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Althalus

Althalus

Titel: Althalus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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überlistet. Du musst erst an ihm vorbei, bevor du den Tempel einnehmen kannst, und ich bin mir gar nicht sicher, dass du dazu imstande bist.«
    »Ihr scheint Euch einen Namen im feindlichen Lager gemacht zu haben, Althalus«, schnarrte Emdahl. »Ich verstehe mein Handwerk«, entgegnete Althalus beinahe abfällig. »Das weiß jeder.«
    »Bieg hier ab, Koman«, forderte Argan ihn auf, als sie etwa eine halbe Meile von den Toren Dails entfernt war en. »Fahr auf die kleine Erhebung dort, damit alle mich sehen können. Und sorg dafür, dass mich auch jeder hören kann.«
    »Kein Problem«, brummte Koman und lenkte das erschöpfte Ochsengespann in Richtung der Anhöhe.
    »Das verstehe ich nicht ganz«, meinte Emdahl. »Dieser Mob erstreckt sich meilenweit! So laut kann gar niemand reden, dass alle ihn hören könnten.«
    »Dafür sorgt Koman, Eminenz«, warf Leitha ein.
    »Und wie?«
    Sie zuckte die Schultern. »Das weiß ich nicht.«
    »Es ist einer dieser kleinen Kniffe, Emdahl«, erklärte Althalus.
    »Beherrscht Ihr ihn auch?«
    »Wenn ich es wirklich wollte. Allerdings brauchte ich dazu erst
    das richtige Wort von Emmy. Die Bücher haben damit zu tun, und
    das macht es immer etwas kompliziert.«
    »Also eine Art Wunder? «
    »Nun - in etwa. Aber darüber können wir ein andermal reden. Hören wir uns jetzt an, was Argan zu sagen hat.«
    Als ihr klappriger Wagen auf der Hügelkuppe anlangte, zog der blonde Argan die zerlumpte Kapuze hoch, um sein Gesicht zu verbergen. Er richtete sich im Wagen auf, während Komans Leute die ungestüme Menge beruhigten. Als sich schließlich fast alle Blicke auf Argan richteten, warf er seine Kapuze nach hinten und hob den Kopf mit edler Duldermiene. »Meine Brüder und Schwestern«, rief er mit gefühlstriefender Stimme.
    Die Menge wurde vollkommen still.
    »Meine Brüder und Schwestern«, wiederholte Argan, »viel haben wir gelitten auf unserer Suche nach Gerechtigkeit. Jetzt herrscht bitterer Winter, der eisige Nordwind schneidet in unser Fleisch, und der gefrorene Boden erschwert uns das Vorankommen. Barfuß und in dünnen Lumpen haben wir uns durch Perquaine gekämpft, während der Frost uns in eisiger Grausamkeit umklammert hält. Wir hungern und dursten, doch nicht nach Brot und Wasser. Unser Hunger und Durst gehen viel tiefer. Und was ist das so schwer zu erreichende Ziel, das wir uns gesetzt haben?«
    »Gerechtigkeit!«, brüllte ein stämmiger Bauer mit einer Stimme wie Donnergrollen.
    »Ein gut gewähltes Wort, mein Bruder«, bestätigte Argan. »Gerechtigkeit, wahrhaftig. Doch wer verwehrt uns den Weg zur Gerechtigkeit?«
    »Die Edelleut'!«, schrie ein anderer Bauer.
    »So ist es. Doch das Wort ›edel‹ ist bei ihnen fehl am Platze nach allem, was sie seit endlosen Jahrhunderten tun, um uns zu erniedrigen und auszubeuten. Das schöne Perquaine ist ein fruchtbares Land mit überreichen Ernten, doch wie viel davon bekommen wir?«
    »Nichts!«, kreischte eine schmuddelige Frau mit wirrem verfilztem Haar.
    »Wie wahr, meine Schwester«, pflichtete Argan ihr bei. »Nichts. Nichts ist unser Frühstück, und Nichts ist unser Abendbrot. Wir schlagen uns den Bauch mit Nichts voll. Wir plagen uns unser Leben lang, dem reichen Land Perquaine Nahrung zu entringen, und Tonnen voll Nichts ist unser Lohn. Jene, die sich Edelleute nennen, haben uns alles genommen und verlangen trotzdem mehr und mehr. Und weil wir nichts mehr haben, das wir ihnen geben können, bestrafen sie uns mit Peitsche und Stock -nicht um ihre Habgier zu stillen, sondern um ihre Grausamkeit zu befriedigen. Ist das edel? «
    »Nein!«, riefen Hunderte von Stimmen.
    »Wir verhungern inmitten des Überflusses, meine Brüder und Schwestern, und jene, die sich edel nennen, setzen uns den Fuß auf den Nacken, weil sie sich einbilden, dass es ihr gottgegebenes Recht ist. In Perquaine wäre es sogar ein weniger grausames Schicksal, ein Pferd oder ein Hund zu sein. Doch lasst uns dies noch etwas weiter führen, meine Brüder und Schwestern. Wir haben unter der Knute unserer Unterdrücker gestöhnt und kennen diese Tyrannen nur allzu gut. Hat je einer einen Edelmann gesehen, der seine linke Hand von seiner rechten unterscheiden kann?«
    Die Menge brüllte vor Lachen.
    »Oder seine eigenen Schuhe anziehen?«
    Wieder Gelächter.
    »Oder sich den Hintern kratzen, wenn er juckt?«
    »Er geht zu weit!«, knurrte Emdahl.
    »Das muss er bei diesen Zuhörern, Eminenz«, erklärte Althalus. »Das Volk vom Lande ist nun mal ein

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