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Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin

Titel: Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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habe. Erstens mag er sie beide sehr gern und wünscht ihnen alles Glück der Welt, und zweitens geht es ihn überhaupt nichts an.«
    »Hiknak weiß das. Gleichwohl kann sie es nicht so recht glauben. Sie wartet immer darauf, daß ihr etwas Böses zustößt – was vollkommen verständlich ist, wenn man ihr bisheriges Leben in Betracht zieht.«
    Marrah runzelte ungeduldig die Stirn. » Ich hasse die Vorstellung, daß sie in ständiger Furcht lebt. Wie können wir ihr nur begreiflich machen, daß ihr niemand mehr weh tut?«
    Dalish zuckte die Achseln. »Das schaffen wir nicht. Alles, was wir tun können, ist, sie zu lieben und sie in die Mutterländer zu bringen, wo sie vor den Nomaden endgültig in Sicherheit ist. Sie macht deinen Bruder sehr glücklich, weißt du! «
    Marrah warf einen Blick über ihre Schulter auf Arang und Hiknak. Sie ritten so dicht nebeneinander, daß sich die Flanken ihrer Pferde beinahe berührten. »Liebe kann viele Wunden heilen«, sagte sie, und in ihrer Stimme schwang ein hoffnungsvoller Unterton mit. Aber Dalish, die den größten Teil ihres Lebens bei den Hansi-Nomaden verbracht hatte, war realistischer.
    »Viele, ja«, stimmte sie zu. »Aber nicht alle.«
     
    Arang liebte Hiknak. Er liebte die Art, wie sie sich bewegte, wie sie ging, den Schwung ihrer Hüften, die Farbe ihres Haares; er beneidete das Pferd zwischen ihren Schenkeln und die kleinen Fliegen, die auf ihren Armen landeten. Niemals würde er wieder jemanden so innig lieben, Hiknak war sein ein und alles: Ihre Schändung und Mißhandlung hatte seine große Liebe geheilt!
    Jetzt lachte sie und warf ihr Haar zurück, wobei Arang sofort an Sonnenschein dachte. Das Lächeln blieb, und er blickte auf ihre Lippen, dachte an die Kletterrosen, die an den Wänden des Langhauses seiner Urgroßmutter gerankt hatten. Ihr Atem war so süß wie Honig, ihre Augen so blau wie der Ozean, der die Insel Gira umschloß. All dies war ein Märchen und bräuchte eigentlich nicht in Worte gefaßt zu werden, weil es schlicht und einfach die Poesie eines verliebten jungen Mannes war; alle verliebten jungen Männer der Welt sangen die gleichen Lieder, doch Arang sang ihr trotzdem von seiner einmaligen Liebe vor. Er schnitzte sich eine Flöte aus Vogelknochen, damit er ihr vorspielen konnte, während sie vor dem Feuer saß, um ihre Füße zu wärmen, und es waren so zierliche, wunderhübsche Füße, daß er den Rest seines Lebens damit hätte verbringen können, sie zu bewundern.
    Seit Hiknak an jenem Tag zu ihm in den Unterstand für die Pferde gekommen war und ihn gebeten hatte, sie zu küssen, waren all die Verletzungen seiner eigenen Vergangenheit – all die Demütigungen, die Schläge und die höhnischen Bemerkungen der Hansi-Krieger, daß er ein Feigling sei und niemals ein richtiger Mann aus ihm würde – dahingeschmolzen wie der Schnee in der Sonne. Hiknak war seine Frühlingsblume, und er stellte sich vor, wie sie als Kind aus der warmen, feuchten Erde der Steppe gesprossen war mit ihren blütenweichen Lippen und ihren langstieligen Beinen, so stark und furchtlos. Jetzt war sie wild und zur Frau herangereift, seine geliebte kleine Nomadenfrau. Er würde niemals eine andere wollen, das wußte er, nicht einmal dann, wenn die große Menschenschlange von Gira um ihn herumtanzte und einhundert Frauen ihn verlockten und umgarnten und ihn anflehten, mit ihnen die Lust zu teilen. Andere Frauen bedeuteten ihm überhaupt nichts. Er liebte nur Hiknak und hoffte inständig, sie würde ihn zum Aita ihres Kindes machen, so wie Marrah Stavan dazu bestimmt hatte; aber selbst wenn sie es nicht tat, würde er zufrieden sein, denn er wollte sie sich auf keinen Fall unterwerfen.
    Er hatte immer ein Mann sein wollen, und nachdem es jetzt geschehen war, hatte er das Gefühl, es teilweise Hiknak zu verdanken; stets wollte er gut zu ihr sein und sie respektieren und sie niemals so behandeln wie Vlahan, der Rohling. Es lag soviel Leidenschaft und Liebe und Sanftmut darin, ein Mann zu sein. Was wußten die Nomaden denn schon davon? Sie lehrten ihre Kinder, daß Männer zum Töten erschaffen waren, aber seine Göttin hatte die Menschen zum Lieben bestimmt. Erfüllt von diesem Wissen ritt er glücklich dahin, und es kümmerte ihn nur noch wenig, ob sie jemals die Mutterländer erreichen würden, weil Hiknak an seiner Seite war mit seinem Kind – solange sie nur zusammen waren!
    Am Abend, nachdem sie ihr Lager aufgeschlagen hatten, pflegten sich Hiknak und Arang von den

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