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Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin

Titel: Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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zwingen, uns ein paar zu überlassen.
    Wir wissen, daß sie Keru und Arang geradewegs zu Vlahan bringen. Nur die Route kennen wir nicht ganz genau, die sie wählen. Im Moment ist es noch zu früh, um aufzugeben. Ich glaube immer noch, daß wir eine Chance haben, sie einzuholen. Sie fühlen sich sicher vor Verfolgern. Es kann durchaus sein, daß sie nachlässig werden und beschließen, ein Lager aufzuschlagen, und sogar einen oder zwei Tage Rast machen.
    Du mußt wissen, daß Krieger absolute Verachtung für jeden empfinden, der nicht zu Pferde sitzt. Sie denken bestimmt nicht im Traume daran, von drei Leuten aufgespürt zu werden, die zu Fuß hinter ihnen her sind.«
    Marrah wischte sich die Tränen ab und starrte ihn lange Zeit schweigend an. Schließlich meinte sie: »Und du glaubst wirklich, daß es uns gelingen könnte?«
    »Ja, davon bin ich überzeugt.«
    Sie standen einen Moment da und blickten sich gegenseitig in die Augen, dann tat Marrah einen schnellen Schritt vor und küßte Stavan.
    »Möge die Göttin dich segnen«, murmelte sie. Sie hielten einan-der fest umschlungen, bis Dalish sich räusperte.
    »Also, Freunde«, sagte sie, »was tun wir als nächstes?«
    Stavan löste sich von Marrah, hob Dalishs Beutel auf und warf ihn ihr zu. »Zuerst«, erwiderte er, »werden wir etwas essen, denn wenn wir es nicht tun, werden wir noch vor Mittag flach aufs Gesicht fallen. Und dann machen wir uns wieder auf den Weg.«
    Den ganzen Morgen über war ihr Vorwärtskommen sehr beschwerlich. Das Unwetter hatte den Boden durchweicht und die Bäche anschwellen und über ihre Ufer treten lassen. Mehr als einmal mußten sie durch taillenhohes Wasser waten, aber kurz nach Mittag gelang es ihnen, die Fährte der Nomaden wieder aufzunehmen: eine breite Bahn schlammiger Hufabdrücke, die von den einzigen Pferden südlich von Shambah stammten. Die Spur führte nach Nordwesten, so breit und gerade, wie es der Pfad und die Bäume zuließen.
    »Sie wollen offensichtlich nach Mahclah«, sagte Dalish. Mahclah war nur eine winzige Ansammlung von Schlamm- und Schilfgrashütten; aber es lag an den Ufern des Rauchflusses an der Stelle, wo sich für Männer zu Pferde die erste Möglichkeit bot, den Fluß zu überqueren. Die beiden Mutterclans, die in Mahclah wohnten, pflegten reisende Händler in ihren Fischerbooten über den Fluß zu setzen; doch selbst während der lebhaftesten Sommermonate fanden niemals viele Überfahrten statt, da die meisten Waren ohnehin auf dem Wasserweg transportiert wurden.
    Marrah starrte auf die schlammige Fährte und dachte an den großen Fluß, der zum See strömte und den Norden wie eine Mauer vom Süden trennte. Das Delta des Rauchflusses war riesig, eine endlose, mit Schilf bewachsene, sumpfige Ebene, die schon zu Fuß ziemlich schwer zu bewältigen war, aber noch sehr viel schwieriger zu Pferde. Sie stellte sich vor, wie sich die Nomaden verirrten und immer im Kreis ritten, während sich ihre Tiere in dem weichen, schwarzen Schlick abmühten. Mit ein wenig Glück würden sie mehrere Tage aufgehalten werden, bevor sie die Furt erreichten.
    »Der Boden um Mahclah herum ist nur an einigen Stellen fest«, sagte Marrah.
    Dalish fuhr sich mit der Zunge über die Zähne und dachte über die Bemerkung nach. »Vermutlich haben sie keine Ahnung, welchen Pfaden sie folgen müssen.«
    »Glaubst du, die Fluß-Leute werden sie durch den Sumpf führen?«
    Dalish zuckte die Achseln. »Wer weiß. Inzwischen müßten eigentlich alle Mutterclans flußaufwärts von dem Angriff auf Shambah gehört haben; aber wer kann schon wissen, wozu sie bereit sind, wenn ein Nomadenspeer im Rücken sie bedroht?«
    Stavan sagte nichts. Er kniete neben den Hufabdrücken und inspizierte sie mit einem nachdenklichen Ausdruck. Er maß sie mit seiner Handfläche aus, dann erhob er sich und bedeutete Marrah und Dalish, ihm zu folgen, während er an der Fährte entlangging und auf feinste Unterschiede hinwies, die keine der beiden Frauen ohne seine Hilfe bemerkt hätte.
    Die Hufabdrücke waren jetzt flacher und dichter nebeneinander als vorher, was bedeutete, daß sich die Nomaden langsamer vorwärtsbewegt hatten. »Vielleicht sind sie allmählich müde geworden«, spekulierte Stavan, »denn wenn ihr ganz genau hinschaut, könnt ihr sehen, daß sie an dieser Stelle angefangen haben, die gestohlenen Pferde einzukreisen, als hätten sie vor, sie einzufangen und ihnen für die Nacht Fußfesseln anzulegen.«
    Er richtete sich wieder auf. »Ich

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