Althalus
ihren Schenken bieten sie nur sauren Wein an. Wie war das Geschäft? «
»Gar nicht schlecht«, erwiderte Nabjor zufrieden. »Es spricht sich herum, was ich hier zu bieten habe. Inzwischen weiß fast jeder in Hule, dass er nur zu Nabjors Lager zu kommen braucht, wenn er einen guten Becher Met zu einem vernünftigen Preis haben will. Und wenn er die Gesellschaft einer hübschen Dame sucht, ist er hier genau richtig. Falls er auch noch über etwas Wertvolles gestolpert ist, das er ohne peinliche Fragen verkaufen möchte, weiß er, dass ich mit mir darüber reden lasse.«
»Mach so weiter, Nabjor, und du wirst reich sterben.«
»Wenn du nichts dagegen hast, würde ich lieber reich leben. Aber genug von mir, erzähl du mir doch mal, was du da unten im Flachland erlebt hast. Wir haben einander über ein Jahr nicht gesehen, da gibt es bestimmt eine Menge zum Nachholen.«
Althalus grinste breit. »Du wirst nicht glauben, wie gut alles lief, Nabjor. Was ich auch angepackt habe, ist mir gelungen.« Voller Zuneigung legte er die Hand auf Ghers Schulter. »Dieser Junge hat ein Glück, das meinem in nichts nachsteht. Vereint kann nichts schief gehen. Das wurde uns klar, als wir nach Deika kamen und all diese prächtigen Steinhäuser bewunderten. Durch ›Zufall‹ hörten wir, wie sich ein paar Müßiggänger über einen reichen Salzhändler namens Kweso unterhielten. Ich bin mir ganz sicher, dass es gar kein Zufall war. Mein Glück lenkte uns aus einer Richtung, und Ghers Glück aus der anderen. Falls du in letzter Zeit Salz gekauft hast, wirst
du sicher verstehen, dass ein Salzhändler reicher werden kann als jeder Goldschürfer.« »O ja!«, bestätigte Nabjor. »Sie sind die größten Halsabschneider überhaupt.«
»Nun ja«, fuhr Althalus fort, »wir fanden das Haus dieses Kweso und ich schickte Gher zur Tür, damit er fragte, wo einer der Nachbarn wohnte. In Wirklichkeit sollte er sich das Schloss von Kwesos Tür genau anschauen.«
»Es war kein besonderes Schloss, Nabjor«, fügte Gher hinzu. »Es war groß und sah fest aus, aber ich hält's mit dem Daumennagel aufkriegt.«
»Ist dieser Junge tatsächlich so tüchtig?« Nabjor blickte Althalus fragend an.
»Warum, glaubst du, hab ich ihn als Lehrling genommen? Aber um es kurz zu machen, zwei Tage später gingen wir gegen Mitternacht zu Kwesos Haus, brachen das Schloss auf und schlichen ins Haus. Die Dienerschaft schlief tief und fest, und Kweso schnarchte, dass die Wände wackelten. Aber er hörte rasch damit auf, als ich ihm die Spitze meines Dolchs an die Kehle setzte, und zeigte sich sehr hilfsbereit. Wenige Minuten später waren Gher und ich stolze Besitzer von sehr viel Geld. Wir dankten Kweso für seine Gastlichkeit, fesselten ihn und stopften ihm einen Lappen in den Mund, damit er den Schlaf seines Gesindes nicht störte. Danach verließen wir die prächtige Stadt Deika. Wir kauften uns sogar Pferde. Jetzt, da wir reich sind, brauchen wir nicht mehr zu Fuß gehen.«
»Und wo seid ihr von dort aus hin?«, erkundigte sich Nabjor, den Althalus' Geschichte fesselte. »Nach Kanthon, eine Stadt in Nordtreborea. Ihr neuer Herrscher hat seltsame Ideen, was Steuern angeht.«
»Was sind Steuern?«
»Da bin ich mir selbst nicht ganz sicher. Es ist offenbar so, dass die Leute dafür zahlen müssen, damit sie in ihren eigenen Häusern wohnen dürfen und die kostbare Luft atmen, die der Herrscher so großzügig zur Verfügung stellt. Atmen ist in Kanthon sehr teuer und kostet etwa die Hälfte von allem, was man besitzt. Deshalb halten die einheimischen Reichen es für keine gute Idee, ihren Reichtum zu zeigen, und aus diesem Grund sind wacklige alte Möbel in Kanthon sehr teuer. Und die Reichen lernen bei Maurern, wie man Bodenfliesen auslegt, damit die Steuereintreiber nicht sehen können, welche Fliesen ausgewechselt wurden und unter welchen Löcher sind, in denen die Reichen ihren Schmuck und ihr Gold verstecken. Mein Glück -und Ghers -führte uns in eine Schenke, in der die Mauerer und Steinmetze von Kanthon verkehren. ›Zufällig‹ redeten sie von einem Burschen, der soeben ein Vermögen von seinem Onkel geerbt hatte. Sie überschlugen sich schier vor Lachen über seine Pfuscharbeit, als er das Versteck seines Schatzes tarnen wollte. Ihren Worten zufolge war dieser Kerl einer der Taugenichtse, die sich die ganze Nacht in den zweifelhaften Weinhäusern unten beim Fluss herumtrieben, und wahrscheinlich waren seine Hände noch zittrig vom Suff gewesen, als er
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