Althalus
Althalus ihn müde. »Wir haben schon Sorgen genug.«
Gebhels Befehlsstand war ein großes Zelt mit mehreren Feldbetten, einem bauchigen Ofen und einem Tisch, auf dem Karten und Diagramme lagen. Die sechs Arumer, die Sergeant Khalor damit beauftragt hatte, trugen Eliar auf einer rasch zusammengebastelten Bahre hinein und legten ihn behutsam mit dem Gesicht nach unten auf eines der Feldbetten.
»Komm herein, Leitha«, hörte Althalus die stumme Aufforderung Dweias an das bleiche Mädchen. »Du und Althalus müsst jetzt zusammenarbeiten. Eliars Gehirn blutet und das Blut kann nir gends abfließen. Es wäre vielleicht günstiger gewesen, hätte Gelta ihn mit der Schneide getroffen, weil das Blut herausrinnen könnte, doch so kann es nirgendwo hin und verursacht Druck. Wenn das zu lange andauert, wird der Druck Eliars Hirn zerquetschen und ihn töten.«
»Willst du damit sagen, dass wir ihm die hintere Seite seines Kopfes abnehmen müssen, Em?«, fragte Althalus erschrocken.
»Mach dich nicht lächerlich, Althalus. Wir können den Druck durch zwei kleine Löcher im Hinterkopf ablassen. Sobald Leitha den genauen Ort der Blutung festgestellt hat, benutzt du ein Wort aus dem Buch, um diese Löcher zu öffnen.«
»Das ist alles?«, fragte Althalus. »Es hört sich schrecklich ein fach an - als würde ein Handwerker ein Abzugsrohr einsetzen.«
»Das kommt der Sache ziemlich nahe.«
»Und das wird ihn heilen? Ich meine, mehr ist nicht erforderlich? «
»Ein bisschen schon noch, aber das können wir erst tun, wenn der Druck weg ist. Fangt endlich an! Jede Minute zählt. Zunächst aber brauchen wir besseres Licht. Benutz ›leuk‹, Althalus. Das Zeltdach soll auf die gleiche Weise glühen wie die Kuppel des Turmgemachs.«
»Gut. Brauchen wir sonst noch etwas?«
»Lass einen dieser Wekti-Hirten holen. Wir benötigen bestimmte Pflanzen für einen Umschlag und ein paar andere, um einen Heiltrank zu brauen. Die Schäfer kennen sich mit den hiesigen Pflanzen besser aus als die Arumer.«
»Gher«, sagte Althalus nun laut, »such diesen rothaarigen Schäfer Salkan und bring ihn hierher. Und beeil dich!«
»Sofort.« Gher flitzte aus dem Zelt.
»Wir müssen Eliars Hinterkopf scheren, bevor wir anfangen können«, sagte Dweia.
»Bheid, ist dein Rasiermesser scharf?«, fragte Althalus.
»Selbstverständlich, Althalus.«
»Gut. Dweia möchte, dass du Eliars Hinterkopf glattrasierst.«
»Althalus!«, protestierte Andine.
»Schick sie schlafen, Althalus«, wies Dweia ih n an. »Sag ›leb‹. Sie würde nur im Weg sein, außerdem sollte sie ohnehin nicht zusehen.«
»Stimmt«, bestätigte Althalus stumm. Dann sagte er laut: »Andine?«
»Ja? «
»›Leb‹, Andine. ›Leb‹.«
Ihre Augen wurden blicklos, und sie sank in seinen Armen zu
sammen. Er trug sie zur anderen Seite des Zeltes und legte sie sanft auf eines der unbenutzten Feldbetten. »Wie sollen wir es jetzt angehen, Dweia?«, erkundigte Leitha sich.
»Sobald Bheid den Hinterkopf des Jungen glattrasiert hat, wirst du die Punkte finden, an denen das Gehirn blutet. Dann drückst du einen Finger darauf, um Althalus zu zeigen, wo genau sie sind. Danach wird Althalus mit dem Wort ›bher‹ ganz behutsam kleine Löcher durch Eliars Schädeldach bohren. Durch diese Löcher tritt das Blut aus, und der Druck lässt nach.«
»Hat man so etwas schon einmal getan, Dweia?«, fragte Leitha.
»Noch nicht sehr oft«, gestand Dweia. »Die meisten Leute, die von sich behaupten, Heiler zu sein, sind Scharlatane -oder Schlimmeres - und wissen kaum etwas über die Körperfunktionen. Doch ein paarmal haben sehr begabte Heiler das Problem erkannt. Bedauerlicherweise hatten sie nicht die richtigen Instrumente und kannten außerdem die Gefahr von Ansteckungen nicht. Deshalb säuberten sie auch nicht, was sie an Instrumenten benutzten, ehe sie Löcher in den Kopf des Kranken bohrten. Althalus jedoch wird weder Hammer, Meißel, noch Feuersteinmesser benutzen. Er bohrt mit einem Wort aus dem Buch, und der Umschlag, den wir machen, müsste eine Ansteckung verhindern.«
»Dein ›Müsste‹ gibt mir zu denken, Em. Wenn ich darauf wetten würde, wie stünden die Chancen?«, fragte Althalus. »Etwa halb und halb - vielleicht ein kleines bisschen besser. Aber wir haben keine Wahl, nicht wahr?« »Nein, haben wir wohl nicht.«
Gher führte den rotschopfigen Salkan ins Zelt. »Endlich hab ich ihn gefunden«, sagte der Junge. »Wie geht es Eliar?«
»Es ging ihm schon besser.« Bheid
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