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Altes Herz geht auf die Reise - Roman

Altes Herz geht auf die Reise - Roman

Titel: Altes Herz geht auf die Reise - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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brüllt und muht, weil sie nie in den Stall will. Es ist ein Spektakel, und ich horch und ich hör: ich hör doch was! Und plötzlich schreit die Frau: ›Das sind doch Kinder, die schreien! Jetzt weiß ich, sie sind mit Schliekers Kahn ertrunken, und nun spuken sie durchs Dorf!‹ Und ein Geschrei und ein Gezeter, als wollte man einem Huhn den Hals abhauen, na ja, ich sage bloß, die Frauen …«
    »Fritze!« rief Rosemarie wütend. »Nimmst du das zurück, du dämlicher Bengel! Auf der Stelle nimmst du das zurück!«
    »Dich meine ich doch nicht, Rosemarie!« sagte Fritz gekränkt. »Wir wissen doch alle, wie dein Vater das Gespenst an der Kriwitzer Brücke verjagt hat und daß es überhaupt keine Gespenster gibt, wenn man ›Im Namen Gottes!‹ sagt. Darum bin ich doch auch rein ins dunkle Haus, und du kannst mir glauben, es hörte sich im Windfang grausig an. Da reichen keine zwanzigmal, daß ich ›Im Namen Gottes‹ gesagt habe, aber es wurde nicht still. Ich habe gestanden und mir überlegt, wenn sie auf Gottes Namen nicht still werden, sind es auch keine Gespenster. So habe ich schließlich die Schlafkammertür aufgemacht, und da quäkten sie so vor sich hin … Wir haben es ja alle hier – bis auf den Otsche – oft genug gehört, wenn die Schliekers über Land waren und wir haben dir Gesellschaft geleistet, und so kannte ich es und machte Licht. Und da lagen sie ja nun auf den Betten …«
    »Und keines war runtergefallen?« unterbrach Rosemarie aufgeregt. »Ich habe immer Angst gehabt darum …«
    »Keines runtergefallen!« beruhigte sie Hütefritz. »Das war ja nun nichts zum Fürchten, und so kriegte ich denn schließlich die Tamms herein und erfuhr so allmählich, warum sie denn nun eigentlich hier lagen. Ich wußte ja noch gar nichts.«
    »Und was wurde?« fragte Rosemarie gespannt. »Sind sie wieder zu Schliekers gekommen?«
    »Ach nee! Was du nur denkst! Ich kenne doch den Peter Gneis, und kaum wußte ich Bescheid, war ich auch schon im Krug, und da saß er nun so wütend über den verlorenen Tag wie nur möglich. Das wurde ein ander Gesicht, als er meine Botschaft hörte, und hin zu den Tamms, er wollte es erst gar nicht glauben!
    Aber dann nicht lange gewunderwerkt, sondern den Maxe auf dem Rade den Schwestern, die schon wieder auf dem Wege nach Kriwitz waren, nachgeschickt, und istrunter zu Schliekers wie ein geölter Blitz. Da hat er aber so getan, als wüßte er nichts, und hat den Schlieker nur gebeten, er möchte mal mit zu August Tamm kommen, der hatte ein Geständnis gemacht.«
    »Der August Tamm? Wieso?« fragte Ernstel Witt ganz verblüfft.
    »Mensch, das ist doch nur eine Kriegslist gewesen, kapierst du das denn nicht?!!« fragte Hütefritz empört. »Er bringt also den Schlieker auf die Diele, wo August Tamm schon wartend sitzt. Es war nämlich vorher so verabredet, Ernst, mit deiner langen Leitung!«
    »Roß!«
    »Schafskopp!«
    »Dösbartel!«
    »Ruhe!« befahl Rosemarie. »Ihr werdet euch nachher beide hauen, damit die Stänkerei alle ist. Und weil Hütefritz schon vierzehn ist und Ernstel erst zwölf, wird Hütefritz ein Arm auf den Rücken gebunden …«
    »Meinshalben, ich …«
    »Ruhe jetzt! Erzähl weiter, Fritze!«
    »Der August Tamm macht ein ganz unglückliches Gesicht, und Peter Gneis sagt ganz höflich: ›Nehmen Sie bitte Platz, Herr Schlieker. Ich habe Ihnen Unrecht getan, Herr Tamm hat jetzt alles gestanden.‹
    ›Was hat er gestanden?‹ fragt Päule. So dumm ist er ja nun nicht, daß er den Dreck nicht riecht, er weiß bloß nicht, woher es stinkt.
    ›Daß er Ihnen die Kinder gestohlen hat!‹
    ›Gestohlen, der Tamm? Ich hab die Kinder aufs Amt geschafft!‹
    ›Nein, ich hab sie dir gestohlen, Päule, weil ich mir mal wieder ’nen Witz machen wollte.‹
    ›Die Kinder sind auf dem Amt!‹
    ›Können Sie das beschwören, Herr Schlieker?‹
    ›Ich hab’s ja schon zu Protokoll gegeben, daß ich sie hingeschickt habe.‹
    ›Also hier bei Tamm sind sie nicht?‹
    ›Sie sind auf dem Amt.‹
    Und grade da kräht eines los!
    ›Herr Paul Schlieker – und was ist das?‹
    Da gab’s kein Halten, wir haben die Tür aufgemacht und haben reingesehen, und der Päule Schlieker hat in der Schlafkammertür gestanden und war weiß vor Wut. Und dann hat er gesagt: ›Hat die verdammte Giftkröte mir doch einen Streich gespielt, wenn ich die erwische …‹ – ›Erst mal sind Sie erwischt, Herr Schlieker‹, hat Gneis gesagt. ›Und nun kommen Sie ohne Widerstand mit, denn

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