Althalus
sich bei Gosti und seinem sauertöpfischen Vetter nicht in die Nesseln setzte. Wenn alles gut ging, würde Althalus bei seinem Aufbruch in großer Eile sein. Galbak hatte sehr lange Beine; deshalb musste unser Dieb sicher sein, dass ihn auf den Bergpässen kein tiefer Schnee aufhalten konnte, sonst würde Galbak ihn mit ziemlicher Gewissheit einholen.
Althalus machte es sich zur Gewohnheit immer wieder auf den Hof hinauszutreten, um festzustellen, wie weit die Frühlingsschneeschmelze voranschritt. Als auf dem nächsten Pass die letzte Wechte verschwunden war, hielt er es für an der Zeit, sich zurückzuziehen.
Wie sich erwies, war es nicht so schwierig, in Gostis Schatzkammer zu gelangen, wie der Fettwanst glaubte. Eines Nachts, nachdem das Feuer in der Grube der großen Halle niedergebrannt war und Gosti sowie seine Stammesbrüder besoffen und schnarchend herumlagen, machte Althalus sich an die Arbeit. Er stieg über die Wächter hinweg, die ihren Rausch ausschliefen, öffnete das einfache Schloss und huschte in die Schatzkammer, auf dass deren Inhalt den Besitzer wechselte. In der Mitte der Kammer standen ein grob gezimmerter Tisch und eine feste Bank; in einer Ecke war ein Stapel prall gefüllter Beutel aus Tierhaut. Althalus trug einen dieser Beutel zum Tisch, wo er den Inhalt zu zählen gedachte.
Der Beutel besaß etwa die Größe eines Männerkopfes und war mit einem Lederband zugezogen. Aufgeregt öffnete Althalus ihn, streckte die Finger hinein und nahm eine Hand voll Münzen heraus.
Und starrte enttäuscht darauf. Sie waren allesamt aus Kupfer. Er grapschte eine weitere Hand voll heraus. Diesmal waren ein paar gelb schimmernde Münzen dabei, doch sie waren nicht aus Gold, sondern aus Messing. Althalus leerte den ganzen Beutel auf den Tisch.
Immer noch kein Gold.
Er hob die mitgebrachte Fackel und schaute sich um. Vielleicht bewahrte Gosti sein Gold in einem anderen Stapel auf? Doch da war nur dieser eine. Althalus trug zwei weitere Beutel herbei und leerte auch deren Inhalt auf den Tisch. Wieder waren es nur Kupfer- und ein paar Messingmünzen.
Rasch kippte er sämtliche Beutel aus. Keiner enthielt auch nur ein einziges Goldstück. Gosti hatte ihn hinters Licht geführt -wie offenbar alle Bewohner von Arum.
Althalus fluchte. Er hatte einen ganzen Winter damit vergeudet, einem Dickwanst dabei zuzusehen, wie er sich tagein, tagaus voll fraß. Schlimmer noch, er hatte all die Lügen geglaubt, die dieser fetttriefende Kerl ihm erzählte. Es fiel ihm gar nicht leicht, der Versuchung zu widerstehen, in die Halle zurückzukehren und Gosti den Bauch aufzuschlitzen. Stattdessen setzte er sich auf die Bank und machte sich daran, die Messingmünzen aus dem Haufen zu klauben. Natürlich war ihm klar, dass er nicht genügend zusammenkriegen würde, ihn für die verlorene Zeit zu entschädigen, aber sie waren immerhin besser als gar nichts.
Nachdem er fertig war, stand er auf und kippte abfällig den Tisch um, sodass die nahezu wertlosen Kupfermünzen auf den Boden prasselten.
Wütend verließ er den schäbigen Holzbau, überquerte den schlammigen Hof und schritt durch die armselige Ansiedlung, wobei er seine Leichtgläubigkeit verfluchte. Warum hatte er sic h nicht eher in der Schatzkammer umgeschaut?
Seine launenhafte Glücksfee hatte ihn wieder hereingelegt. Immer noch entzog sie ihm ihre Gunst.
Trotz seiner bitteren Enttäuschung beeilte er sich, voran zu kommen. Schließlich hatte er Gostis Schatzkammer in ziemliche Unordnung gebracht, sodass es nicht lange dauern konnte, bis der Fettwanst entdeckte, dass man ihn beraubt hatte. Auch wenn es kein sehr einträglicher Diebstahl gewesen war, erschien es Althalus angebracht, sicherheitshalber ein paar Stammesgrenzen hinter sich zu bringen. Galbak erweckte nicht den Anschein, als würde er die Dinge auf sich beruhen lassen, und Althalus wollte unbedingt einen ordentlichen Vorsprung vor Gostis hartgesichtigem Vetter.
Nach ein paar Tagen angestrengten Marsches hielt er es für unbedenklich, sich in einer Schenke eine anständige Mahlzeit zu gönnen. Wie fast alle im Grenzland trug auch Althalus eine Steinschleuder bei sich, mit der er sehr gut umzugehen verstand, sodass er seinen Hunger mit einem erlegten Hasen oder Eichhörnchen stillen konnte, sofern sich die Möglichkeit bot. Jetzt aber verlangte es ihn nach einem üppigen Mahl.
Noch ehe er die schlichte Schenke am Wegesrand betreten hatte, hörte er jemanden sagen: »… ein Wolfsfellumhang, an dem noch
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