Althalus
ist.«
»Kannst du die Tür zu diesem Anwesen finden, Eliar?«, fragte Khalor finster. »Kein Problem, mein Sergeant. Soll ich mein Schwert mitnehmen? «
»Kann nicht schaden.«
»Noch nicht, meine Herren«, hielt Dweia sie zurück. »Wir sind nicht ganz fertig.«
Erneut verschleierte sich der Blick durchs Fenster, ehe das Innere einer anderen Behausung zu erkennen war. Ein hagerer Edelmann mit hartem Gesicht saß vor mehreren Urkunden an einem Tisch und sprach mit einem Priester in brauner Kutte. »Ich habe sie viele Male studiert, Bruder Sawel«, sagte er, »und mir fällt keine Lösung des Problems ein. Ich will die Brunnen, aber die Bürger dieser Ortschaft haben seit tausend Jahren Brief und Siegel darauf. Mit dem Wasser dieser Brunnen könnte ich Hunderte von Morgen Land erschließen.«
»Beruhigt Euch, Euer Liebden«, erwiderte der Priester. »Wenn Ihr das richtige Dokument für Eure Zwecke nicht findet, müssen wir eben eines verfassen.«
»Würde das vor Gericht denn anerkannt? «
»Gewiss, Herr. Mein Scopas wird den Vorsitz führen, und er schuldet mir ein paar Gefälligkeiten. Sobald ich ihm meine ›überraschende neue Entdeckung‹ vorlege, wird er seine Entscheidung fällen. Die Einwohner werden vertrieben und die Ortschaft mitsamt ihrem Brunnen wird in Euren Besitz übergehen. Dann könnt Ihr die Katen niederreißen oder als Ställe benutzen.«
»Werden wir damit wirklich durchkommen, Bruder Sawel?«, fragte der Baron zweifelnd.
Der Priester zuckte die Schultern. »Wer könnte sich uns widersetzen? Der Adel beherrscht das Land, und die Kirche beherrscht die Gerichte. Ganz unter uns, Euer Liebden, wir können tun und lassen, was wir wollen.«
Dweia blickte den Sergeanten an. »Nun, Khalor, beantwortet das
deine Frage?«
»Durchaus, hohe Herrin. Doch warum mischen wir uns ein? Nach allem, was ich gesehen habe, ist eine Rebellion längst überfällig. Schließen wir doch einfach die Grenzen von Perquaine und gestatten den Bauern, der Herrschaft des Adels und der Kirche ein Ende zu bereiten.«
»Das geht schon deswegen nicht, weil die falschen Leute die Rebellion anführen.«
»Dann sollten wir was unternehmen!«, sagte Gher.
»Das werden wir auch.«
»Wäre es dann nicht recht nützlich, wenn wir uns die Leute anschauen, die dahinterstecken?«, meinte Khalor. »Jetzt, da es Pekhal und Gelta nicht mehr gibt, muss schließlich jemand anders das Kommando führen, und den Gegner zu kennen ist sehr wichtig.«
»Das stimmt, Khalor«, pflichtete Dweia ihm bei. »Also, sehen wir uns ein wenig um.«
Althalus trat einen Schritt zurück und sandte einen forschenden Gedanken zu Bheid aus. Das Gehirn des jungen Priesters war ein Chaos widerstreitender Gefühle. Sein Leid und seine Schuld waren zwar immer noch da, aber es war auch ein Gefühl wie Zorn zu spüren. Die grausame Willkür der Herrschenden in Perquaine drängte Bheids Abscheu vor sich selbst immer mehr in den Hintergrund.
»Es ist ein Anfang, Schatz«, murmelte Dweias Geiststimme. »Setz ihn jetzt nicht unter Druck. Ich glaube, er kommt von allein zu sich.«
»Du hast ein paar Dinge übertrieben, nicht wahr, Em?«
»Ein wenig«, gestand sie. »Die Gedanken der meisten Personen, die wir beobachtet haben, waren nicht ganz so offenkundig, wie ich es eingerichtet habe. Die Leute werden sie vermutlich auch nicht laut äußern.«
»Du schwindelst also schon wieder, Em.« »Ja, aber wenn es dafür sorgt, dass Bheid wieder zu sich findet, ist nichts dagegen einzuwenden.« »Ich muss feststellen, dass deine Moralvorstellungen sehr dehnbar sind.«
»Wie kannst du so etwas sagen! Beobachte Bheid aufmerksam, Schatz. Er wird allerlei sehen und hören, was ihn vielleicht wieder auf festen Boden zurückbringt.«
Der Schleier vor dem Südfenster wich dem Ausblick auf ein längst zerfallenes Haus auf einem Hügel, der auf die See weit im Süden schaute. In der Ruine war ein Zelt errichtet, vor dem ein kleines Feuer brannte. Der blonde ehemalige Priester Argan stand vor dem Feuer und trat nach einem Haufen Schutt.
»So machst du bloß deine Schuhe kaputt«, erklang eine raue Stimme aus der Dunkelheit. »Wo warst du so lange?«, fragte Argan heftig, als der grauhaarige Koman sich dem Feuer näherte.
»Ich hab mich umgehört, das wolltest du doch.«
»Und? Hast du was entdeckt?«
»Es ist noch niemand zum Angriff übergegangen, wenn es das ist, was dir solche Sorgen macht. Ich glaube, dass sie gar nicht ver stehen, was du tust, Argan. Althalus
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