Althalus
schimpfte Althalus.
»Oh«, spöttelte Leitha. »Das tut mir aber leid.«
Dweia verhinderte Althalus' Entgegnung. »Lassen wir Eliar auf seinem Posten, während wir Ghends langes Gesicht beobachten«, schlug sie vor und führte die anderen zum Nordfenster. »Da kenne ich mich aber nicht aus«, bemerkte Bheid und spähte durchs Fenster auf ein nächtliches Lager. »Wo ist das genau, Dweia?«
»Das weiß ich selbst nicht so recht. Ich habe mich auf Ghend konzentriert, nicht auf irgendeinen Ort, darum richtete das Fenster sich direkt auf ihn, ohne sich in Problemen zu verhaspeln, die mit Ländern und Gegenden zu tun haben.«
»Was für ein tolles Fenster!«, rief Gher begeistert.
»Ich bin auch recht zufrieden damit«, sagte Dweia.
»Ist das nicht Argan?« Leitha deutete auf einen einzelnen Reiter, der sich dem Lager näherte. »Wahrscheinlich.« »Ist es nur Zufall?«, fragte Andine.
»Nein«, entgegnete Dweia. »Was wir hier sehen, geschah vor zwei Tagen.« Sie lächelte leicht. »Ich habe viel Übung darin. Es ist eine viel interessantere Art und Weise, Geschichte zu studieren, als staubige alte Bücher zu lesen.«
Argan trieb sein erschöpftes Pferd im Galopp zur Mitte des Lagers, riss am Zügel und saß ab. »Bring mich sofort zu Ghend!«, schnaubte er einen der Krieger in schwarzer Rüstung an, die Dweia als Nekweroser erkannt hatte.
»Jawohl, Hochwürden«, antwortete der Mann mit hohlklingender Stimme.
Doch Ghend war bereits aus dem schreiend bunten mittleren Pavillon getreten. »Wo warst du so lange?«, fragte er Argan mit scharfer Stimme.
»Ich habe Smeugor und Tauri gesucht«, erwiderte Argan. »Das habt Ihr mich doch geheißen.« »Hast du meinen Befehl an sie weitergegeben?«
»Das hätte ich gern, alter Junge, aber ich konnte sie nicht finden. Wie sich herausstellte, sind sie gar nicht in dem Fort.«
»Was redest du da?«
»Ich habe den verborgensten Winkel abgesucht, doch es gab keine Spur von ihnen -außer der hier.« Argan hielt Ghend ein Blatt Papier hin.
»Was ist das?«
»Lest. Ich würde sagen, es spricht für sich.«
Ghend las Sergeant Khalors Brief im Schein einer rauchenden Fackel. »Unmöglich!«, rief er. »Sagt das Koman, alter Junge«, meinte Argan selbstgefällig. »Es ist ihm entgangen, nicht mir.« »Diese beiden Schwachköpfe haben nicht genug Verstand, Ko man zu übertölpeln«, widersprach Ghend.
»Sie hatten vielleicht Hilfe, Ghend«, sagte Argan jetzt sehr ernst. »Koman ist nicht der Einzige auf der Welt, der Gedanken lesen kann. Die Hexe aus Kweron hat ihn schon einmal hereingelegt, wenn ich mich recht entsinne.«
»Das werden sie mir büßen!«, fuhr Ghend auf.
»Erst werdet Ihr sie finden müssen. Im Fort sind sie ganz gewiss nicht. Ich könnte mir vorstellen, dass es für die beiden jetzt nur darauf ankommt, sich nicht von Euch erwischen zu lassen. Erst nahmen sie Euer Geld, und dann haben sie auch bei diesem Khalor abkassiert. Sie haben Euch um ein ordentliches Sümmchen betrogen, Ghend. Sie lächelten und nickten, und dann ließen sie Eure gesamte Armee fast verhungern. Und weil sie wissen, was ihnen droht, werden sie nicht leicht zu finden sein.«
Ghends Augen brannten. »Ich werde sie erwischen, Argan.«
»Yakhag könnte sie wahrscheinlich für Euch aufspüren.«
»Nein. Halte Yakhag verborgen. Ich nehme mich Smeugors und Tauris selbst an.«
»Wie Ihr meint, alter Junge«, entgegnete Argan.
Das Südfenster des Turms blickte auf die Stadt Kanthon, und Bheid beschrieb Eliar den Weg zu einer kleinen Taverne im Viertel der Kaufleute.
»Ich werde die Tür nicht offen lassen, während ihr drin seid«, sagte Eliar zu Bheid und Althalus. »Pfeift, wenn ihr heim wollt.«
»Ihr braucht wirklich nicht mitzukommen, Althalus«, sagte Bheid mit
leicht besorgtem Blick.
»Was macht dir so zu schaffen, Bheid?«, fragte Althalus.
»Nun«, murmelte der Schwarzkuttenpriester voller Unbehagen. »Ich dürfte wirklich niemanden auf diese Leute aufmerksam machen. Es ist eines der am besten gehüteten Geheimnisse der Kir che.«
»Ich wollte, du würdest endlich erkennen, wohin du gehörst, Bheid. Dweia ist ziemlich verärgert über dein Komplott, und ich bin mitgekommen, damit ich sie beruhigen kann. Ich persönlich bin nicht so sehr gegen deine Idee wie Dweia, aber ich würde mir eure Meuchelmörder ganz gern selbst anschauen, um heraus zufinden, ob sie wirklich Fachleute sind oder bloß religiöse Fanatiker. «
»Na gut.« Bheid warf die Hände hoch. »Wie Ihr meint,
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