Althalus
vor sich hin.
»Es wird uns den ganzen Tag kosten, ihn nüchtern zu kriegen«,
murmelte Khalor Althalus zu, als sie zu dem Betrunkenen geführt wurden. »Vielleicht nicht«, meinte Althalus und durchforschte sein Gedächtnis nach seinen Erfahrungen in früher Jugend. »Ho! Khalor«, brüllte Twengor und schwenkte sein Trinkhorn.
»Setz dich und halt dich ran! Du musst noch eine Menge nachholen!«
»Ja, du hast einen ordentlichen Vorsprung«, stellte Khalor fest.
»Kein Wunder. Ich becher ja schon volle drei Tage.«
Das war gut zu wissen. Wenn Twengor drei Tage gebraucht hatte, seinen derzeitigen Zustand zu erreichen, mochte es schneller gehen, ihn durchs hintere Ende nach draußen zu schaffen, als ihn herumzudrehen und zurückzubringen. Althalus blickte auf Twengors tiefrotes Gesicht und murmelte: »Egwrio.«
Twengor verdrehte die Augen und rutschte schlaff vom Stuhl. Unter dem Tisch fing er lautstark zu schnarchen an.
»Ich glaub', unscherm Häuptling kommscht du nimmer nach, Khalor«, meinte einer von Twengors Truppenführern und klatschte sich mit trunkenem Gelächter auf die Schenkel.
Althalus erweiterte die Idee -und das uralte Wort -, die den bärtigen Twengor niedergestreckt hatte, und ein plötzliches, nur von lautem Schnarchen unterbrochenes Schweigen erfasste das Lager im Nordkorridor.
»Was habt Ihr getan? «, fragte Khalor.
Althalus zuckte die Schultern. »Ich glaube, man nennt es die Dinge beschleunigen. Die Männer sind ohnehin in diese Richtung marschiert, aber sie hätten wahrscheinlich noch den restlichen Tag gebraucht, um dort anzukommen, wo sie jetzt sind.«
»Trotzdem werden sie noch einen Tag brauchen, um ihren Rausch auszuschlafen«, gab Khalor zu bedenken.
»Nein, nicht wirklich«, entgegnete Althalus. Er blickte den Korridor zurück. »Du kannst jetzt hereinkommen, Eliar«, rief er.
Eliar schloss sich ihnen an. Er fächerte die Hand vor seinem Gesicht. »Sie riechen nicht gerade gut.«
»Atme nicht zu tief ein«, ermahnte Althalus ihn. »Durch welchen
Ausgang gelangen wir zur Straße unmittelbar vor Poma?«
Eliar deutete auf eine Tür ganz in ihrer Nähe.
»Öffne schon mal. Ich werde diese Männer in Marsch setzen.«
»Sie schlafen doch alle, Althalus.«
»Das wissen wir, sie aber nicht.«
»Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn, Althalus«, meinte Khalor.
»Wart's nur ab.« Althalus blickte Eliar an. »Ich brauche nicht nur die Tür auf die Straße nach Poma, sondern auch die zur letzten Woche.«
»Zur letzten Woche?«, wiederholte Eliar verwirrt.
»Nur die Zeit kann einen Betrunkenen nüchtern machen. Ich werde für diese Burschen mindestens eine Woche brauchen. Unsere besoffenen Freunde setze ich in Marsch, während sie schlafen. Dann wirst du sie zur vergangenen Woche und zurück führen. Anschließend bringen wir sie auf die Straße nach Poma.«
»Wäre es nicht einfacher, dieselbe Tür zu benutzen?«
»Kannst du das denn?«, fragte Althalus erstaunt.
»Ich glaub schon.« Eliar legte die Hand auf den Dolchknauf und
konzentrierte sich. »Ja«, sagte er zuversichtlich. »Jetzt vergiss es nicht wieder. Es ist der Türrahmen«, murmelte er mehr zu sich selbst. »Die Tür ist der Ort, aber der Rahmen ist die Zeit.«
»Wisst Ihr, was er da redet? «, fragte Khalor.
»In etwa«, antwortete Althalus. »Twengor und seine Männer werden sich in die vergangene Woche und wieder zurück in unsere Gegenwart begeben, während sie durch die Tür treten. Hier sind sie Besoffene, dort nüchterne Soldaten, weil sie -dank dem einen Schritt durch die Tür - zwei Wochen Zeit haben, um nüchtern zu werden. Und da sie im Schlaf marschieren, werden sie nicht wissen, was tatsächlich geschehen ist.«
»Tut es einfach, meine Herren, erklärt es nicht«, bat Khalor. »Manchmal seid ihr beide so schlimm wie Gher.«
»Das kann doch nicht wahr sein!«, rief Häuptling Twengor bei einem ersten Blick auf die Stadtmauer von Poma heftig.
»Herzog Bherdor fehlt es am nötigen Rückgrat, Häuptling Twengor«, erklärte Khalor. »Die Kaufleute in seiner Stadt wollen keine Steuern bezahlen, und Bherdor kann sich nicht durchsetzen.«
»Ich möchte hier freie Hand, Althalus«, verlangte der jetzt völlig nüchterne Arumer. »Mischt Euch nicht ein.« »Was habt Ihr im Sinn, Häuptling Twengor?«
»Ich sorge dafür, dass diese Kaufleute ihre Steuern in Schweiß
bezahlen. Sie werden die Mauer eigenhändig befestigen!«
»Ich glaube nicht, dass sie sich dazu herablassen.«
»Ich habe eine
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