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Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin

Titel: Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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Spuren gesehen, die darauf hinwiesen, daß Männer zu Pferd hier entlanggekommen sind. Keine frischen Spuren, nur ein paar Hufabdrücke, ein Stück Schnur, das wie eine alte Bogensehne aussah, und Zweige, die in einer bestimmten Höhe abgeknickt waren.«
    Marrahs Kehle fühlte sich plötzlich trocken an. Sie blickte auf den Wald, der ihr noch wenige Augenblicke zuvor so sicher vorgekommen war. »Glaubst du, sie machen Jagd auf uns?«
    »Nein. Es sieht eher so aus, als wären sie im letzten Herbst hier gewesen, ein paar Wochen vor den ersten Schneefällen. Ich halte es für unwahrscheinlich, daß sich die Nachricht von unserer Flucht so weit bis nach Süden herumgesprochen hat. Wahrscheinlich ist der Kriegerverband – wenn es ein solcher war – längst wieder dorthin zurückgekehrt, wo er herkam, aber trotzdem sollten wir so schnell wie möglich in Richtung Süßwassersee reiten. Wenn wir erst einmal bis in den Süden von Shambah gelangt sind und den Rauchfluß überqueren, brauchen wir nichts mehr zu befürchten.« »Sollen wir es den anderen sagen?«
    »Warum sie beunruhigen? Hiknak und Arang sind glücklich miteinander, und Dalish träumt von ihrer Kindheit. Auch wenn wir es ihnen sagen, werden sie nicht schneller reiten.«
    Obwohl sie Stavan glaubte, daß er die Spuren für alt hielt, schlief Marrah sehr unruhig während der nächsten Nächte. Vor vielen Jahren hatte ihr die Schlangengöttin Batal einmal eine schreckliche Vision geschickt. In dieser Vision hatte Marrah große Horden von Tiermenschen von Osten herangaloppieren sehen, um die Mutterländer in Schutt und Asche zu legen. Daraufhin hatte sie eine fast zwei Jahre dauernde Reise unternommen, um die Bewohner von Shara vor der kommenden Invasion zu warnen, und obwohl tatsächlich ganz furchtbare Dinge geschahen, waren sie entschieden weniger schrecklich gewesen als die Ereignisse in ihrer Vision.
    Während der ganzen Zeit, die sie als Gefangene in Zuhans Lager verbracht hatte, hatte sie der Gedanke getröstet, daß die Nomaden nur Shambah überfallen hatten und nicht weiter nach Süden in Richtung Shara vorgedrungen waren. Jetzt sah es jedoch so aus, als wäre möglicherweise schon eine zweite Steppenhorde zu den Mutterländern aufgebrochen – was bedeutete, daß die Prophezeiung wie so oft langsam wahr wurde.
    Falls aber irgendwelche Nomaden in der Nähe waren, dann hatten sie sich gut versteckt. Während der folgenden Woche sah Marrah nichts als Wald und noch mal Wald. Sie waren zu weit nach Westen geritten, und als sie ihren Irrtum erkannten, wandten sie sich wieder nach Osten und hielten geradewegs auf die Ufer des Süßwassersees zu. Mit jedem Schritt, den die Pferde machten, wurde das Wetter wärmer und Marrah optimistischer. Hier standen die Bäume wie ein Wall gegen die Winde der Steppe, verströmten Schwärme goldener Pollen in die Luft. Der Boden war mit Knospen übersät, und die Büsche summten nur so vor Bienen. Eines Morgens sah Marrah die ersten Schmetterlinge, und bis zum Nachmittag hatte sie fünf Blumenarten gezählt, die nur in warmen Feuchtgebieten wuchsen.
    Gegen Mittag des nächsten Tages überquerten sie einen Kamm niedriger Hügel, und dann sahen sie den Süßwassersee in der Ferne glitzern. Das Wasser war dunkelblau, mit weißen Schaumkrönchen bedeckt, und als Marrah und Arang eine Weile dastanden, während sie auf die weite Wasserfläche spähten und den Seewind ihre Kapuzen zurückblasen ließen, schweiften ihre Blicke instinktiv nach Süden. Irgendwo in dieser Richtung lag Shambah –oder eher das, was noch von der einst so blühenden Stadt übrig geblieben war – und jenseits von Shambah, noch weiter südlich, lag die Stadt Shara.
    Zu dieser Jahreszeit würden auf den Feldern von Shara die ersten grünen Weizenhalme sprießen, und die Stadtmauern würden frisch geweißt sein für das große Schlangen-Fest. Heute nacht, wenn der Vollmond aufstieg, würde Königin Lalah vielleicht in ihrer Traum-höhle liegen und nach Hinweisen auf den Verbleib ihrer beiden verschollenen Enkelkinder forschen. Plötzlich war Marrah von einer wilden Ungeduld erfüllt. In der Ferne flogen fünf Möwen Richtung Süden. Sie schaute ihnen neiderfüllt nach.
    Arang mußte ähnliche Gedanken gehegt haben. »Wenn wir ein Boot hätten, würde uns der Wind in zwei Wochen nach Hause treiben«, sagte er sehnsüchtig.
    »Was ist ein Boot? « Hiknak hob einen Stein auf und warf ihn in Richtung des Sees, dann schob sie das Lederband zurecht, das ihr Haar

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