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Althalus

Althalus

Titel: Althalus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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würde sich je weiter als eine Meile von einer Schenke entfernen; da war Althalus sicher.
    Voller Bitterkeit erkletterte er den Kamm. Natürlich würde ihm die Flucht gelingen. Er war zu schlau, sich erwischen zu las sen. Aber dass seine Flucht Gostis lügenhafte Prahlereien erhärten würde, fraß am meisten an Althalus. Ja, die Tatsache, dass der größte Dieb der Welt sich nur deshalb nach Arum begeben hatte, um Gosti zu bestehlen, würde den Ruf des Fetten als reichster Mann in Arum bestätigen. Düster schloss Althalus, dass das Pech ihn immer noch verfolgte.
    Oben auf den Graten erschwerten die Schneewehen des vergangenen Winters das Vorankommen, doch Althalus stapfte hartnäckig weiter gen Norden. Es gab hier nicht viel Wild, sodass er des Öfteren tagelang nichts in den Magen bekam.
    Während er sich grimmig nach Norden plagte, hörte er erneut das eigenartig wimmernde Heulen, das er schon im vergangenen Herbst in den Bergen vernommen hatte, als er zu Gostis Fort unterwegs gewesen war. Was es auch sein mochte, es befand sich da draußen, und Althalus fragte sich allmählich, ob es aus irgendeinem Grund ihm folgte. Die wimmernden Schreie, die von den Bergwänden widerhallten, gingen Althalus allmählich durch Mark und Bein.
    Ein Wolf war es nicht, da war er sicher. Wölfe streiften in Rudeln umher, und das hier war ein Einzelgänger. Schließlich gelangte er zu seiner Beruhigung zu dem Schluss, dass für diese Kreatur wahrscheinlich die Paarungszeit gekommen war und dass es sich bei ihrem traurigen hohlen Heulen lediglich um eine Ankündigung an Artgenossen vom anderen Geschlecht handelte, dass sie sehr gerne Gesellschaft hätte. Aber was es auch sein mochte, Althalus wünschte sich inzwischen inbrünstig, das Wesen würde anderswo Gesellschaft suchen, denn diese gespenstischen Schreie tiefster Verzweiflung machten ihm arg zu schaffen.
     

3
     
    Althalus war düsterer Stimmung, als er sich auf den Graten der Berge von Arum nordwärts schleppte. Natürlich waren ihm Rückschläge nicht fremd. Niemand gewinnt immer, aber früher hatte seine Glücksfee ihm nach jeder Niederlage bald wieder zugelächelt. Diesmal war es offenbar anders. Was er auch angepackt hatte, war schief gegangen. Seine Glücksfee hatte ihn nicht nur verlassen -sie legte es darauf an, ihn fertig zu machen. Hatte er etwas falsch gemacht, dass ihre Liebe plötzlich zu Hass geworden war? Mit diesem schrecklichen Gedanken quälte Althalus sich ab, als er aus dem Gebirge von Arum ins üppige Waldland von Hule gelangte.
    Hule ist für die bedauernswerten Opfer unterschiedlichster Missverständnisse in den umliegenden Gegenden die bevorzugte Zuflucht. Hilfsbereite Männer, die nur jemandes Pferd »ausliehen, da das erbarmungswürdige Tier endlich einen Ausritt braucht, weil es dauernd im Pferch steht«, oder die lediglich jemandes Silber münzen ins Freie trugen, um sie für den Besitzer zu »polieren«, fanden Freistatt in Hule, da es dort weder Gesetze gibt noch irgendetwas, das einer Regierung auch nur ähnelt. Und in einem Land, in dem es keine Gesetze gibt, kann es auch keine Gesetzesbrecher geben.
    Althalus war bei seiner Ankunft in Hule nach wie vor miesester Laune und hatte Verlangen nach der Gesellschaft seinesgleichen, zu denen er völlig offen sein konnte. Deshalb wanderte er geradewegs durch den Wald zu der mehr oder weniger dauerhaften Behausung eines Hulers namens Nabjor, der guten Met braute und zu einem erschwinglichen Preis ausschenkte. Nabjor hatte auch mehrere dralle junge Dirnen in Diensten, die er Gästen, die sich nach Unterhaltung oder Trost sehnten, auf Wunsch zur Verfügung stellte.
    Eine ungewöhnliche Stille herrscht in den schier grenzenlosen Wäldern von Hule. Die Bäume dieses Landes im hohen Norden sind Riesen, und ein Wanderer kann tagelang unter ihrem Ästedach dahinziehen, ohne auch nur ein einziges Mal die Sonne zu sehen. Es sind zum größten Teil Lärchen, auch Fichten, Tannen und Kiefern oder andere immergrüne Bäume, deren abgefallene Nadeln den Bo den wie ein dicker feuchter Teppich bedecken und die Schritte des Wandersmannes dämpfen. Wege gibt es im Lande Hule nicht, da die Bäume ständig ihre toten Nadeln abwerfen und damit sämtliche Spuren der Menschen und Tiere verbergen, die vorbeiziehen.
    Nabjors willkommenes Lager war auf einer Lichtung an den Ufern eines Baches errichtet, der munter über braune Steine dahinplätscherte. Althalus näherte sich diesem Lager wachsamen Schrit tes, denn ein Mann, von

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