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Althalus

Althalus

Titel: Althalus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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nicht glücklich über ihre Aufgabe. Andine hasst das Wort ›Gehorche‹, und Eliar fühlt sich nicht wohl mit dem ›Führe‹, weil er weiß, dass er noch nicht imstande ist, eine Armee zu führen.«
    »Das ist es auch nicht, was ›Führe‹ in dieser Situation bedeutet, Schatz, aber dazu kommen wir bald. Was hast du über die anderen herausgefunden? «
    »Du warst meines Erachtens etwas zu abrupt mit Bheid. Sobald du ihm die Astrologie ausgeredet hattest, wusste er nicht mehr, was er glauben sollte. Es fehlt nicht viel, und er glaubt an gar nichts mehr. Er ist davon überzeugt, dass ›Erleuchte‹ eine Aufforderung zur Predigt ist, aber die Ausarbeitung einer Predigt, die von nichts handelt, dürfte schwierig sein.«
    »Er versteht es auch noch nicht richtig, Althalus«, entgegnete Dweia. »Wenn es soweit ist, wird er verstehen. Was ist mit Leitha?«
    »Sie bereitet mir am meisten Sorgen. Sie setzt eine beinahe fröhliche Miene auf und macht anzügliche Bemerkungen, aber sie hat auf der Klinge irgendetwas gelesen, was sie eigentlich nicht hätte lesen sollen. Die anderen sind sich nicht ganz sicher, was der Dolch ihnen befohlen hat, doch Leitha weiß es. Sie weiß genau, was sie tun muss und wem sie es antun muss. Und darüber ist sie nicht glücklich, Em. Das Leben hat es bisher nicht gut mit ihr gemeint und sie ist fast sicher, dass es noch schlimmer werden wird.«
    »Sie ist viel stärker, als sie zu sein scheint, Althalus. Ich bin sicher, du wirst eine Möglichkeit finden, ihr zu helfen -wenn du dir genug Mühe gibst.«
    Dweia und Gher unterhielten sich am Ostfenster. Eliar und Andine standen am Südfenster; er erzählte ihr irgendwelche Kriegsgeschichten, und sie täuschte offenbar Bewunderung vor, während sie ihn in nahezu regelmäßigen Abständen mit irgendwelchen Naschereien fütterte. Leitha hatte sich zu Bheid an den Marmortisch gesetzt und beide waren in das Buch vertieft. Dadurch war Althalus sich selbst überlassen. Er blickte durch das Nordfenster auf die Eis berge jenseits des Randes der Welt. Trotz Emmys gegenteiliger Versicherung sah er in dem Abgrund im Norden noch immer das Ende von allem, eine Überzeugung, bei der er sich wohler fühlte, weil sie der Welt eine endliche Grenze verlieh. Ihm gefiel die Bedeutung des Wortes »unendlich« nicht sehr.
    »Du siehst in mir immer noch ein e Hexe, nicht wahr, Bheid?«, hörte Althalus Leitha den jungen Priester fragen.
    »Keineswegs«, entgegnete Bheid. »Wie kommst du auf diesen Gedanken? «
    »Ich weiß, dass du mich nicht magst.«
    »Wie kommst du bloß darauf, Leitha? Ich mag dich sogar sehr. Du bist eine meiner getreuen Gefährtinnen.«
    »Das hört sich an, als wäre ich ein Möbelstück.«
    »Was willst du denn damit sagen?«
    »Ich bin noch keinem Mann wie dir begegnet, der sich nicht bewusst war, dass ich eine Frau bin.«
    »Oh, ich bin mir dessen durchaus bewusst, Leitha, aber es ist nicht so wichtig für unsere Aufgabe.«
    Sie seufzte. »Du denkst nicht daran. Seit dem Ende meiner Kindheit blickten die Männer mich alle auf eine ganz gewisse Weise an… und alle hatten gewisse Gedanken.«
    »Du meinst von der Art wie der Priester Ambho sie hegte?«
    »Genau. Der Mann in Peteleya hatte solche Gedanken.«
    »Du bist sehr schön, Leitha.«
    »O danke, gütiger Herr«, spöttelte sie.
    »Wie bist du nur auf die Idee gekommen, dass ich dich nicht mag?«
    »Du denkst nicht das Gleiche über mic h wie diese anderen Männer. «
    »Diese Gedanken sind schmutzig, Leitha. Ein Priester muss so etwas unterdrücken.«
    »Das mag ja sein, aber es führt dazu, dass ich mich unwohl fühle. Du verabscheust diese schmutzigen Gedanken, wie du es nennst, und wenn du sie unterdrückst spüre ich deinen Hass, der zwar diesen Gedanken gilt, den ich aber als gegen mich gerichtet empfinde.«
    »Das liegt wirklich nicht in meiner Absicht.«
    »Ich habe da vielleicht eine Lösung.«
    »Lass hören, Leitha.«
    »Löse dich ein wenig von dieser Tyrannei der Keuschheit und lass ein paar der schmutzigen Gedanken entwischen.«
    »Wa-as? «
    »Keine zu schmutzigen natürlich, das würde uns beide beunruhigen. Aber ein paar winzige, nicht so schlimme könnten nicht schaden.« Sie lächelte gewinnend und hielt Daumen und Zeigefin ger hoch, wie um etwas Winziges abzumessen. »Wenn du sie nur so klein halten würdest, schaden sie deinem Gelübde nicht, wären für deine Verhältnisse aber verwegen genug, um mich erkennen zu lassen, dass du in mir eine Frau siehst. Ich

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