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Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin

Titel: Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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nach Norden zu reisen. Sie legte ihre Hände im Zeichen der Göttin zusammen und verbeugte sich, erst vor Bindar und dann vor Lalah. »Dein Wunsch ist mir Befehl«, gelobte sie. »Ich werde die Kriegskönigin von Shara sein und nach Kataka gehen, wie du es angeordnet hast.«
    Lalah war erheitert. »Mein Wunsch ist dir Befehl, wie?« Sie zog ihr Diadem aus dem Haar und kratzte sich am Kopf. »Versuche niemals, demütig zu klingen, Marrah. Es wirkt alles andere als überzeugend.«
     

DRITTES BUCH
Katanka
     

Wenn Silbervögel fliegen
    und Häuser die Wolken berühren
    und die Löwen sich verkriechen
    und die Frösche nicht mehr quaken,
    wird die Mutter wiederkommen.
     
    »Gebet an die Erde«. Inschrift auf einem zeremoniellen Wandschirm. Katakanische Sammlung, 4300 v. Chr. Muse National d'Histoire, Bukarest, Rumänien
     
    Wir tanzen
    angesichts der Furcht.
    Wir pflegen der Liebe
    angesichts des Todes.
    Wir schicken unsere Kinder
    in die Zukunft
    wie Tauben,
    um ihre heiligen Namen zu singen. Hier,
    dort,
    überall:
    Aba, Shallah, Nashah.
     
    Aus »Initiationslied«. Kataka, 5. Jahrtausend v. Chr.
     
    »Was macht Menschen grausam?«
    »Wer hat den Krieg erfunden? «
    »Wie können wir uns gegen Feinde verteidigen,
    ohne wie sie zu werden?«*
    Aus »Die Heiligen Bücher von Kataka«. Nordrumänien, 5. Jahrtausend v. Chr.
    * Die Antworten sind nicht überliefert.
     

10. KAPITEL
    Marrah und Hiknak blickten in das schwarze Tal hinunter und sahen Kataka, die Stadt der Dunklen Mutter, wie eine Halskette aus flüssigem Silber zu ihren Füßen glitzern. Die Stadt vibrierte und bewegte sich ähnlich einer offenen Blütendolde, der Rhythmus ihrer Trommeln hämmerte wie ein allgegenwärtiger Herzschlag. Auf den ersten Blick schien es mehr als nur eine Stadt: Sie wirkte wie ein lebendiges Wesen, rund wie der Kreis der Jahreszeiten, rund wie der Zyklus von Leben und Wiedergeburt. Dennoch war die Stadt gleichzeitig in durchaus menschlichen Maßen erbaut.
    Komme dort an, dachte Marrah, und du wirst feststellen, daß die Katakaner die gleiche Art von Brot wie die Sharaner essen; du wirst alte Hunde neben Kohlenöfchen schlafend finden und Liebende, die sich wegen Kleinigkeiten streiten.
    Ohne Zweifel war in genau diesem Moment irgendwo in dem Häuserkranz einer der Katakaner damit beschäftigt, sein Ragout im Topf umzurühren, und ein anderer schrubbte vielleicht gerade seinen Fußboden; aber heute abend fiel es schwer, sich vor Augen zu halten, daß das Glitzerwesen dort unten eine ganz gewöhnliche Stadt war, in der Menschen wie überall auf der Welt ihren alltäglichen Verrichtungen nachgingen. Von der Felskuppe aus, wo Marrah auf ihrem Pferd saß und voller Erstaunen und Begeisterung hinabstarrte, sah Kataka wie ein Korb voll feuriger Sterne aus. Die Stadt war so hell, daß die Vorstellung leicht fiel, nur große Priesterinnen schwebten dort unten zwischen Spiralen aus Feuer umher.
    »Es ist ein Wunder.« Hiknaks Stimme war gedämpft vor Ehrfurcht. Marrah drehte sich zu ihr um und sah sie in der Dunkelheit auf Ylata, ihrer Stute, sitzen. Hiknak drückte Keshna mit ihrem gesunden Arm an sich und spähte über den Rand der Klippen hinweg auf die Lichter der Stadt. »Wie viele Stämme kampieren dort unten?«
    »Nur einer«, erwiderte Marrah. »Und sie kampieren nicht, sondern sind seßhaft. Schon seit Generationen leben sie dort. Großmutter hat mir erzählt, daß in Kataka mehr Menschen wohnen, als jemals sonst irgendwo auf einem Platz der Mutter Erde zusammengewohnt haben.«
    »Die vielen Leute da unten gehören alle zu einem Stamm? « fragte Hiknak ungläubig.
    » Ja.«
    Hiknak stieß einen leisen Pfiff aus. »Wie können sie genug Gras für ihre Tiere finden? Wie können sie genug Weizen anbauen, um sich zu ernähren? Sind das Lagerfeuer, die wir da sehen? «
    Marrah lächelte. Sie hatte Hiknak noch nie so viele Fragen stellen hören. »Die Katakaner gelten als die besten Bauern in den Mutterländern. Selbst in schlechten Jahren verschiffen sie noch Getreide nach Süden und tauschen es gegen Feuerstein ein. Und all die Lichter dort unten können meines Erachtens keine Lagerfeuer sein. Ich glaube, wir sind mitten in irgendein Fest hineingestolpert.« Sie zeigte ins Tal. »Siehst du, wie sich Flammenzungen ständig in einem großen Kreis bewegen? Vermutlich haben wir es mit einem Fackelzug zu tun.«
    »Hände«, murmelte Hiknak. »Hände und noch mehr Hände. Zu viele Hände, um sie zu zählen.«
    »Hiknak«, sagte Marrah

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