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Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin

Titel: Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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Umständen die Lösung des Geheimnisses gefunden, aber Zeit war knapp: Bald würden die Nomaden angreifen, und die Sharaner – bereit oder nicht – mußten sich dem Kampf stellen.

13 . KAPITEL
     
    Wir tranken Staub.
    Wir aßen Steine.
    Wir lernten zu kämpfen.
     
    Aus »Die Belagerung«. Ein Gedenklied des Sharatani-Volkes. 5. Jahrtausend v. Chr.
     
    Am nächsten Tag eröffneten die Nomaden den Sturm, gleich nach Sonnenaufgang. Von den Klippen aus beobachteten die Sharaner, wie die Krieger aus ihrem Lager strömten und quer über die verkohlten Felder galoppierten. Sie kamen in einer Wolke von Staub und Asche, ihre Körper blutrot bemalt, ihre Gesichter mit Ruß geschwärzt. Skelette zeichneten sich auf den nackten Oberkörpern ab, und ihre Haare waren mit gelbem Schlamm eingerieben, so daß es wie Sonnenstrahlen um ihre Köpfe herum abstand.
    Als sie näherkamen, sprangen die vordersten Reiter auf die Rücken ihrer Pferde und standen hoch aufgerichtet da, balancierten freihändig auf den Ballen ihrer Füße mit einer schrecklichen Grazie, die Marrah nicht anders als bewundern konnte. Die Hansi waren die besten Reiter der Steppe und das Tödlichste, was jemals von Norden her den Rauchfluß überquert hatte. Sie zielten mit ihren Speeren auf die Sharaner und schrien Beleidigungen wie wahnsinnige Akrobaten, die für einen Gott des Leidens und des Tötens tanzten.
    »Hört her, ihr Jammerlappen!«
    »Hört her, ihr erbärmlichen Feiglinge! Kommt herunter, und wir werden eurer Blut trinken! «
    Einige der Krieger zogen ihre ledernen Lendenschurze herunter und urinierten in die Richtung der Klippen. »Seht her, das ist das einzige Wasser, das ihr kriegen werdet!«
    »Schickt eure Ehefrauen und Töchter herunter, damit wir ihnen zeigen, was richtige Männer sind!«
    Die Beleidigungen nahmen kein Ende, und jede war obszöner als die vorige – aber da sie auf hansi gebrüllt wurden, verstanden die Sharaner den Wortlaut nicht.
    Die Kinder und alten Leute standen dicht beisammen, drängten sich um den Tempel der Kinderträume. Einige hielten einander bei den Händen, andere hatten den Arm um die Taille ihres Nachbarn geschlungen und flüsterten ein paar Worte des Trostes, aber keiner geriet in Panik. Die jüngeren Männer und Frauen – mit Speeren, Keulen und Steinen bewaffnet – hatten am Rand des Felsvorsprungs und am oberen Ende des Klippenpfades Stellung bezogen. Die meisten Jäger standen bei ihnen, aber ein paar der kühnsten – zu denen auch Arang und Dalishs Geliebte Jutima gehörten – waren ein Stück den Pfad hinuntergeeilt.
    Sie befanden sich in der gefährlichsten Position, direkt oberhalb der Lücke, die mitten in dem Pfad klaffte. Solange sie sich niederkauerten und dicht an der Felswand blieben, erreichten die feindlichen Pfeile sie nicht; aber wenn für sie die Zeit kam, aufzuspringen und zu schießen, gäbe es keinerlei Deckung mehr für sie. Da sie als erste den Kampf aufnehmen mußten, hatte Arang ihnen Pfeile mit rasiermesserscharfen Obsidianspitzen verschafft.
    Als die Sharaner beobachteten, wie die Krieger auf die Klippen zustürmten, verwandelte sich ihre Furcht in ohnmächtigen Zorn. »Seht euch diese bemalten Brandstifter an, wie sie auf dem Rücken ihrer Pferde tanzen! « riefen sie. »Dies waren die Männer, die die Dörfer überfallen und Shara in Schutt und Asche gelegt haben! Seht sie euch an. Mörder, die auch noch stolz auf ihre Greueltaten sind; Totschläger, die mit ihren Waffen protzen! «
    Ein lautes Gemurmel erhob sich in der Menge. Eine Frau spuckte verächtlich aus, und ein Mann hob zwei Finger zu einem Fluch; jene, die Bögen und Speere hatten, schüttelten sie wutentbrannt. Als Marrah dies sah, wußte sie, daß die Zeit zum Handeln gekommen war. Sie hob ihre Hand, um das verabredete Zeichen zu geben, und die Priesterinnen und Priester von Shara stimmten ein Lied an. Es war ein ganz neues Lied, von einer jungen Weberin komponiert und dem Rhythmus ihres Weberschiffchens angepaßt; die Sharaner hatten nie zuvor ein solches Lied gesungen.
     
    Batal! Batal!
    Mutter des Lebens,
    steh uns bei und hilf uns,
    die Nomaden zu vertreiben!
     
    Wir sind die Sharaner!
    Wir sind die Sharaner!
    Wir lieben einander!
    Wir werden niemals Untertanen!
     
    Andere Stimmen fielen ein, und bald brauste ein gemeinsamer Chor auf. Marrah sang mit ihnen, und während des Gesangs fühlte sie Trotz durch die Menge pulsieren wie ein lebendes Wesen. Und sie war stolz darauf, ihre Königin zu sein. Die

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