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Altes Herz geht auf die Reise - Roman

Altes Herz geht auf die Reise - Roman

Titel: Altes Herz geht auf die Reise - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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daß ich Sie ein bißchen mitnehme, das brauche ich Ihnen wohl nicht erst zu erzählen …‹«
    »Und Schlieker –?«
    »Ist ohne ein Wort mit dem Gendarmer fort, und jetzt sitzt er schon im Kriwitzer Loch bei Thode Brummig.«
    »Dann habe ich gewonnen«, rief Rosemarie jubelnd. »Jetzt
müssen
ihn die Vormünder absetzen. – Hütefritz Hütefritz«, rief sie und schüttelte ihn bei der Schulter. »Freust du dich denn gar nicht?!«
    »Du bist eben doch ein Mädchen«, sprach der Hütefritz mißbilligend, »wenn du auch die Klügste von uns allen bist. Das solltest du nun doch schon wissen, daß Päule Schlieker immer wieder auf die Beine fällt, sooft man ihm auch ein Bein stellt.«
    »Aber wo er schon im Loch sitzt!«
    »Der Päule wird sich schon freischwindeln. – Was würdest du denn nun tun, Rosemarie?«
    »Ich will morgen mit dem Professor zu Frau von Wanzka und Kaufmann Mühlenfeldt gehen und verlangen, daß Schlieker als Pflegevater abgesetzt und Professor Kittguß eingesetzt wird.«
    »Nein, Rosemarie, mindestens mußt du abwarten, was der Amtsgerichtsrat tut. Und dann der alte Professor …«
    Hütefritz sah sich um, und – siehe – die andern murmelten Beifall.
    »Was ist’s mit dem Professor?« fragte Rosemarie ärgerlich. »Der war der älteste Freund meines Vaters und ist überhaupt der beste Mensch von der Welt!«
    »Das mag sein, aber richtiger ist doch, du schickst ihn wieder zurück nach Berlin. Denn wir sind uns alle einig, daß er zu nichts nutze ist, und du kannst ihn auch nicht brauchen, Rosemarie. Das weißt du natürlich noch nicht, daß er sich heute früh von Tamms hat überreden lassen, wieder nach Berlin zu fahren, weil ihm die halbe Stunde in Schliekers Kohlenstall schon zuviel geworden ist …«
    »Ist das wahr, Hütefritz?« rief Rosemarie. »Nein, das kann nicht wahr sein, er müßte es mir doch wenigstens gesagt haben. Ohne ein Wort weg, es kann nicht möglich sein.«
    Sie sah böse auf all die mondscheinhellen Gesichter, die sie mit schwarzen Augenflecken starr ansahen. Aber keines wollte ihr zunicken.
    »Es
kann
nicht wahr sein, Hütefritz!«
    »Es ist wahr, Rosemarie! Frau Tamm hat es mir gesagt, und ich habe ihn in Tamms Stuhlwagen auf dem Wege nach Kriwitz gesehen. Darum sagen wir, schick ihn zurück, er macht uns nur Unfug. Wir wollen unter uns Jungen bleiben.«
    »Und wieso ist er wieder hier?«
    »Weiß ich, was ihm eingefallen ist?! Weg hat er gewollt, so viel ist sicher. Schick ihn fort, Rosemarie.«
    »Es ist gut, Fritze«, sagte Rosemarie. »Wenn es so ist, wie du sagst, soll er fort. Ich werde mit ihm sprechen. Und was sollen wir tun, denkst du?«
    »Ja«, sagte Hütefritz nachdenklich. »Bestimmt müssenwir erst einmal abwarten, was mit Päule Schlieker wird. Bleibt er drin, wird alles glattgehen – aber kommt er raus … Ich hab dir ja erzählt, Rosemarie, wie er gedroht hat; dich darf er nicht wieder erwischen …«
    »Nein«, sagte Rosemarie, »nein, du hast recht. Ich bleibe erst einmal hier. Aber dann müßt ihr mir was zu essen besorgen, es ist fast nichts hier. Für mich und Philipp und den Bello – und auch für den Professor, erst mal.«
    »Das machen wir, da hilft jeder mit«, sagte Hütefritz, und die andern bestätigten es. Wäre es heller gewesen, hätte man ihnen ansehen können, wie sie im Geist einen Überschlag über die mütterliche Speisekammer machten. »Hungern sollt ihr hier nicht!«
    »Schön«, sagte Rosemarie. »Und einer sagt mir jeden Tag Bescheid, was im Dorf los ist.«
    »In Ordnung.«
    »O Gott, ihr habt es gut, und ich werde hier ewig sitzen und nicht wissen, was ich tun soll. Fritz, ihr müßt auch auf den Hof aufpassen, da sind Weizen und Roggen und Kartoffeln – ihr müßt genau aufpassen, ob die Mali was wegschleppt und zu wem.«
    »Schön«, sagte Hütefritz. »Es werden immer zwei die Schule schwänzen müssen, wer will es sein?«
    Da war keiner, der nicht »Ich« rief.
    »Wie ihr mit Lehrer Schlitz auseinanderkommt«, sagte Hütefritz nachdenklich, »das ist eure Sache. Also Essen verschaffen wir dir, und den Hof bewachen wir dir auch. Schön, Rosemarie, und ist das nun alles?«
    »Ich denke, ja«, sagte sie zögernd und sah auf die Getreuen.
    »Na also«, sagte Hütefritz, »so ist denn wohl alles fertig, und wir können sehen, daß wir noch ein bißchen schlafen. Rosemarie …«
    »He, Hütefritz«, rief der Knirps Witt schnell. »Nicht soeilig! Erst soll ich dich noch verdreschen, das haben wir ausgemacht!«
    »Du mich

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