav und Lorenz, ehe diese in irgendeiner Weise reagieren konnten, in das Auto. Schon gab der Fahrer wieder Gas, und das Auto rauschte die Straße durch Nideggen herunter. Kastriot Kreshnik saß zwischen den beiden Alten auf dem Rücksitz und fuchtelte wild mit seinem Dolch herum. Wassilij Sorokin hatte auf dem Beifahrersitz neben Branco Sadic Platz genommen. Er drehte sich herum und sprach: »In eurem Alter sollte ein Mann wissen, wie weit er gehen kann. Ihr seid zu weit gegangen. Das kann nicht ohne Konsequenzen bleiben.«
Lorenz wollte etwas entgegnen, doch Kastriot setzte ihm die Klinge an den Hals und fauchte: »Die Konsequenzen kann ich auch jetzt gleich machen.«
Branco Sadic hieb mit der Faust auf das Lenkrad, während der Wagen in voller Fahrt durch das enge mittelalterliche Stadttor schoss. »Doch nicht hier im Auto! Bist du verrückt? Warte, bis wir außerhalb des Ortes sind. Irgendwo im Wald.«
Der Albaner wollte antworten, doch Sorokin machte eine herrische Handbewegung, die den beiden Schweigen gebot. »Nicht hier im Auto und auch nicht gleich im Wald. Slotin und ich haben eine Abmachung. Keine Leichen mehr, bis die Mission erfüllt ist. Und das wird sehr bald sein.«
Gustav schaute Lorenz in die Augen. Der zwinkerte seinem Freund zu und brummelte ganz leise in seinen Bart: »Man hätte nun meinen können, es gehe den beiden Alten an den Kragen. Kommissar Wollbrand jedoch war erfahren genug, um zu wissen, dass er der Lösung des Falles nun näher denn je war.«
»Sag mal, Frau Professor«, meinte Benny und zeigte auf eine Statue, »weißt du etwas über diese Königin hier?«
Bärbel trat näher. »Leider nein«, antwortete sie. »Jedoch scheint mir diese Frauenfigur eher eine Heiligendarstellung zu sein.«
»Warum?«, fragte Benny. »Sie hat eine Krone auf und ein Schwert in der Hand.«
»Schon. Aber das Gewand und die ganze Darstellung weisen nicht auf eine Königin. Und schau mal hier.« Bärbel wies auf die linke Hand der Frau. »Warum sollte eine Königin ein abgebrochenes Stück Wagenrad in der Hand halten? Vielleicht eine Schutzpatronin oder so etwas.«
»Vielleicht steht in Opa Bertolds schlauem Buch etwas drin.«
Bärbel nahm die Broschüre und blätterte darin. »Tatsächlich. Hier steht es: Die Figur zeigt die heilige Katharina. Sie war eine Märtyrerin, wurde gerädert, aber das Rad zerbrach während der Hinrichtung. Daraufhin wurde sie mit dem Schwert enthauptet.«
»Gar nicht nett«, meinte Benny. »Dafür lächelt sie aber noch süß.«
»Deswegen ist sie ja auch eine Heilige. Apropos Heilige – wo bleiben eigentlich unsere beiden Heiligen?«
»Weiß auch nicht. Ich geh mal schauen.«
Benny verließ die Kirche und sah sich draußen um. Er rief Bärbel, die ebenfalls auf die Straße getreten war, zu: »Nichts zu sehen. Die alten Halunken haben sich verkrümelt. War ihnen wohl zu anstrengend.«
»Sieht ihnen aber gar nicht ähnlich.« Bärbel schaute die Straße in Richtung der Burg hinauf und in Richtung Marktplatz hinunter. »Wo mögen sie denn nur stecken?«
Benny grinste. »Vermutlich wollten sie hinter der Kirche austreten gehen und haben sich im nächstbesten Gebüsch verlaufen.«
»Ach Benny«, seufzte Bärbel. »Lass uns suchen.«
Die beiden gingen um die Kirche herum. Dann wählten sie den Weg zur Burg. Im Vorhof angekommen, meinte Bärbel. »Das ist mir jetzt aber zu dumm!« Sie griff in ihre Handtasche, holte ihr Mobiltelefon hervor und wählte. »Nichts. Vielleicht klappt’s mit Gustav.«
Doch auch Gustav ging nicht ans Handy.
»Das ist seltsam«, murmelte sie leise. »Wir waren uns eigentlich einig, dass es besser ist, immer erreichbar zu sein.«
Benny zuckte die Schultern. »Bei den beiden alten Wirrköpfen weiß man nie. Das ist noch kein Grund zur Sorge. Vermutlich fummelt Opa Bertold gerade an dem seltsamen Ding herum, was da eben gepiepst hat, und findet den richtigen Knopf nicht.«
»Aber sie würden doch nicht einfach weggehen!« Bärbel wurde unruhig. Dann rief sie, so laut sie konnte, die Namen der beiden Freunde. Benny unterstützte sie nach Leibeskräften. Doch niemand antwortete.
»Was sollen wir nur tun?«, fragte Bärbel.
»Wir sollten zurück zum Heim gehen. Vielleicht ist den beiden unterwegs schlecht geworden, und sie wollten nach Hause?«
»Ich weiß nicht. Ich suche hier in der Gegend weiter, du kannst ja schnell nach Hause laufen und dort suchen. Melde dich bei mir, sobald du etwas erfährst. Und halte auch unterwegs die
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