Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin
Beine mit Lederriemen gefesselt sind; sie bringen dir eine Frau – ein völlig unbedeutendes Sklavenmädchen. Sie bringen dir Feuer und Weihrauch und fermentierte Stutenmilch.
Die ganze Nacht lang liegst du bei der Frau. Du packst sie an den Haaren, zerrst ihren Kopf zurück und dringst in ihren Mund ein; du spreizest ihre Beine und dringst in ihren Körper ein. Sie schreit entsetzt auf, aber du bist taub. Ihre Gesichtszüge schmelzen und verzerren sich zu einer unmenschlichen Grimasse. Du siehst, wie sich ihr Mund öffnet und schließt wie ein schwarzer Kreis. In ihr ist etwas, was du haben willst und auch bekommen wirst. Es ist nicht das, was sich ein normaler Mann von einer Frau wünschen würde. Es ist keine Lust, die du willst, sondern Macht.
Du weißt, die Frau trägt Macht in ihrem Mutterschoß, und du wirst diese Macht an dich reißen. Du wirst in sie eindringen, du wirst jene Macht aus ihr heraussaugen, den widerlich süßen Geschmack weiblicher Dinge kosten. Du wirst dich damit beschmutzen, wirst wie auf einem schmutzigen Pfad darauf reiten, und am Ende des Pfades wirst du Marrah finden, die du mehr haßt, als je ein Mann eine Frau gehaßt hat. Marrah, die Hexe. Marrah, die Frau, die schuld ist, daß deine Beine verkrüppelt sind!
Die bitteren Pilze machen dich potent. Dein Penis steht so hart und aufrecht wie ein Speer. Du nimmst die Sklavenfrau wieder und wieder; du beobachtest, wie sie sich wie eine Schlange unter dir windet.
» Jetzt! « brüllst du.
Die Gehilfen packen die Ziege und tragen sie zu der Stelle, wo du liegst. Sie heben sie über dich und die Frau und schlitzen ihre Kehle mit einem scharfen Dolch auf. Ziegenblut tropft auf dich herunter wie warmer Regen. Es bedeckt dich mit einer klebrigen roten Suppe, als ob du ein ungeborenes Kind wärst. Du wälzt dich in dem Blut, und dein nackter Körper klebt an dem Körper der Frau. In Blut ist die Macht der Frauen enthalten – aber du weißt, wie du jene Macht nehmen und zu deiner eigenen machen kannst.
Du bist Changar.
Vor deinen Augen entfaltet sich die Zukunft in blutigen Visionen. Die Vision ist nur für dich allein bestimmt. Sie kommt aus dem
Land der Dinge, die da kommen werden,
aus der Verbotenen Welt, die nur Wahrsager zu betreten vermögen.
Wenn du Vlahan, deinem Häuptling, erzählst, was du gesehen hast, wird er einen deiner eigenen Gehilfen anweisen, dich Han zu opfern! Du fühlst förmlich, wie sich die geweihte Schlinge um deinen Hals zuzieht; du siehst die Raben über dir kreisen. Nein, wenn du am Leben bleiben willst, mußt du dieses Geheimnis tief in deinem Inneren bewahren, an einem Ort, so dunkel wie der Mund der Frau, die sich unter dir windet. Aber du reitest das Blut. Du schmeckst es. Dir gehört das Wissen, dir allein.
Die Sklavenfrau versucht zu fliehen, aber du drückst sie mit deinem ganzen Gewicht auf das Lager nieder und saugst den Atem von ihrem Mund. Du wirst sie nicht töten. Wenn sie einmal bei dir gelegen hat, ist sie mehr als nur eine Frau; sie ist ein Pfad.
Während du ihren Atem trinkst, vermischt mit dem durchdringenden Geruch von Ziegenblut, schenken dir die Götter eine letzte Vision. Du siehst einen Mann gen Osten durch das hohe Gras reiten und in Vlahans Lager kommen. Du stößt einen Triumphschrei aus und schleuderst die blutbesudelte Frau vom Bett. Sie liegt zusammengekrümmt auf dem Boden, die Arme um die Knie geschlungen, zitternd und stöhnend, doch du nimmst sie nicht mehr wahr.
Der letzte Rest Ziegenblut tropft auf deine Schulter. Die heiligen Pilze blühen in deinem Kopf, und die Pupillen deiner Augen weiten sich, bis sie so groß wie die Spitze deines kleinen Fingers sind. Du weißt jetzt, daß es keine Bedeutung hat, ob Vlahan dir glaubt oder nicht. Ein Krieger wird im Osten auftauchen mit einer Botschaft. Jahre werden vergehen, bevor er kommt, aber wenn er erscheint, wirst du schon auf ihn warten. Er ist ein gieriger Mann, hungrig auf Gold, ein Lügner, der seinen eigenen Häuptling verraten hat; aber du wirst dafür sorgen, daß Vlahan ihn nicht töten läßt, weil dies der Bote ist, der dich zu Marrah führt.
Einen flüchtigen Moment lang siehst du das Gesicht eines Jungen in der Schwärze hinter deinen Augen aufleuchten. Er ist ein Kleinkind mit Haar von der Farbe verdorrten Grases und Augen, so braun wie Kastanien.
»Du wirst mir gehören«, flüsterst du und streckst einen blutbeschmierten Finger aus, um dein unsichtbares Zeichen auf seine Stirn zu malen.
Gute drei Jahre
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