Althalus
Tür.
»Jawohl, Mütterchen«, erwiderte er mit leichtem Lächeln. Dann drehte er sich um und schlurfte aus dem Saal.
»Ich liebe diesen alten Herrn«, murmelte Andine zärtlich.
»Wer hätte das gedacht«, spöttelte Leitha.
Eliar und Gher betraten den Saal. »In Poma ist auch alles zu
Ende«, berichtete Eliar. »Twengor jagte die Feinde aus der Stadt,
und Kreuter sowie Dreigon haben ihnen den Rest gegeben.«
»Wo ist Khalor?«, fragte Althalus.
»Er steht wie angewurzelt an diesem Fenster«, antwortete Gher. »Keine zehn Pferde könnten ihn da wegbringen.«
»Er will, dass ich sofort zurückkomme«, fügte Eliar hinzu, »falls er die Tür benutzen muss. Ich soll Euch ausrichten, dass Twengor auf dem Weg hierher ist, um sein Geld zu holen. Der Sergeant schlägt vor, dass wir uns zusammensetzen, sobald Kreuter und Dreigon mit Kadon und Mawor fertig sind.«
»Das ist keine schlechte Idee«, meinte Althalus. »Wie geht es Bheid?«
»Er schlaft fast die ganze Zeit«, antwortete Gher. »Emmy sagt, das ist das Beste für ihn.«
»Er wird doch wieder ganz gesund, nicht wahr?«, fragte Leitha besorgt.
»Er benimmt sich schon ein bisschen komisch, wenn Emmy ihn aufweckt«, sagte Gher. »Er redet über Sachen, die ich nicht versteh'. Und wenn er isst, lasst Emmy ihn erzählen, so viel er will, und dann macht sie, dass er wieder schlaft. Hab keine Angst, Leitha. Emmy lasst ihn schon nicht komisch bleiben. Sie macht ihn wieder heil, und wenn sie ihn dazu auseinander nehmen und wieder zusammentun muss.«
Leitha schauderte. »Was für eine schreckliche Vorstellung!«
»Du kennst doch unsre Emmy«, entgegnete Gher.
Die Bürger, die bei Geltas Ankunft aus der Stadt geflohen waren, kehrten zurück, und in Osthos war beinahe wieder der Alltag eingekehrt, als Häuptling Twengor in Begleitung von Herzog Bherdor eintraf. Althalus staunte, dass Twengor immer noch völlig nüchtern war.
»Wo ist Khalor?«, fragte der vollbärtige Häuptling, nachdem Althalus ihm sein Gold ausbezahlt hatte.
»Geschäftlich unterwegs«, antwortete Althalus ausweichend.
»Er kommt wirklich viel herum.«
»Er ist ja auch für den Verlauf eines ziemlich großen Krieges verantwortlich.«
»Genau darüber möchte ich mit ihm reden. Er hielt nicht hinter dem Busch, dass er sich für Kanthon etwas ziemlich Dauerhaftes ausgedacht hat, sobald wir seine Armeen in den Boden gestampft haben. Da wir auf unserem Heimweg sowieso in diese Richtung müssen, finde ich, dass er und ich uns unterhalten sollten.«
»Das kann wahrscheinlich nicht schaden. Ich sehe, Ihr habt Herzog Bherdor mitgebracht.«
Twengor nickte. »Er ist ein guter Junge, aber so weichherzig, dass die Kaufleute seiner Stadt ihn zum Narren hie lten, was die Steuern anging. Jetzt, da Poma in Schutt und Asche liegt, kann er von Grund auf neu anfangen. Ich riet ihm, einige Befehle von Os thos aus zu erteilen. Wenn er Poma neu aufbauen will, braucht er Geld, und das bekommt er am ehesten durch Steuern. Bherdor hat mit solchen Gedankengängen seine Probleme. Er möchte nur, dass die Bürger von Poma ihn lieben. Hätte ich ihn dort gelassen, würden die Kaufleute sich wie Geier auf ihn stürzen. Er muss lernen, sich Autorität zu verschaffen, und dafür ist hier der beste Ort, wie ich finde.«
»Ihr habt Euch erstaunlich geändert, Häuptling Twengor.«
»Ihr meint, weil ich nüchtern geblieben bin?«
»Ja, das hat etwas damit zu tun.«
Twengor wechselte das Thema. »Es tut mir leid, was dem rothaarigen Schäfer passiert ist. Es hat diese Wekti-Jungen, die für mich arbeiteten, ganz schön mitgenommen. Hat jemand in dieser Sache etwas unternommen? «
»Ja. Bruder Bheid.«
»Ich habe nicht die Beerdigung gemeint, Althalus.«
»Ich auch nicht. Bheid hat dem Mann, der Salkan getötet hat, ein Schwert zwischen die Rippen gerammt.« »Ein Priester?«, vergewisserte Twengor sich ungläubig. »Ich dachte, die dürften so was nicht.« »Ich nehme an, Bheid hielt eine Ausnahme für angebracht.« »Ich werde die Leute aus dem Tiefland niemals verstehen!«
Bis die Invasoren endlich aus Andines Reich vertrieben waren, standen die Bäume kahl, und der Herbst war dem Winter gewichen. Nun hatten die Herzöge und Stammeshäuptlinge sich in Osthos zusammengefunden, um weitere Schritte in Erwägung zu ziehen.
»Worauf es schließlich hinausläuft, ist die Versorgung mit Nahrungsmitteln«, sagte Herzog Nitral eines düsteren Nachmittags in der Sitzungskammer. »Die Getreidefelder niederzubrennen,
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