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Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin

Titel: Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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Handfläche und warf sie beiseite. »Sobald sich dieser Bengel in meiner Gewalt befindet, wird dieses Gerede von Dürre und Flüchen ein Ende haben. Ich trete zurück, und Arang wird Anführer der Zwanzig Stämme werden; aber wenn er den Mund öffnet, werden 
meine
 Worte herauskommen, und wenn er Befehle erteilt, handelt es sich um 
meine
 Befehle! «
    Changar schenkte sich erneut von dem Kersek ein. Vlahan ist ja ordentlich in Fahrt heute abend, dachte er. Er setzte einen Ausdruck entzückten Interesses auf und lehnte sich zurück, um zu lauschen. Gelegentlich nickte er oder gab ein zustimmendes Brummen von sich, um Vlahan zum Weiterreden zu ermuntern. Der Magier hielt nichts davon, die Dinge zu überstürzen.
    Schließlich hub er an: »Aber wie ich dir schon viele Male zuvor erklärt habe, Rahan, kannst du einen Mann nicht töten, wenn du seiner nicht habhaft wirst; genausowenig gelingt es, einen Jungen zu entführen, dessen Verbleib nicht auszumachen ist. Stavan, Arang, Marrah die Hexe und jene zwei wertlosen Konkubinen –fünf Leute – sind im Schnee untergetaucht, einfach so.« Changar schnippte mit den Fingern. »Seit bald vier Jahren hat sie keiner mehr gesehen, geschweige denn ihre Knochen gefunden.«
    Vlahan runzelte die Stirn und verengte die Augen, bis sie schmale, glitzernde Schlitze bildeten. Er war ein kräftiger Mann mit einem roten Bart, braunem Haar und einem grausamen, sinnlichen Mund. Als Halbbruder wies sein Gesicht eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Stavans auf; aber all die Eigenschaften, die die Menschen an Stavan so gewinnend fanden, waren bei Vlahan ins Gegenteil verzerrt: Er war hinterhältig und gerissen statt intelligent, arrogant statt freundlich, wollüstig statt liebevoll. Vlahan hatte ein besonders übles, gewalttätiges Leben geführt, selbst für einen Nomaden, und man merkte es ihm deutlich an.
    »Hältst du mich vielleicht für einen Dummkopf?« Seine Stimme klang tief und grollend.
    Worauf du dich verlassen kannst! dachte Changar. »Nein, Rahan«, erwiderte er.
    »Warum erzählst du mir dann Dinge, die ich selber weiß?« Vlahan spuckte zornig aus. »Ich habe dein Geschwafel restlos satt. Du gibst mir keinerlei Ratschläge, und du trinkst zuviel Kersek. Schweig still, wenn du nichts Neues zu sagen hast, sonst werde ich mir einen anderen Wahrsager wählen.«
    »Aber ich habe dir doch etwas Neues zu sagen, Rahan.« Changar lächelte Vlahan an, als hätte dieser ihm gerade ein Kompliment gemacht, statt ihn zu beleidigen. »Etwas, was du höchst interessant finden wirst.«
    Vlahan schnaubte nur verächtlich und warf ein paar Schalen ins Feuer. Sie brannten mit kleinen knackenden Geräuschen. »Etwas Neues? Das bezweifle ich doch sehr. Wirst du mir vielleicht erzählen, daß du die heiligen Pilze gegessen und gesehen hast, wohin die fünf verschwunden sind? Bisher waren deine Prophezeiungen ungefähr so nützlich wie ein Korb voll Dreck. Trotz all deiner magischen Kräfte hast du sie ebensowenig aufspüren können wie Mukhan. Manchmal denke ich, ich könnte dich auch gleich Han opfern, womit der Fall erledigt wäre.«
    Changar ignorierte die Drohung, die ihn – wie vieles andere –über die Maßen langweilte. »Angenommen, ich 
könnte
 sie finden?« » Jaja, wenn Pferde Flügel hätten ...«
    »Angenommen, ich könnte sie nicht nur finden, sondern sogar Stavan töten und dir Arang zurückbringen? Und außerdem ...«
    Changars Stimme hatte etwas an sich, was Vlahan scharf aufblicken ließ. »Angenommen, ich hätte noch mehr Neuigkeiten für dich, Rahan, Neuigkeiten, die dich sehr glücklich machen würden ... Was würdest du dem alten Changar dafür geben?«
    Vlahan blickte den Wahrsager an, so wie ein Mann vielleicht einen intelligenten Heimtücker mustern würde. »Das käme ganz drauf an«, erwiderte er. »Wenn du wirklich wüßtest, wo sich die fünf verstecken, würde ich dir die Anzahl Männer geben, die du zu ihrer Überwältigung bräuchtest. Und du würdest mir einen lebendigen Arang aushändigen – in einigermaßen gutem Zustand – nicht mit zertrümmerten Kniescheiben oder abgeschnittener Nase! Ich will ihn den Unterhäuptlingen der Zwanzig Stämme heil und in einem Stück präsentieren – dafür würde ich dir genügend Pferde und Gold überlassen, um dich für immer zu einem reichen Mann zu machen. Aber wenn du mich belügen und die Pferde und Männer nehmen würdest, mit denen ich dich ausrüste, um davonzulaufen und dich den Rebellen anzuschließen, Changar

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