Althalus
etwas.«
»Und das wäre?«
»Wenn ich mich an eure Tafel setze, möchte ich keinen Fisch sehen.«
»Ich dachte, du bist ganz versessen auf Fisch.«
»Emmy frisst gern Fisch. Ich kann ihn nicht ausstehen.«
Althalus »machte« beeindruckend schöne Möbelstücke für ihr Esszimmer. Es kostete ihn nicht mehr Mühe, als einen einfachen Schragentisch und harte Bänke zu schaffen. Er glaubte, eine angenehme Umgebung würde »die Kinder« dazu ermuntern, nach dem Essen zu bleiben und Umgang miteinander zu pflegen, was ihnen wahrscheinlich manches erleichtern würde, wenn sie wieder über die Zugbrücke zurück in die Realität mussten. Und damit es ihnen auch wirklich gefiel, machte er ein fürst-liches Frühstück.
Dann weckte er sie, indem er an ihre Türen klopfte, und wartete im Korridor vor dem Esszimmer wie ein aufmerksamer Gastgeber. »Beeilt euch«, forderte er sie auf, als sie aus ihren Schlafgemächern traten. »Emmy wartet oben auf uns, und ihr wisst ja, wie ärgerlich sie wird, wenn wir zu spät kommen.«
»Isst sie denn nicht mehr mit uns?«, fragte Eliar.
»Diesmal nicht«, antwortete Althalus. »Sie wollte mir die Gelegenheit geben, euch zu warnen, dass sie nicht mehr Emmy die Katze ist.«
Eliar blickte ihn bestürzt an. »Ich mag Emmy!«
»Warte, bis du sie jetzt siehst.«
Leitha riss den Mund auf. »Sie hat doch nicht ihre wahre Gestalt angenommen?«
»Doch«, erwiderte Althalus. »Sie ist jetzt Dweia. Es wird nicht einfach sein, sich daran zu gewöhnen.« Er spürte, wie etwas sein Bewusstsein streifte.
»Oh!« Leitha biss sich auf die Lippe.
»Was ist?«, erkundigte Andine sich.
»Sieht sie wirklich so aus?«, wandte Leitha sich wieder an Althalus.
»Ja, das kommt ihr ziemlich nahe. Ich habe ein gutes Auge für Feinheiten.«
»Oh!«, sagte Leitha erneut.
»Was hast du, Leitha?« Andine blickte sie verwirrt an.
»Wir sind jetzt hässliche Entlein, Andine.«
»So schön kann sie doch nicht sein, oder?«
»Sogar noch schöner«, seufzte Leitha.
»Könnten wir uns nicht beim Essen darüber unterhalten?« Eliar starrte hungrig auf den Tisch, der sich unter der Last der Köstlichkeiten bog.
»Eliar hat Recht. Frühstücken wir, ehe alles kalt wird. Dann steigen wir hinauf, und ich mache euch mit Dweia bekannt.«
Leitha seufzte. »Ich habe keinen großen Hunger.«
Nach dem Frühstück folgten sie Althalus die Treppe hinauf zum runden Turmgemach.
Dweia stand am Marmortisch und hatte beinahe abwesend eine Hand auf das Buch gelegt. Sie trug ein weißes Gewand in antikem Schnitt, das ihre Arme bis zu den Schultern entblößte, und ihr leuchtendes Haar floss den Rücken hinunter. Ihr vollendetes Gesicht wirkte geheimnisvoll. »Guten Morgen, Kinder«, sagte sie lächelnd.
»Seid Ihr wirklich unsere Emmy?«, fragte Gher verblüfft.
»Ja, Gher«, antwortete sie sanft. »Ich habe mich eine Zeit lang hinter Emmy verborgen. Aber da es jetzt nicht mehr notwendig ist, verstecke ich mich nicht länger.« Sie bedachte Althalus mit einem Seitenblick. »Unser glorreicher Anführer war ein wenig besorgt über diesen Wandel. Er meinte, dass meine unbeschreibliche Vollkommenheit euch alle zu kreischenden Verrückten macht.« Sie legte den Kopf schief, als würde sie lauschen. »Merkwürdig«, sagte sie. »Ich höre nicht das leiseste Kreischen. Könnte es sein, dass Althalus sich getäuscht hat? Ist es möglich, dass er eure Vernunft unterschätzte?«
»Schon gut«, gestand Althalus ein. »Ich habe mich getäuscht. Du brauchst nicht darauf herumzureiten.«
»Auf etwas herumzureiten fällt wohl eher in dein Fach, oder nicht? «
»Seid Ihr wahrhaftig Gottes Schwester?« Bheids Stimme bebte vor Ehrfurcht.
»Das kommt darauf an, wie man es betrachtet, Bheid.« Sie lächelte. »So wie ich es sehe, ist Deiwos der Bruder einer Gottheit. Ich bin sicher, Deiwos sieht es anders, aber das ist sein Problem, nicht wahr? Wir drei - Deiwos, Daeva und ich -sehen die Dinge aus einem leicht unterschiedlichen Blickwinkel. In meinen Augen erschafft Deiwos Dinge, damit ich sie lieben kann, und Daeva beseitigt den Unrat.«
»Das ist eine erstaunliche Definition, Eure Göttlichkeit«, bemerkte Leitha. »Habt Ihr sie in letzter Zeit Euren Brüdern vorgetragen? «
»Das wäre Zeitvergeudung, Leitha. Meine Brüder sind beide zu sehr von sich beeindruckt, als dass sie die Dinge so sehen würden, wie sie wirklich sind. Sie können manchmal schrecklich langweilig sein.« Sie blickte die anderen mit leicht zusammengekniffenen
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