Althalus
Scopas? «
»Er ist einer dieser typischen Kirchenmänner der Braunkutten. Dem Herzog schmeichelt er, und aus dem einfachen Volk presst er so viel Geld heraus, wie er nur kann. Hier gärt es bereits, Argan. Wahrscheinlich genügt schon eine flammende Predigt, den Topf zum Überkochen zu bringen.«
Argan lächelte. »Du musst das nicht unbedingt Ghend an die Nase hängen, alter Junge, aber ich hatte nie großes Vertrauen in diese offenen Feldzüge. Die Grundmauern zu unterwandern ist bequemer. Pekhal und Gelta wären besser in der finsteren Urzeit geblieben, wohin sie gehörten. Hätte Ghend von vornherein auf mich gehört, wären Wekti und Treborea längst unser und die anderen Länder würden die Tore weit öffnen, um uns freudig willkommen zu heißen.«
»Möglich, aber das ist für dich und mich nicht so wichtig, Ar gan. Ghend muss sich vor dem Gebieter verantworten, nicht wir. Ich glaube, dass der Gebieter immer ungeduldiger wird. Wir haben wirklich nicht alle Zeit der Welt, die Sache zu Ende zu bringen. Diese Kriege in Wekti und Treborea waren Zeitverschwendung, und das ist Ghend zuzuschreiben, nicht uns.«
»Da kann ich dir nur beipflichten, alter Junge. Wir wollen Herz und Seele der Leute, nicht ihre Körper, und der Schlüssel dazu ist der Tempel Dweias in Maghu. Wenn du und ich ihn dem Gebieter als Geschenk darbringen können, versetzt er unserem ›glorreichen Führer‹ vielleicht den Laufpass.«
»Wir sind ehrgeizig.« Koman grinste.
»Ich bin für diesen Posten besser geeignet, als Ghend es je sein könnte, alter Junge. Das weißt du so gut wie ich. Wenn wir das hier erledigt haben, werde ic h zu Daevas Rechten in Nahgharash sitzen und du zu seiner Linken, und die Welt wird uns Untertan sein.«
»Das ist ein hübsches Bild, Argan, aber zuerst einmal musst du an Ghend vorbei -und das dürfte gar nicht so einfach sein.« »Althalus ist ohne größere Schwierigkeiten an ihm vorbeigekommen. «
»Du bist tüchtig, Argan, aber so tüchtig nun auch wieder nicht.«
»Das wird sich noch herausstellen, alter Junge. Machst du mit?«
»Nur bis zu einem gewissen Punkt. Falls Ghend herausbekommt, was du vorhast, stehst du allein da.«
»Anders möchte ich es gar nicht, alter Junge. So, jetzt werden wir Ghend berichten, wie weit die Dinge gediehen sind. Wir wollen es aber keineswegs zu einfach aussehen lassen, wenn du weißt, was ich meine.«
Althalus wälzte sich im Bett und rückte immer wieder sein Kopfkissen zurecht, bis er allmählich einschlief.
Der riesige Tempel in Maghu wirkte verlassen, bis zwei Frauen mit Staubtüchern, Besen und Mopps hereinkamen, um sauber zu machen. Sie trugen Schürzen und Kopftücher. Und als sie eintraten, sang der Dolch zu ihnen.
Die eine Frau war die bleiche, blonde Leitha, die andere die vollkommene Dweia. Die bleiche Leitha setzte sich weinend auf die Steine des Tempelbodens und brachte ein hauchdünnes Gewand zum Vorschein. Schluchzend riss sie einen Ärmel davon aus. Sie warf ihn in die unbewegte Luft, und der Dolch schrie auf, als der Ärmel in der Luft verschwand.
Und Dweias Antlitz war betrübt.
Immer noch weinend riss die bleiche Leitha den zweiten Ärmel von dem hauchdünnen Gewand, warfauch ihn in die Luft. Und wieder schrie der Dolch, als der Ärmel verschwand.
Während Tränen über ihr Gesicht strömten, riss Leitha das hauchdünne Gewand in kleine Fetzen, die sie einen nach dem anderen den verschwundenen Ärmeln hinterher warf. Als sie fertig war, gab es das hauchdünne Gewand nicht mehr, und die bleiche Leitha warf sich mit der Stirn auf den Boden vor dem Altar und weinte wie ein Kind mit gebrochenem Herzen.
Die vollkommene Dweia tröstete sie jedoch nicht, sondern schwebte auf den Altar, hielt inne und bürstete ihn mit allergrößter Sorgfalt ab. Den Staub und Schmutz fing sie in ihrer vollkommen geformten Hand auf und warf ihn in die Luft.
Dann sorgte sie dafür, dass sich das Fenster öffnete, welches die Menschen Bheid nannten. Da blies ein kräftiger Wind aus dem
Fenster Bheid. Und der Dolch sang, und der Staub und Schmutz verschwanden. Die Göttin blickte sich mit stiller Befriedigung um. »Und jetzt«, rief sie, »ist mein Tempel wieder unbefleckt und makellos.«
39
»Habt ihr gut geschlaf en, meine Herren?«, fragte Althalus ironisch lächelnd am nächsten Morgen die Exarchen im Speisesaal.
»Ziemlich gut«, antwortete der silberhaarige Yeudon, »nur hatte ich einen recht eigenartigen Traum, der mir einfach nicht aus dem Sinn
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