Althalus
öffne ich das Haupttor und stürme hinaus, um sie in einen Kampf zu verstricken. Nitrals Feuer hat der Sache nur den letzten Schliff gegeben. Ich halte die Burschen so sehr auf Trab, dass sie gar nicht zu einem Rückzug kommen. Der Winter wird ihnen den Rest geben.«
»Mehr ist nicht nötig, Häuptling Koleika«, lobte Althalus. »Wenn sie Osthos nicht vor dem ersten Schnee erreichen, haben wir diesen Krieg gewonnen.«
Dweia saß allein im Turm, als Althalus, Eliar und Khalor zurückkehrten. Sie wirkte nachdenklich, beinahe schwermütig und ihre Stimme war gedämpft. »Ich glaube, es ist an der Zeit, Kreuter und Dreigon in Marsch zu setzen, Khalor. Wir müssen ganz sichergehen, dass Gelta keine vollständige Armee zusammenkratzt, bevor sie sich nach Osthos begibt. Wenn Leitha es während des Traums richtig gedeutet hat, wird Gelta nur zwei Regimenter bei sich haben. Wir müssen dafür sorgen, dass es so bleibt.«
»Ich verstehe immer noch nicht, wie sie mit nur zwei Regimentern in die Stadt gelangen will«, brummte Khalor.
»Althalus und ic h werden uns mit dieser Frage beschäftigen, während du und Eliar euch zu Kreuter und Dreigon begebt. Das Laub verfärbt sich bereits, also muss Gelta sich bald in Marsch setzen. Wir müssen uns vergewissern, dass sie mit keinen unangenehmen Überraschungen aufwartet.«
»So ist es«, bestätigte Khalor. »Komm, Eliar, reden wir mit Kreuter und Dreigon.«
»Jawohl, mein Sergeant.«
»Du siehst so bedrückt aus, Em«, sagte Althalus, nachdem die
beiden gegangen waren.
Sie seufzte. »Der Herbst drückt immer auf mein Gemüt«, gestand sie. »Zu dieser Jahreszeit wird die Welt alt, und der Winter lauert bereits über den Rand der nächsten Woche.« Sie räkelte sich und gähnte. »Außerdem schlief ich vor Beginn der Menschheit den ganzen Winter hindurch.«
»Wie die Bären?«, fragte er erstaunt.
»Bären sind schlauer, als sie aussehen, Althalus. Im Winter gibt es im Grunde genommen nichts zu tun, deshalb ist er eine gute Zeit, sich richtig auszuruhen. Wenn das alles erst vorbei ist, sollten wir es dann und wann versuchen.« Sie schien wieder unternehmungslustiger zu werden. »Komm zum Fenster, Althalus. Spionie ren wir ein wenig.«
»Wie du meinst, Em.« Im Lager des Feindes außerhalb der Mauer von Mawor herrschte Tumult, in dessen Mittelpunkt sich die Königin der Nacht befand.
Da kam Argan in Begleitung eines schwarzgerüsteten Nekwerosers aus einem der Zelte. »Was hat sie denn jetzt schon wieder, General Ghoru?«, fragte Argan den Kanthoner.
»Die Lage ist nicht so, wie sie es möchte, Argan, und das erregt sie stets fürchterlich.« »Das ist Euch also auch nicht entgangen«, sagte Argan trocken. »Habt Ihr eine Möglichkeit, Euch hier zurückzuziehen?«
»Nicht die geringste, Argan. Ich kann die Stadt nicht einnehmen, und wenn ich meine Truppen abmarschieren lasse, stürmt der Feind aus der Stadt und vernichtet meine ganze Armee. Richtet Ghend aus, dass er zur Einnahme dieser Stadt viel zu wenig Männer zur Verfügung gestellt hat.«
Gelta kreischte weiterhin unentwegt Verwünschungen.
»Bring sie zur Ruhe, Yakhag!«, befahl Argan gereizt.
Sein Begleiter hob das Visier seines schwarzen Helms und näherte sich der tobenden Königin der Nacht, ohne ihre Steinaxt zu beachten. »Ich dachte, die Nekweroser sind allesamt Dämonen«, wandte Althalus sich an Dweia. »Der da schaut wie ein Mensch aus.« »Sieh ihn dir näher an, Althalus«, riet sie mit eisiger Stimme. »Das ist Yakhag. Er ist schlimmer als alle Dämonen in Nahgharash.«
Althalus betrachtete den Mann in der schwarzen Rüstung genauer. Yakhags unbewegtes Gesicht war leichenblass; er hatte eingefallene Wangen, und seine Augen wirkten auf schaurige Weise leblos. Leise sagte er etwas zur Königin der Nacht und sie wich zitternd vor ihm zurück.
»Sie hat Angst vor ihm!«, rief Althalus. »Ich dachte, Gelta wüsste nicht einmal, was Angst ist.«
»Jeder in Nahgharash hat Angst vor Yakhag«, entgegnete Dweia. »Er macht sogar Ghend ein wenig nervös, glaube ich.«
»Warum gehört er dann nicht dem Inneren Kreis an? «
»Wahrscheinlich, weil Ghend keine Macht über ihn hat. Yakhag untersteht Daeva direkt. Er ist ein Ungeheuer.« »Aber er führt doch Argans Befehle aus.« »Du kennst Nahgharashs Politik nicht, Althalus. Und das ist
auch gut so. Nahgharash ist das reinste Tollhaus!«
»Gelta muss in drei Tagen unbedingt in Osthos sein, Ghoru«, sagte Argan, »mit einer Armee. Wie viele Mann könnt
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