Althalus
ganz Ansu unterwerfen, und sie hat Pekhal erst viel später kennen gelernt.«
Das bleiche Gesicht Leithas war von Grauen gezeichnet.
»Was hast du denn, meine Liebe?«, fragte Andine sie besorgt. »Diese kleine Begegnung war wirklich nicht schön, aber …« Sie zögerte.
»Ihr Gespräch ließ uns nur die Oberfläche dessen erahnen, was sie beabsichtigen, Andine. In ihren Köpfen ging viel, viel Schlimmeres vor.«
»Das kannst du auch?«, entfuhr es Bheid. »Sie waren doch bloß unwirkliche Erscheinungen! Du konntest wahrhaftig ihre Gedanken hören?«
»Es war unmöglich für mich, sie nicht zu hören, Bheid«, entgegnete sie, aufgewühlt und angeekelt von dem, was in ihr Bewusstsein gedrungen war. »Pekhal und Gelta sind viehischer, als man für möglich halten kann. Dieses entsetzliche Gemetzel erfüllte beide mit unbeschreiblicher Lust.«
»Ich würde an deiner Stelle nicht weiter darüber nachdenken, Leitha!«, wies Dweia sie nachdrücklich an. »Du musst verdrängen, was du gehört hast. Schließlich war es nur ein Traum, und wahr
scheinlic h war er viel mehr an dich gerichtet als an uns übrige.«
»An mich?«
»Ghend weiß, wer du bist, und hat Kenntnis von deinen besonderen Fähigkeiten, Leitha. Diese kleine Darbietung hat er sich wahrscheinlich für dich ausgedacht. Ghend hat versucht, dir etwas so Grauenvolles zu zeigen, dass du Angst hast, deine Gabe je wie der einzusetzen. Stähle dein Herz, Leitha. Das war sicher nicht das letzte Mal, dass er es versucht. Er fürchtet sich vor dir, darum wird er alles unternehmen, dich davon abzuhalten, das zu tun, was dir zu tun bestimmt ist.«
»Da ist noch etwas, das wir bedenken sollten«, warf Althalus ein.
»Und das wäre?«, fragte Dweia.
»Ghend arbeitet wahrscheinlich schon lange auf diese Invasion in Wekti hin, meinst du nicht?«
»Zweifellos.«
»Dann hat er gewiss Spitzel am Hof des Natus' von Wekti -und im Tempel von Kherdhos.«
»Da bin ich sicher.«
»Deshalb hat Andines Vorschlag, wenn man es so nennen kann, etwas für sich. Sie und Leitha müssen uns nach Wekti begleiten.«
»Kommt nicht in Frage!«, wehrte Bheid ab. »Es ist viel zu gefährlich.«
»Wir können sie beschützen, Bheid«, versicherte ihm Althalus. »Wir brauchen Leitha unbedingt in Keiwon. Ich muss wissen, wer dort Ghends Spione sind.«
»Wenn wir so besorgt sind, Mädchen-Personen mitzunehmen, warum verkleiden wir sie dann nicht als Knaben-Personen? «, schlug Gher vor.
»Gher«, sagte Andine sanft, »Mädchen-Personen sehen nicht ganz so aus wie Knaben-Personen. Wir haben einen etwas anderen Körperbau.« Sie holte tief Atem, um es ihm zu zeigen. »Siehst du, was ic h meine?« Sie deutete auf das vordere Teil ihres Gewandes.
Gher errötete tief. »Oh!«, murmelte er. »Aber tat losere Kleidung nicht vielleicht…«, stammelte er, und sein Gesicht glühte noch mehr.
Andine kicherte.
»Das war nicht nett von dir, Liebes«, schalt Leitha sie. Dann blickte sie Eliar an. »Häuptling Albron hat doch Diener, nicht wahr? «
»Diener würde ich sie nicht gerade nennen«, entgegnete Eliar. »Er hat Stallburschen, die sich um seine Pferde kümmern, und Gesinde in der Küche. Aber Diener wie an einem Hof hat er nicht.«
»Das können die Leute in Wekti aber nicht wissen, oder?«
»Wahrscheinlich nicht, nein.«
»Dann werden sie auch nicht wissen, dass Albron keine Diener im üblichen Sinne hat, oder?«
»Ich nehme es nicht an.«
Leitha musterte Andine von Kopf bis Fuß. »Würdest du bitte einen Augenblick aufstehen, Liebes?«
Andine erhob sich. »Was hast du vor, Leitha?«
»Du bist sehr klein, nicht wahr?« Leitha schürzte die Lippen.
»Dafür kann ich nichts!«
»Stellst du dich neben sie, Gher?«, bat Leitha.
»Wenn du möchtest.« Gher ging um den Tisch herum zu Andine.
»Ich dachte mir, dass sie in etwa die gleiche Größe haben«, murmelte Leitha. »Wenn wir sie in gleiche Kleidung stecken und Andines Haar unter einer Kappe verbergen…«
»Du denkst an Pagen?«, fragte Andine. Sie blickte Althalus an. »Meint Ihr, wir würden damit durchkommen?«
»Gut möglich«, antwortete er, »vor allem, wenn Albron noch ein paar andere livrierte Lakaien nach Wekti mitnimmt. Ich werde Yeudon um geeignete Unterkunft für sie ersuchen. Und da diese Diener keine Soldaten sind, brauchen sie ihren Häuptling nicht zu den Befestigungen zu begleiten. Wir können Leitha in dieser Gruppe unterbringen. Dann müsste sie in der Lage sein, Spitzel herauszufinden.«
»Wirst du
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