Althalus
Die übliche Tür nach Poma ist im Ostkorridor.«
»Nimm vorsichtshalber dein Schwert mit.«
»In Ordnung.«
Sie tapsten durch das stille Haus und spähten im Ostkorridor durch mehrere Türen, bis sie Twengors Hauptquartier entdeckten. Poma lag inzwischen zum größten Teil in Schutt und Asche. Viele Häuser brannten.
»Was ist, Althalus?«, erkundigte Twengor sich, als einer seiner Männer die beiden Besucher in die Stube führte, in welcher der vierschrötige Häuptling neben einem Fenster kauerte.
»Nichts Ungewöhnliches, Twengor«, erwiderte Althalus. »Wir wollten nur nachschauen, wie die Dinge stehen.«
»Auch hier tut sich nichts Ungewöhnliches -hoppla, ich würde mich ducken, wenn ich Ihr wäre! In dem Haus gegenüber lauert ein Bogenschütze, der sein Handwerk versteht. Ein paarmal hätte er mir fast einen Scheitel gezogen. Ich hab zwei von diesen Wekti-Schäfern im zweiten Stock postiert, die nur daraufwarten, den Kerl eut ins Ziel zu kriegen.«
»Wie machen die Wekti sich? «
»Gar nicht schlecht. Ich habe ein paar sehr gute Bogenschützen, aber sie brauchen ständig Nachschub an Pfeilen, während Steine sich überall auflesen lassen.«
»Wieviel von der Stadt haben die Invasoren bereits eingenom
men? «
»Fast das ganze Nordviertel.«
»Fast?«
»Es gibt ein ständiges Hin und Her. Der Feind wirft einen größeren Trupp gegen ein Wohnhaus oder Geschäft. Meine Bogenschützen und die Schäfer sorgen dafür, dass sie das teuer zu stehen kommt. Wir halten das Haus eine Zeit lang, dann ziehen wir uns zurück.« Der bärtige Häuptling grinste. »Unsere Gegner haben je doch gelernt, auf vorschnelle Siegesfeiern zu verzichten.«
»Ach? «
»Die Einnahme eines Hauses, das jeden Augenblick über Euch einstürzen kann, wäre ein hohler Sieg, findet Ihr nicht? Bevor der Feind die Stadtmauer niederriss, hatten meine Männer reichlich Zeit, die Wände und Decken fast jeden Hauses in Poma -nun ja, vorzubereiten. Wir stützen sie mit Holzpfeilern, solange wir uns darin aufhalten, nehmen die Pfeiler jedoch mit, sobald wir das Haus aufgeben. Wenn ich es recht bedenke, wurden beim Einsturz dieser Häuser mehr Gegner getötet als von meinen Männern. Zuerst müssen sie sich den Zutritt erkämpfen und dann stürzt das Haus über ihnen ein. Ich habe meinen Leuten versichert, dass nichts dagegen einzuwenden sei, wenn sie laut genug lachen, dass der Feind es hören kann, sobald sie vor einem Trümmerhaufen stehen.«
»Ihr seid ein schlimmer Bursche, Twengor.«
»Ich weiß. Und ich genieße es.«
»Aber wenn kein Wohnhaus oder Geschäft sicher ist, werden die Bürger nach dem Krieg nicht zurückzukehren wagen, oder?«, fragte Eliar.
»Das ist bedauernswert, ja«, entgegnete Twengor gleichmütig.
»Hätten diese habgierigen Kaufleute ihre Steuern bezahlt, würde die Stadtmauer vielleicht der Belagerung standgehalten haben und wir hätten keine solchen Schritte unternehmen müssen. Bis dies alles vorüber ist, wird von Poma nicht mehr viel übrig sein, aber das ist nun wirklich nicht meine Sache.«
»Besteht die Möglichkeit, dass die Invasoren Poma einfach aufgeben und weiterziehen?«, fragte Althalus. »Khalor ist deshalb ein wenig besorgt. Er möchte nicht, dass der Feind einfach nach Mawor weitermarschiert -oder schlimmer noch, Mawor links liegenlässt und sich direkt nach Osthos wendet.«
»Ich habe sie hier so gut wie eingeschlossen, Althalus«, beruhigte ihn Twengor. »Ich überließ ihnen ein paar Stadtteile nahe dem Durchbruch in der nördlichen Stadtmauer, nur um sie weit genug nach Poma hineinzulocken, dass ein Rückzug fast unmöglich ist erst recht, wenn meine Bogenschützen und die Wekti mit ihren Schleudern von jedem Dach des Nordviertels auf sie zielen. Nein, sie sitzen hier in der Falle.« Twengor spähte aus dem Fenster, dann lachte er boshaft. »Kommt her und seht euch das an.«
Althalus und Eliar traten zu ihm.
»Meine Männer haben mir gerade ein Zeichen gegeben. Dieses Haus gegenüber hat uns in den letzten drei Tagen die Laune verdorben. Einer meiner Jungs hat soeben etwas dagegen unternommen.«
Ein Pfeil sirrte durchs Fenster. »Das hat mir die Laune verdorben«, erklärte Twengor. »Niemand konnte an diesen Burschen ran. Seht jetzt!« Wolken öligen Rauchs wogten aus den Fenstern des halbverfallenen Hauses gegenüber. »Das Haus ist doch aus Stein erbaut«, bemerkte Althalus. »Wie habt Ihr es in Brand setzen können?«
»Nicht das Haus brennt, mein Freund.« Twengor grinste.
Weitere Kostenlose Bücher