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Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin

Titel: Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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und schnappten sich zwischendurch immer wieder eine Handvoll der köstlichen Süßigkeiten.
    Niemand fragte Marrah, wo sie gewesen war oder was sie erlebt hatte, seit sie nach Shambah aufgebrochen war; deshalb blieb es ihr erspart, den anderen irgend etwas zu berichten, was die heitere, unbeschwerte Atmosphäre des Fests zerstört hätte. Es galt als unhöflich, Leute mit Fragen zu bestürmen, wenn sie gerade erst angekommen waren. Dafür würde am nächsten Tag noch Zeit genug sein. Im Moment brauchte Marrah nichts anderes zu tun als zu essen, sich auszuruhen und Glück und Segenswünsche für ihre Schwangerschaft entgegenzunehmen, indem einer nach dem anderen zu ihr kam, um über ihren Bauch zu reiben – eine Geste, die Glück brachte – und ihr alles Gute zu wünschen.
    Als die Sharaner sahen, daß Hiknak ebenfalls schwanger war, versuchten sie, auch ihren Bauch zu reiben, aber Hiknak wich entsetzt zurück.
    »Was soll das? Warum tun sie das?« fragte sie Marrah.
    Marrah aß noch einen Bissen von dem gebratenen Brot und brummte vor Zufriedenheit. »Hab keine Angst. Sie segnen dich nur im Namen der Göttin Erde. Alle schwangeren Frauen sind der Göttin heilig. Meine Freunde und Verwandten glauben, wir beide haben der Stadt Glück und eine reiche Ernte gebracht, und sie wollen uns dafür danken.«
    Hiknak lächelte und entspannte sich. Sie trank einen Schluck gesüßter Milch und wischte sich den Schnurrbart auf ihrer Oberlippe mit dem Handrücken ab. »Ein hübscher Brauch. Da, wo ich herstamme, würde keiner auf die Idee kommen, schwangere Frauen zu ehren. Man erwartet ganz einfach von ihnen, daß sie ihre Arbeit erledigen bis zu dem Tag, an dem sie gebären. Und was Fremde betrifft – sie werden gewöhnlich eher wie Feinde als wie Gäste behandelt. Richte deinen Leuten auch meinen Dank aus.«
    Marrah übersetzte, und die Gratulanten lächelten. Eine der Frauen streckte ihre Hand aus und berührte Hiknaks Haar. Ihr Name war Jutima, und Marrah konnte sich erinnern, daß Jutima eine Frau war, die Frauen liebte.
    »So weich«, sagte Jutima bewundernd, als sie Hiknaks Haar streichelte. »Wie eine Mischung aus Gold und Pelz. Hat deine Freundin einen festen Partner, oder steht es ihr frei, mit jedem Lust zu teilen, mit dem sie möchte?«
    »Was hat sie gesagt?« verlangte Hiknak zu wissen.
    »Sie möchte wissen, ob du mit ihr intim werden möchtest.«
    Hiknak wurde flammendrot. Sie sah geschmeichelt und schockiert zugleich aus. »Sag ihr, daß ich zu Arang gehöre und daß er mich schlagen würde, wenn ich irgend jemand anderem beiwohnte.« Sie blickte sich ängstlich um, aber Arang war nirgendwo in Sicht.
    »Ich werde ihr nichts dergleichen sagen. In dieser Stadt gehörst du nur dir selbst; Arang würde niemals auf die Idee kommen, dir weh zu tun, wenn du den Wunsch hättest, mit Jutima Lust zu teilen. Er wäre vielleicht böse, weil es durchaus vorkommt, daß jemand eifersüchtig reagiert, und du würdest sicherlich mit ihm darüber sprechen müssen, aber er würde dich niemals, niemals schlagen. Die bloße Vorstellung ist schon verabscheuungswürdig. Wenn jemand einer schwangeren Frau auch nur eine Ohrfeige gibt, wird er aus der Stadt verbannt.«
    Es war traurig, mitanzusehen, wie schwer es Hiknak fiel, dies zu glauben.
    »Was sagt deine hübsche Freundin?« wollte Jutima wissen.
    Marrah nahm Hiknaks Hand in ihre und tätschelte sie beruhi-gend. »Ich glaube, du solltest ihr vorläufig etwas Zeit lassen, sich an unsere Lebensweise zu gewöhnen, bevor du sie wieder fragst«, erklärte sie Jutima.
    Es entstand ein Moment der Verlegenheit, als Jutima sich ent-schuldigte und Marrah sich zu versichern bemühte, daß man vollstes Verständnis habe; dann ertönte mitten in ihre Unterhaltung ein plötzlicher Trommelwirbel. Die Flöten griffen den Rhythmus der Trommeln auf, die Harfen begannen zu spielen, und Arang erschien auf dem Plan, in einen Lendenschurz aus Leinen gekleidet. Sein Körper war eingeölt, sein langes Haar mit Federn geschmückt, und er trug einen langen, grün-gelben Schal schlangenähnlich um den Kopf gewunden.
    Als die Musik anschwoll, begannen die Leute in die Hände zu klatschen und zu singen. Arang stand zögernd in der Mitte des Platzes, während er seinen Blick von einem Gesicht zum anderen schweifen ließ. Er sah kurz so aus, als hätte er beschlossen, seinen Auftritt lieber abzubrechen.
    »Tanz für uns!« riefen die Leute. »Tanz für uns, so wie du es früher getan hast, Arang! « Sie

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