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Alteuropa-Trilogie 3 - Das Lied der Erde

Titel: Alteuropa-Trilogie 3 - Das Lied der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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hergestellt wurden. Ich wäre ja selbst gegangen, aber die Händlergruppen aus dem Norden bestehen heutzutage nur noch aus Männern, und sie haben die nomadische Angewohnheit angenommen, Frauen nicht ernst zu nehmen.
    Arang nahm also ein paar Krüge Wein mit und setzte sich zu ihnen, um mit ihnen zu trinken und Glücksspiele zu spielen, bis einer von ihnen betrunken genug war, um zuzugeben, daß die Fracht, die das Raspa nach Süden transportierte, vielleicht – nur vielleicht – von Sklaven hergestellt würde. Der Mann muß seine Worte nachträglich bereut haben, denn heute morgen, kurz nachdem ich den Boten zu dir geschickt hatte, kreuzte einer der Händler mit dem hier auf.« Marrah schob ihre Hand in den kleinen Lederbeutel, den sie an ihrem Gürtel trug, und zog zwei große goldene Ohrringe in der Form von Sonnenrädern heraus. Die Ohrringe glitzerten in dem matten Licht des Gemeinschaftsraums.
    »Ein Bestechungsgeschenk?« fragte Kandar.
    Marrah nickte. »Ja. Aber der Händler hat für seinen Bestechungsversuch das falsche Geschenk ausgesucht.« Sie drehte die Ohrringe herum, so daß die Drahtschlingen zur Befestigung im Ohrläppchen nach oben zeigten. »Siehst du diese Spuren hier, die wie Kratzer im Gold aussehen? Das sind heilige Schriftzeichen. Sieh mal, hier ist ein Zeichen, das du wahrscheinlich kennst.«
    Kandar inspizierte die Rückseite der Schmuckstücke und sah, daß ein sehr kleines Dreieck leicht in das Gold eingeritzt worden war.
    »Das Zeichen der Göttin!« rief er. »Diese Ohrringe müssen von einem Angehörigen des Muttervolkes gemacht worden sein! Kein nomadischer Goldschmied würde ein solches Symbol auf die Rückseite der Sonne ritzen. Du bist doch Priesterin; kannst du die anderen Schriftzeichen lesen?«
    »Das kann ich, allerdings.« Marrah zeigte auf einen der Ohrringe. »Diese Botschaft lautet:
Im Namen der Göttin Chilana, rettet uns!
Und die Zeichen auf dem anderen Ohrring bedeuten:
Wir sind Schmetterlinge in ihren Netzen.«
    »Schmetterlinge in ihren Netzen? Was kann denn das heißen?«
    »Chilana ist die Schmetterlingsgöttin von Shamban. Die heilige Schrift hat kein Wort für ›Sklaven‹, deshalb haben die Menschen, die diese Nachricht verfaßten, sich eine andere Ausdrucksweise überlegt, um deutlich zu machen, daß sie von jemandem gefangengehalten werden.« Marrah warf die Ohrringe in die Schale.
    »Hier hast du dein Ziel, Kandar. Hier ist dein Grund, Shara zu verlassen. Arang und ich sind uns fast sicher, daß es irgendwo in der Nähe von Shamban ein großes Sklavenlager gibt, und wir möchten, daß jemand in den Norden reist, um es herauszufinden.«
     
    Keshna hackte gerade Feuerholz im Wald, ein Stück flußabwärts von der Furt, als Luma mit einer Axt auf der Schulter erschien. Sie rollte die Ärmel ihrer Tunika auf und begann mit solcher Wut auf einen jungen Baum einzuschlagen, daß Keshna sie anbrüllte, sie solle sofort damit aufhören.
    »Was soll das?« schrie Keshna.
    Luma senkte ihre Axt und funkelte Keshna böse an. »Kandar ist heute morgen fortgegangen«, erklärte sie. Sie rammte die steinerne Schneide der Axt in den Boden und ließ den vibrierenden Griff los. »Driknak, die immer sehr früh aufsteht, um den Sonnenaufgang zu beobachten, sagt, er ist in einem Raspa aufgebrochen, das nach Shamban segelt – als Händler verkleidet, ausgerechnet: goldene Ketten um den Hals, die Haare mit süßriechendem Fett an den Kopf geklebt, mit einem hübschen kleinen Messer im Gürtel, das noch nicht einmal dazu taugt, einen Frosch zu töten, und einem ganzen Boot voller Handelswaren. Driknak sagt, Mutter sei am Strand gewesen, um ihn zu verabschieden, und Onkel Arang ebenfalls. Ein paar Priesterinnen aus dem Eulentempel haben ein Gebet an die Göttin der Wogen gesprochen, und dann haben alle am Strand gestanden und gewunken, während er davonsegelte, um herauszufinden, ob es in Shamban tatsächlich Sklavenlager gibt.«
    Luma packte den Griff ihrer Axt, riß sie aus dem Boden und begann mit erneuter Wut auf den Schößling einzuhacken. Holzstücke flogen in alle Richtungen.
    »Hör auf damit! « brüllte Keshna. Sie duckte sich unter dem Regen von Splittern, marschierte zu Luma, wobei sie einen großen Bogen um die niedersausende Axtklinge schlug, packte Luma am Halsausschnitt ihrer Tunika und zog den Stoff stramm. Luma würgte, ließ ihre Axt sinken und wirbelte herum, hochrot im Gesicht und fuchsteufelswütend; doch bevor sie ein Wort hervorbringen konnte, fauchte Keshna

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